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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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…«
    »Vergessen Sie’s. So oder so – Sie werden ihr dasselbe zahlen müssen. Ist die neue Zeit.«

    »Was meinen Sie damit?«
    »Das neue Scheidungsrecht. Auf Schuld kommt es jetzt nicht mehr an.«
»Warum das denn?«
»Weil es die Sache beschleunigt und die Gerichte entlastet.«
»Das ist doch nicht gerecht.«
»Meinen die aber.«
Bass saß auf seinem Stuhl, atmete schwer und sah mich an. Ich hatte die Angelegenheit Celine zu erledigen und den Red Sparrow zu finden, und hier hockte dieser wabbelige Fleischkloß und grämte sich, weil seine Frau mit jemand rumfickte.
Endlich sagte er wieder was. »Ich will nur Klarheit. Für mich selber.«
»Ich mach’s nicht billig.«
»Wieviel?«
»Sechs Dollar die Stunde.«
»Das ist nicht viel Geld.«
»Für mich schon. Haben Sie ein Foto von Ihrer Frau?«
Er stocherte in seiner Brieftasche, fand eins und gab es mir. Ich sah es mir an.
»Donnerwetter! Sieht sie wirklich so aus?«
»Ja.«
»Da spannt mir ja sofort der Hosenlatz.«
»He, werden Sie nicht anzüglich!«
»Entschuldigung. Aber das Foto muß ich behalten. Wenn ich fertig bin, kriegen Sie’s wieder.«
Ich verstaute es in meiner Brieftasche.
»Lebt sie noch mit Ihnen zusammen?«
»Ja.«
»Und Sie fahren jeden Morgen zur Arbeit.«
»Ja.«
»Und es kommt vor, daß sie …«
»Ja.«
»Warum glauben Sie, daß sie …«
»Andeutungen. Anrufe. Stimmen in meinem Kopf. Ihr verändertes Benehmen. Lauter so Anzeichen.«
Ich schob ihm einen Notizblock hin.
»Schreiben Sie mir Ihre Adresse und Telefonnummer auf. Privat und geschäftlich. Alles weitere erledige ich. Ich laß sie hochgehen. Ich nagle ihr den Arsch an die Wand.«
»Wie bitte?«
»Ich nehme den Auftrag an, Mr. Bass. Wenn ich ihn zu einem gedeihlichen Abschluß bringe, sag ich Bescheid.«
»Zu einem gedeihlichen Abschluß? « fragte er. »Sagen Sie mal, ist Ihnen nicht gut?«
»Doch. Und Ihnen?«
» Mir fehlt nichts.«
»Also. Dann machen Sie sich mal keine Gedanken. Ich bin Ihr Mann. Ich werd sie festnageln.«
Bass stand langsam auf. Ging zur Tür. Drehte sich nochmal um.
»Barton hat Sie mir empfohlen.«
»Na, sehn Sie. Schönen Tag noch, Mr. Bass.«
Die Tür fiel ins Schloß, und er war verschwunden. Der gute alte Barton. Ich nahm das Foto aus der Brieftasche und sah es an.
Du Luder, dachte ich. Du Flittchen.
Ich stand auf, schloß die Tür ab, nahm den Telefonhörer von der Gabel. Setzte mich an den Schreibtisch. Starrte das Foto an.
Du Flittchen, dachte ich, dir ramponier ich den Arsch. An die Wand werd ich ihn nageln! Gnadenlos! Dich erwisch ich auf frischer Tat. Während du’s treibst. Du Luder, du Flittchen, du Nutte.
Schwer atmend zog ich mir den Reißverschluß auf. Da kam ein Erdbeben. Ich ließ das Foto fallen und verkroch mich unterm Tisch. Es war ein ordentlicher Rumpier. Mindestens Stärke sechs. Kam mir vor, als würde es zwei Minuten dauern. Als es vorbei war, kroch ich mit offenem Hosenlatz wieder unterm Schreibtisch hervor. Ich hob das Foto auf, steckte es in die Brieftasche zurück und zog den Reißverschluß hoch. Sex, das war doch nur eine Falle. Etwas für Tiere. Ich war zu klug, um auf so was reinzufallen. Ich legte den Hörer auf die Gabel, schloß die Tür auf, ging raus, schloß hinter mir ab und ging runter zum Lift. Ich hatte zu arbeiten. Ich war der beste Schnüffler in L.A. Einschließlich Hollywood. Ich drückte auf den Rufknopf und wartete auf den verdammten Lift.

10
    Den restlichen Tag und die Nacht können wir vergessen. Da hat sich nichts getan. Lohnt sich nicht, davon zu reden.

11
    Am nächsten Morgen um acht saß ich gegenüber dem Haus von Jack Bass in meinem VW-Käfer und las die L.A.Times. Ich war verkatert, aber ich hatte ein paar Nachforschungen angestellt. Die Frau von Bass hieß Cindy. Cindy Bass, geb. Maybell. Im Pressearchiv hatte ich herausgefunden, daß sie mal einen unbedeutenden Schönheitswettbewerb gewonnen hatte. Miß Chili Cook-Off 1990. Fotomodell, kleinere Filmrollen, begeisterte Skiläuferin. Spielte Klavier, mochte Baseball und Wasserball. Lieblingsfarbe: Rot. Lieblingsfrucht: Banane. Hielt gern ein Mittagsschläfchen. Hatte Kinder gern. Und Jazz. Las Kant. Ja, sicher. Wollte mal Anwältin werden, usw. usw. Lernte Jack Bass beim Roulette in Las Vegas kennen. Zwei Tage später war Hochzeit. Gegen halb neun setzte Jack Bass mit seinem Mercedes rückwärts aus der Einfahrt raus und fuhr zu seinem hochbezahlten Job bei der Aztec Petroleum Corporation. Jetzt hatte ich Cindy für mich allein. Ich würde sie

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