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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wie es Frauen in diesen beschissenen Behördenjobs geht. Klar werden sie eingestellt. Die Männer lassen sie die ganze Drecksarbeit machen, aber eine Beförderung kannst du vergessen. Es gibt keinen Weg nach oben ohne irgendeinen großen Coup. Wenn sie das jetzt nicht schafft, bleibt sie, wo sie ist.«
    »Klingt in meinen Ohren nicht überzeugend. Bist du dir sicher? Das passt doch alles nicht zusammen. Die Frau ist dumm wie ein Stück Holz.«
    »Das ist der Eindruck, den sie vermittelt, aber sie ist mit allen Wassern gewaschen. Ich sage dir, sie ist richtig gut. Du wirst sehen. Die Frau kann ihre eigenen Bedingungen stellen, vorausgesetzt, sie bringt zuerst Beck zur Strecke. Ich meine, betrachte es doch mal so. Hegt irgendjemand in der Firma einen Verdacht? Du ja bisher offensichtlich nicht, und Beck hat auch keinen Schimmer. Wenn er wüsste, was los ist, wäre er im Handumdrehen verschwunden. Oder nicht?«
    »Ja, schon.«
    »Glaub mir lieber«, sagte sie. »Sie hat die ganze Zeit ihre Finger im Spiel und freien Zugang zu allem. Das Ganze ist für 239
    sie kinderleicht.«
    Marty schien langsam ungehalten zu werden, und ich
    bemerkte zwei Flecken auf seinem Hemd, wo der Schweiß inzwischen durchgesickert war. »Hör mal, Reb. Ich weiß, dass du stinksauer auf ihn bist, und das mache ich dir gar nicht zum Vorwurf–«
    »Natürlich bin ich stinksauer auf ihn, aber nicht auf dich, und deshalb bin ich hier. Ich verlasse mich darauf, dass du den Mund hältst. Ich habe jedenfalls niemand sonst ein Wort davon verraten. Sie will ihn fertig machen. Und darauf ist sie derart versessen, dass sie sogar freiwillig mit ihm ins Bett geht, nur um ihm immer einen Schritt voraus zu sein.«
    Marty schwieg. Er atmete, als wäre er gerade sechsmal um den Block gerannt. »Du kannst nicht einfach etwas behaupten –«
    »Ist mir klar. Du bist ein Mann mit gesundem Menschenverstand, und du bist schwer zu überzeugen. Deshalb habe ich die hier mitgebracht.« Sie zog die Schwarzweißfotos aus dem Umschlag und reichte sie ihm.
    Marty blätterte sie durch. »O mein Gott.«
    »Hast du’s jetzt begriffen?«
    »Was denkt er sich nur dabei?«
    »Überhaupt nichts. Ihm ist der Verstand zwischen die Beine gerutscht. Hast du wirklich nicht geahnt, dass er sie bumst? Du hast ja auch gewusst, dass er was mit mir gehabt hat.«
    »Schon, aber du hast auch kein Geheimnis daraus gemacht, dass du scharf auf ihn warst. Nur bei der Sache hier, ich weiß nicht … Müsste ihm nicht jemand sagen, was abläuft?«
    Reba zog die Brauen hoch und sah ihn mit großen Augen an.
    »Willst du das übernehmen? Ich tu’s nämlich garantiert nicht.«
    »Der arme Kerl.«
    »Von wegen armer Kerl. Soll das ein Witz sein? Wenn er bereit war, mich in die Pfanne zu hauen, warum dann nicht auch 240
    dich? Der Punkt ist nur, dass diesmal noch mehr auf dem Spiel steht. Wenn du ihn über Onni aufklärst, verschafft ihm das nur mehr Zeit, um seine Spuren zu verwischen.«
    Marty hielt sein Glas in die Höhe und ließ die Eiswürfel klirren. Der Barkeeper bekam es mit und machte sich gleich daran, ihm einen neuen Drink einzuschenken. »Onni. Ist ja irre.
    Beck muss voll in die Falle getappt sein.«
    »Ja, klar. Und sobald sie sich ihn greift, schlägt er einen Haken und schiebt das Ganze auf dich. Er wird behaupten, du hättest im Alleingang gehandelt. Er hätte dich nie zu irgendetwas ermächtigt. Du hast es nur von dir aus getan.«
    »Aber es ist seine Unterschrift. Kreditanträge, Gründungs-papiere –«
    »Marty, wach endlich auf. Er wird sagen, dass er die finanzielle Seite nie durchschaut hat. Genau deshalb konnte ich mir ja das Geld unter den Nagel reißen. Eigentlich hätte er etwas daraus lernen sollen, aber manche Leute werden eben nie gescheiter. Du hast ihm gesagt, er soll unterschreiben, also hat er unterschrieben. Er hat dir vertraut, und das ist nun der Dank dafür. Schande über ihn. Und ehe du dich’s versiehst, stehst du schon unter Anklage vor einem Bundesgericht.«
    Marty schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Das haut mich total um.« Der Barkeeper brachte ihm seinen Drink. Marty zog die Brieftasche heraus und entnahm ihr zwei Zwanziger.
    »Stimmt so«, sagte er. Als der Barkeeper abzog, hatte Marty sein Glas schon beinahe wieder geleert.
    Während des kurzen Wortwechsels zwischen den beiden
    Männern warf mir Reba einen Blick zu. Es ist deine Show, dachte ich, ehe sie sich abwandte.
    Sie tätschelte Martys Arm und sprach in forschem Ton weiter.
    »Denk nur

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