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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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um mal bei Shakespeare zu bleiben …«
    Er war nach fünf Minuten mit der Wurst fertig und drückte mir das volle Tablett in die Hände: »Folie einpacke und weg in de Kuhlschrank«, befahl er. »Morgen: Dessert und mache fertig dasse Ssuppe … dann einpacke und fahre ssu Boot.«
    »Ja, und die ganzen anderen Sachen? Die Königsberger Klopse, der Hering, das Aspik?«, warf ich ein.
    »Alles fertig. Guckssdu Kuhlraum.«
    »Wann hast du das gemacht? Ich hab dich nur Zwiebeln hacken sehen.«
    »Du ssiehsse nie die ganze Ssituacion …« Raoul lachte. »In de Kuche und deine Leben du hasse eine Plan oder du hasse Sswierigkeiten. Dasse isse die gansse Hokuspokus. Und jetzt, du mache ssauber … de ganze Kuche.«
    »Jetzt noch?! Guck mal auf die Uhr.«
    »Wie isse Antwort korrekte?« Raoul klopfte mit dem Messer auf den Arbeitstisch, und ich beeilte mich zu sagen: »Ja, Chef.«

Kapitel 18
    Es war schon spät, als ich in die Johanniterstraße einbog. Raoul hatte mich tatsächlich dazu gebracht, den Fußboden in der Cateringküche auch noch zu schrubben. Wenn der Chef mitwienert, kann man nicht nein sagen. Meine Beine fühlten sich an, als wären sie mit Blei gefüllt, und meine Finger waren steif vom Pellen, Schälen, Piddeln, Reiben, Schrubben und Wringen. Ich war sehr froh, kein Licht im
Schickobello
zu sehen. Das konnte nur bedeuten, dass es mal eine ruhige Nacht ohne Gebohre, Gehämmer, Abenteuer jedweder Art oder Musik von Tom Waits geben würde.
    Ich schob die Wohnungstür auf. Doktor Thoma flitzte mit gesträubtem Nackenfell an mir vorbei in den Hausflur. Ich ließ die Tür für ihn offen und ging ins Wohnzimmer. Draußen rauschte der Zug vorbei.
    Dimi und Stojko saßen auf dem kleinen Sofa und starrten auf das Schneegestöber, das im Fernseher lief. Stojko hatte seine Füße, an denen er Stulpenstiefel trug, auf dem Gitterrost des Kamins abgelegt.
    Die Bremsen des Zuges quietschten; Dimi richtete die Fernbedienung auf den Fernseher und erhöhte die Lautstärke des weißen Rauschens. Dabei rasselte das Kettenhemd. Die Frage nach dem Verbleib von Günni Heibuchs Kostüm war damit beantwortet.
    Ich hielt den Atem an, machte auf Zehenspitzen einen Schritt rückwärts – und trat prompt Doktor Thoma auf den Schwanz. Der Kater quiekte, Stojko und Dimi drehten sich um. Die Krallen von Doktor Thoma in meiner rechten Wade, verlor ich das Gleichgewicht. Dimi war sofort aufgesprungen. Er packte mich, zerrte mich ins Wohnzimmer und schubste mich aufs Sofa.
    »Raus aus meiner Wohnung!«, schrie ich und sprang wieder auf. Stojko drückte mich in die Kissen.
    »Wir wollten uns nur verabschieden. Warum so hysterisch?«, sagte Dimi und spielte mit einem Klappmesser herum.
    »Ja, verabschieden. Und uns bedanken für die fünfhundert Öcken, die du für uns in der Porzellandose versteckt hast.« Er holte die Geldrolle aus seiner Hosentasche und wedelte damit herum. »Echt nett von dir ... Aber das reicht eigentlich nicht ... Wir müssen wegen der Bullen verschwinden. Wir haben uns gefragt, wer uns da verpfiffen hat«, sagte Stojko und steckte das Geld wieder ein.
    »Das war ich nicht«, log ich. »Hat Jorgo euch das etwa erzählt?«
    »Natürlich. Jorgo erzählt uns alles. Manchmal freiwillig, manchmal auch nicht«, sagte Stojko.
    »Der spinnt doch! Woher wisst ihr überhaupt, wo ich wohne?«
    Die beiden schauten sich an. Dimi sagte: »Ooch, unsere Küchenschabe schreibt so zartfühlende Grußkarten an schicksalsgebeutelte Familien ... mit bunten Blumen drauf ... hast du für uns auch einen Kalenderspruch ...?«
    »Lieber wär’ uns aber noch ein bisschen mehr Geld.«
    »Ich hab kein Geld.«
    »Ach? Die neue Cateringchefin hat kein Geld ...«, sagte Dimi und versenkte sein Klappmesser im Sofapolster. »Ich guck hier mal ein bisschen ...« Er schlitzte das Polster auf und zerrte die Schaumstoffflocken hervor.
    »Ey, bist du wahnsinnig? Die Sachen gehören mir nicht!«
    »Ach, so! Dann mach ich vielleicht ein paar Löcher in deine Visage ... die gehört dir doch? Ach ... ich hab noch eine andere Idee ... Dimi, sollen wir sie erst ein bisschen durchrollen?«, sagte Stojko und ließ sein Klappmesser aufschnappen. »Mach schon mal die Hüfte locker ...«
    »Ich dachte, wo wir den Fernseher repariert haben, können wir auch zu Ende gucken, erst mal. Bevor wir die Küchenschabe grillen«, sagte Dimi und drückte auf der Fernbedienung herum.
    »He, he ... Superfilm, weissu ... Das weiße Rauschen ... Superfilm!«, alberten die beiden

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