Ausgewichtelt
Würdest du mir vielleicht eine Probe liefern? Meine Nackenfedern jucken fürchterlich.«
Der Krähenjunge drängte sich bereits vor Begeisterung schielend gegen die Hand des Wichtels.
»Meine liebe Krähe, du benimmst dich daneben«, tadelte der Weihnachtsmann.
»Ja, stimmt, aber ich musste es einfach probieren. Der hier kann noch besser kraulen als du. Ich verspreche, diesen Wichtel immer gernzuhaben.«
»Wir würden wohl alle gut miteinander auskommen. Onni, was hältst du davon, mit uns zu kommen? Arbeit in der Darre kann ich dir nicht versprechen, aber du könntest Borkenboote schnitzen, Stoffpuppen nähen und dir noch anderes Spielzeug ausdenken. Und das Kaminfeuer dürftest du hüten, sooft du willst.«
»Und ich bräuchte keine Fichtenspitzen mehr zu essen?«
»Nie mehr. Bei uns gibt es Brei und im Sommer Beeren.«
»Juhu!«, rief der Wichtel, und im Laufe des Abends waren von ihm noch viele Jauchzer zu hören. Der erste ertönte bereits, als das Haus am Korvatunturi in Sicht kam, der nächste, als Kyksi die Ankömmlinge begrüßte, und der dritte, als sie das Haus betraten. Der Wichtel jubelte, als er sich an den Esstisch setzte, und strahlte über das ganze Gesicht, als er sich in der warmen Sauna waschen durfte.
Schließlich legte er sich auf das Lager, das ihm der Weihnachtsmann auf der Wandbank bereitet hatte, und schlief erschöpft ein. Der Weihnachtsmann blieb noch eine Weile am Kaminfeuer sitzen und streichelte die schläfrige Krähe.
»Wie gut, dass du bei deinem Flug durch den Wald so aufmerksam warst. Es ist schön, dass der Wichtel jetzt bei uns wohnt.«
»Ja, sehr schön«, seufzte die Krähe.
»Er wird mir sicher eine große Hilfe sein. Denk doch nur, wie viele Geschenke wir zu zweit anfertigen können!«
Die Krähe nickte und schlief ein, und der Weihnachtsmann betrachtete das Feuer, das allmählich verlosch. Vor Wohlbehagen lachte er leise. Dann merkte er, dass auch er müde wurde. Er stand auf, legte die Krähe sorgsam auf ihr Baumflechtenlager und zog die Bettdecke des Wichtels zurecht. Onni dehnte sich genüsslich und lächelte im Schlaf.
Kapitel 6
W ar das ein schönes Leben! Am nächsten Morgen konnte der Weihnachtsmann in aller Ruhe sein Vormittagsschläfchen halten, denn die Krähe hielt sich an den Wichtel Onni, wenn sie gekrault werden wollte. Der Wichtel sorgte auch dafür, dass das Kaminfeuer behaglich brannte. Kyksi flatterte fröhlich auf dem Hof herum, und in der Stube war es warm und gemütlich.
Es begann zu schneien, in großen, schönen Flocken. Es waren viele, so viele, dass niemand sie zählen konnte. Jede Schneeflocke hatte sechs Zacken, deren Ränder von winzig kleinen Ornamenten gesäumt waren. Wenn man ganz genau hinschaute, glichen die Schneeflocken winzigen Sternen, und wenn man es schaffte, ihre zerbrechliche Schönheit zu betrachten, bevor sie schmolzen, erkannte man, dass jede Schneeflocke ein wenig anders geformt war als die anderen.
Einige der Schneeflocken in Finnisch-Lappland tragen einen Zauber in sich. Wenn sich ein Kind etwas Schönes wünscht oder eine gute Tat vollbringt, entsteht hoch oben am Himmel ein Schneestern, der den ganzen langen Weg bis zum Berg Korvatunturi schwebt. Die besondere Form des Berges macht es möglich, dass der Weihnachtsmann die guten Taten und schönen Wünsche der Kinder in aller Welt hört. Dann schreibt er sie in sein großes Buch. Es gab Kinder, die ihren Großeltern oder Nachbarn geholfen hatten, eines hatte sich um seinen kleinen Bruder gekümmert, ein anderes freiwillig aufgeräumt, sodass seine Eltern sich ausruhen konnten, ein drittes freundlich mit einem Mitschüler geredet, der von den anderen Kindern geschnitten wurde. Manche wünschten ihrem Lehrer Kraft, ihrem kranken Vetter Gesundheit oder ihrem arbeitslosen Vater eine neue Stelle. Am schönsten klang es in den Ohren des Weihnachtsmannes, wenn ein fröhliches Kind sich ein schönes Weihnachtsfest wünschte. Viele wünschten sich auch Geschenke und gutes Essen, und auch dafür hatte der Weihnachtsmann Verständnis. So etwas gehörte schließlich zum Fest. Der Weihnachtsmann vermerkte alle Wünsche in seinem Buch und freute sich darauf, an Weihnachten wieder allen Kindern der Welt Glück und Freude zu bringen. Sein großes Buch war schon zur Hälfte gefüllt.
Onni hatte sich lange am Herd zu schaffen gemacht. Ein wunderbarer Duft erfüllte die Stube. Der Weihnachtsmann wurde zu Tisch gebeten, und Onni wartete gespannt darauf, dass er von der Speise
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