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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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mal wieder das Toilettenpapier, der Kaffee, die Milch, das Brot oder die Zigaretten ausgegangen sind. Auch abends kann es schon einmal vorkommen, dass er hier Halt macht, um sich eine Flasche seines Lieblings-Chardonnays zu kaufen. Er bestellt sich ein Croissant mit Butter und einen Milchkaffee, dann balanciert er beides gekonnt zu einem der Stehtische mit Blick auf die Straße. Diese wenigen Minuten, bevor er sich wieder aufmacht, genießt er sehr, eine kurze Schonfrist mit den besten Croissants in ganz Düsseldorf.
    Im Büro von Hendrik Flemming wartet schon das Team auf den Hauptkommissar. Gut gelaunt begrüßt er die Runde, zieht schnell Mantel und Schal aus, hängt beides sorgfältig an den Kleiderhaken neben Flemmings schmuddelige Kapuzenjacke. Er schätzt Flemming als Kollegen, irgendwie mag er ihn auch, aber an die ausgeleierten T-Shirts und die Stoffturnschuhe, in denen er herumläuft, kann er sich nicht gewöhnen. Heute sind die zwei Neuen anwesend, die Kommissaranwärter Florian Schmidt und Sonja Melchior, abgestellt vom Dezernat Raub. Sie sind recht jung, an Erfahrung mangelt es noch, aber sie wirken engagiert, und – für den Leiter der Ermittlungen besonders wichtig – sie sind nicht einfach abkommandiert worden, sondern haben sich freiwillig gemeldet. Das lässt auf eine gute Zusammenarbeit hoffen. Zuerst reicht er Sonja Melchior die Hand und lächelt der jungen Frau aufmunternd zu. In ihren dunkelbraunen Augen liest er Anspannung, aber auch Neugierde. Sie reicht ihm gerade bis zur Brust. Ihre dunkelblonden Locken hat sie geschickt mit einem Gummiband gebändigt, nur vereinzelt lugt ein Haarkringel aufmüpfig in die Stirn. Dann wendet er sich Florian Schmidt zu. ›Ein witziger Bursche‹, geht es ihm durch den Kopf, als er den Rotschopf mit den dunkelgrünen Augen und unzähligen Sommersprossen im Gesicht genauer betrachtet.
    »So, dann wollen wir mal.« Clemens setzt sich und fasst die bisherigen Ergebnisse kurz zusammen, um die beiden auf den aktuellen Stand zu bringen. Sein Fazit: »Die bisherigen Vernehmungen haben ergeben, dass keine der Personen ein wasserdichtes Alibi aufzuweisen hat.«
    Dann schaut er zu Maria hinüber, die das Wort ergreift. »Dr. Lamberty hat bis kurz nach sechzehn Uhr und um neunzehn Uhr dreißig ein Alibi, für die Zeit dazwischen und danach gibt es keine Zeugen. Die Ex-Frau von Briest, Senta Hartmann, hat kurz nach sechzehn Uhr und dann erst wieder ab neunzehn Uhr ein Alibi.«
    »Da liegt noch eine Menge Arbeit vor uns«, leitet Clemens die Arbeitsverteilung ein. »Hendrik, nimm Kontakt zu den Kollegen aus Brüssel auf. Hast du den Absender der E-Mail identifiziert?«
    »Ja, sie ist gegen dreizehn Uhr auf Frau Hartmanns Rechner eingegangen. Die Gerichtsverhandlung endete etwa um zwölf, also muss sich Michael Schneider gleich, nachdem er nach Hause gekommen ist, an den Computer gesetzt haben.«
    »Wer ist dieser Michael Schneider?«, fragt Maria.
    »Ein Werber mit ehemals angesehener kleiner, aber florierender Werbeagentur.«
    »Wieso ehemals?«, unterbricht Clemens.
    »Nach meinen Recherchen hat es da den klassischen Absturz gegeben. Seine einzige Tochter ist missbraucht worden, danach ging die Ehe kaputt, Alkohol spielte bei ihm eine immer größere Rolle. Die Agentur kam in Schräglage und konnte nur durch einen Verkauf gerettet werden. Mittlerweile ist er Hartz-IV-Empfänger und wohnt in der Altstadt. Seine Lage dürfte sich nach dem Selbstmord seiner Tochter vor drei Monaten nicht verbessert haben«, konstatiert Hendrik.
    Clemens ist immer wieder erstaunt, was Flemming herausbekommt, doch er hütet sich, nach dessen Recherchemethoden zu fragen.
    »Okay, Christian, du besuchst mit Sonja diesen Schneider und fühlst ihm mal auf den Zahn. Florian, du rufst den Pfleger aus dem St.-Vinzenz-Krankenhaus an und versuchst herauszufinden, ob er im fraglichen Zeitraum Lamberty gesehen hat, und widmest dich den hoffentlich bald eintreffenden Hinweisen aus der Bevölkerung. Die Pressekonferenz hat Mönnekes mit Pia Cremer für elf Uhr angesetzt, Kreutz vertritt mich, er wird nur das Nötigste an die Presse weitergeben.«
    Clemens überlegt kurz, bevor er fortfährt: »Christian, wenn ihr mit Schneider fertig seid, geh denen von der ARGE, wie gestern besprochen, mal auf die Nerven. Ob die mehr über Briest wissen, wo er seine Zeit verbracht hat. Wer übernimmt den Strafverteidiger von Briest?«
    Clemens schaut in die Runde. »Christian, vielleicht schaffst du das. Es ist Horst

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