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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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undeutlich gezeigt. Eine Ähnlichkeit war zu erkennen, mehr aber nicht. Ich habe ihn ja nur einmal zuvor im Salon gesehen, bei sehr schummrigem Licht und von hinten. Da wirkte die Person ganz anders als der Jürgen Beyer, den wir befragt haben.«
    Kreutz sieht zu Maria hinüber.
    »Mir ist er bei der Vielzahl an Gästen gar nicht erst aufgefallen«, gibt die Hauptkommissarin zerknirscht zu.
    »War die Polizeikontrolle denn wirklich noch notwendig?« Kreutz klingt vorwurfsvoll.
    »Ich habe nicht damit gerechnet, dass Beyer so ausrastet. Für mich war der ›Blasse‹, nachdem wir ihn auf den Fotos gesehen haben, der Hauptverdächtige. Als sich dann herausstellte, dass es sich dabei um einen ehemaligen Kollegen handelt, schien er mir nicht mehr als Täter in Frage zu kommen. Trotzdem habe ich intuitiv an der Fahrzeugkontrolle festgehalten.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt halte ich ihn natürlich wieder für den Hauptverdächtigen.«
    »Aber nur, weil du sonst nichts hast«, bemerkt Kreutz immer noch verstimmt. »Wo bleibt deine Intuition?«
    »Nein, so ist es nicht. Ich habe es doch vorhin dargelegt.« Clemens ist verärgert, nicht so sehr über die Kritik von Kreutz als vielmehr darüber, dass ihm seine Souveränität abhanden kommt. Dass er Erika Wagner ernsthaft als Täterin in Betracht gezogen hat, kann er sich nur schwer verzeihen.
    »Deine Bemerkung, dass Beyer frustriert war, weil die mutmaßlichen Täter nicht abgeurteilt wurden, ist ein zusätzliches Argument.«
    »Unser Problem ist, dass wir einfach nicht genügend über Jürgen Beyer wissen. Wie er sich die letzten Jahre psychisch entwickelt hat. Alles nur Mutmaßungen.«
    Bevor Clemens etwas erwidern kann, reißt Flemming die Bürotür auf. Er ist etwas außer Atem und drückt Clemens ein Fax in die Hand.
    »Gerade reingekommen, die Ergebnisse der Funkzellenauswertung.«
    Clemens überfliegt hastig das Schreiben.
    »Die letzte Funkzelle, die ein Signal vom Handy Kirchfelds erhalten hat, liegt in Heerdt.«
    »Und?«, fragt Kreutz.
    »Da wohnt Beyer.«
    Pia Cremer hat die letzten Worte noch mitbekommen. Während sie Clemens den Durchsuchungsbeschluss aushändigt, sagt sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldet: »Ich komme mit.«

Epilog
    Montagvormittag Heerdt. Das kriminaltechnische Team von Schoeller steht schon vor dem Haus von Jürgen Beyer, als die Hauptkommissare und die Oberstaatsanwältin dort ankommen. Innerhalb von Sekunden hat ein Mitarbeiter des Schlüsseldienstes die Haustür geöffnet. Clemens kann Schoeller gerade noch zurückhalten.
    »Bitte hab noch etwas Geduld. Wir wollen uns das hier erst einmal anschauen.«
    Schoeller nickt. »Ruiniert mir aber nichts.«
    Clemens öffnet seinen Kofferraum und wirft Pia Cremer und Maria Esser die in Folie verschweißten Schutzanzüge zu. Alle drei streifen die Overalls über. Obwohl die Straße mittlerweile von der Besatzung zweier Streifenwagen abgeriegelt ist, finden sich an den Absperrbändern schon die ersten Nachbarn und Passanten ein, die neugierig das Geschehen beobachten.
    Als Erster betritt Clemens von Bühlow das Haus, gefolgt von Maria Esser und Pia Cremer. Schon beim Betreten des Flures bemerken sie einen leicht süßlichen Geruch, der sich unangenehm auf die Zunge legt und nach Eisen schmeckt. Clemens zieht schnell seine Schutzhandschuhe über, bevor er die Tür zum Wohnzimmer öffnet. Auf ein Zeichen von ihm nimmt Pia Cremer den Wohnzimmerschrank in Augenschein, Maria Esser verschafft sich in der kleinen Küche einen Überblick. Der Hauptkommissar untersucht vorsichtig den Schreibtisch. Überall finden sie Zettel, in der Schreibtischschublade, auf dem Wohnzimmer- und Küchentisch, auf denen Beyer Drohungen ausspricht und über wertes und unwertes Leben sinniert. Zwei Bücher über Jägerei entdeckt Pia Cremer, in denen er Stellen über Brüche und das Aufbrechen von Wild angestrichen hat. In zwei Kladden, die zuoberst im Schreibtisch liegen, hat er sich Notizen zur Verhandlung von Briest und Kirchfeld gemacht. Clemens überfliegt den Inhalt. Hier ist auch der Tagesablauf von Jacques Briest genauestens dokumentiert. Ihm wird heiß. Gebannt blättert er weiter und kommt zu einer Stelle, die genau beschreibt, wie Beyer den Mord im Grafenberger Wald plant. Auch die Gewohnheiten von Thomas Kirchfeld sind penibel aufgelistet. Er hat den Kontakt zu dem jungen Mann gesucht und, wie die Aufzeichnungen vermuten lassen, auch dessen Vertrauen gewonnen. Sein Ziel war es, ihn in eine Falle zu locken.

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