Ausgespielt
ihm einen Klaps auf den Arm. Dann lehnte sie sich kokett vor und murmelte: »Sie gehört zu einer Sondereinheit aus FBI-Männern und normalen Bullen, die Becks Finanzen unter die Lupe nehmen. Alles streng geheim. Versprich, dass du nichts ausplauderst.« Sie legte sich einen Finger auf die Lippen, und ich merkte, wie ich erblasste.
Ich fand es unglaublich, dass sie einfach so damit herausplatzte, ohne sich vorher mit mir abzusprechen. Nicht dass ich zugestimmt hätte. Ich versuchte Martys Reaktion einzuschätzen.
Er lächelte verhalten, während er auf die Pointe wartete.
»Nein, mal im Ernst.«
»Das ist mein Ernst«, bekräftigte sie. Ich sah ihr an, dass sie es genoss, ihm alles häppchenweise beizubringen.
»Das verstehe ich nicht.«
»Was gibt’s da zu verstehen? Ich sage dir die Wahrheit.«
»Warum mir?«
»Als offene Warnung. Ich mag dich. Und du stehst direkt in 236
der Schusslinie.«
Offenbar zählte er zu jenen Männern, deren Körperthermostat immer im roten Bereich operiert, da sich mittlerweile ein feuchter Schleier über sein Gesicht gelegt hatte. Scheinbar ohne sich dessen bewusst zu sein, griff er nach dem breiten Ende seiner Krawatte und tupfte sich die Schweißperlen von der Wange.
»Was meinst du damit, dass ich in der Schusslinie stehe? Wie kommst du darauf?«
»Also, erstens: Du weißt, was er getrieben hat. Und zweitens: Beck lässt sich dafür genauso wenig verknacken wie für die fehlenden dreihundertfünfzigtausend.«
»Ich dachte, du hast es freiwillig gemacht.«
»Dämlich wie ich bin, habe ich es ihm leicht gemacht. Ich bilde mir eigentlich ein, dass du schlauer bist als ich, aber vielleicht bist du das ja gar nicht.«
»Er kann mir überhaupt nichts anhaben. Ich habe mich abgesichert.«
»Glaubst du das wirklich? Er braucht dich nur anzuschwärzen.
Deine Fingerabdrücke sind überall. Du bist derjenige, der die Konten eingerichtet hat. Das Gleiche gilt für die Banken im Ausland und den IBC.«
»Genau. Ich habe etwas gegen ihn in der Hand. Ich bin der Letzte, mit dem er sich anlegen darf.«
»Ich weiß nicht«, meinte sie skeptisch. »Du arbeitest schon lange bei ihm …«
»Zehn Jahre.«
»Eben. Das heißt, du weißt wesentlich mehr als ich.«
»Und?«
»Wenn er mir etwas anhängen konnte, kann er dir auch etwas anhängen. Glaub mir, die Falle steht schon bereit. Du erkennst sie nur momentan genauso wenig, wie ich erkannt habe, was er mit mir macht – bis es zu spät war.«
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»Ich habe keinen Ärger mit Beck. Er sorgt gut für mich. Weißt du, wie viel Geld ich in den zehn Jahren beiseite geschafft habe?
Ich könnte jederzeit in den Ruhestand gehen, schon morgen alles stehen und liegen lassen und trotzdem wie ein König leben.«
»Vielleicht wirkt es ganz gemütlich, aber eine Falle ist es trotzdem.«
Marty schüttelte den Kopf. »Nein. Das kaufe ich dir nicht ab.«
»Und wenn sie dir Druck machen?«
»Wer, sie?«
»Die Feds. Was glaubst du, was ich dir gerade erzählt habe?
Das FBI, die Steuerbehörden, und was war noch das dritte?«, fragte sie mich und schnippte dabei ungeduldig mit den Fingern.
»Das Justizministerium«, antwortete ich.
Sie wandte sich mir zu und runzelte die Stirn. »Haben Sie nicht noch ein paar mehr erwähnt?«
Ich räusperte mich. »Die Zoll- und Finanzbehörden. Und die Drogenbehörde.«
»Siehst du?«, sagte sie zu ihm, als würde das irgendetwas erklären.
»Warum sollen sie mir Druck machen? Auf welcher
Grundlage?«
»Auf Grundlage der ganzen Schweinereien, die sie bis jetzt schon ausgegraben haben.«
»Bei wem?«
»Glaubst du etwa, sie haben keine Agenten vor Ort?«
Er lachte leicht beklommen. »Was denn für ›Agenten‹? Das ist doch Quatsch.«
»Entschuldige. Da habe ich mich versprochen. Ich habe
›Agenten‹ in der Mehrzahl gesagt. Dabei ist es nur einer.«
»Wer?«
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»Mal sehen, ob du es errätst. Pass auf, ich gebe dir einen Tipp.
Wer in der Firma ist Beck in den letzten Monaten näher gerückt? Hmmm.« Sie legte sich einen Finger an die Wange, als würde sie angestrengt nachdenken. »Fängt mit O an.«
»Onni?«
»Du hast’s erfasst. Glück muss der Mensch haben. Ich wandere ins Gefängnis, und schon hat sie die Chance, sich an meinen Platz zu schmuggeln.«
»Sie arbeitet fürs FBI?«
Reba nickte. »O ja, schon seit Jahren, und du kannst mir glauben, die kleine Onni will seinen Kopf rollen sehen.«
»Das nehme ich dir nicht ab.«
»Marty, das ist die Gelegenheit für sie. Du weißt ja,
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