Ausgewichtelt
geworden. Tante Kyksi!«
Zum Vergnügen der Wichtel erzählte die Krähe viele abenteuerliche Geschichten.
»Meine Frau flog gerade zum Berg Nivatunturi, als sie eine Herde Trolle sah, die in Richtung Korvatunturi kraxelten. Da kriegte sie die Wut und stürzte sich auf die Trolle. Die haben sehr empfindliche Ohrläppchen, an denen lange Haare wachsen. Na ja, und die hat meine Frau ihnen mit ihrem prachtvollen Krummschnabel ausgerupft. Die Trolle rannten kreischend davon, und meine Frau brachte stolz echtes Trollhaarpolster in unser Nest. Da haben unsere Jungen weich gelegen.«
»Mama ist ganz schön mutig, stimmt’s, Papa? Viel mutiger als du.«
Die Krähe räusperte sich und scheuchte ihr Junges hinaus zu seinen Flugübungen.
Im Haus des Weihnachtsmannes begann die Herbstarbeit: Die Wichtel bastelten, schnitzten und nähten Geschenke für die Kinder. Als der Herbstregen allmählich in Schneeregen überging, war der Speicher schon fast bis zum Rand gefüllt. Oiva pflegte seine Patienten und fragte sie nach Neuigkeiten aus.
Eines Tages kam die Schnee-Eule, die er im Winter gesund gepflegt hatte.
»Guten Tag, Schnee-Eule. Hattet ihr Erfolg beim Brüten?«
»Danke der Nachfrage, unsere beiden Jungen sind schon aus dem Nest. Ich habe Nachrichten vom Berg des Staalo. Vom Gipfel steigt immer noch dieser süßliche Rauch auf, und die Trolle machen ihre Kampfübungen doppelt so häufig wie bisher. Aber sie verlassen den Berg nicht mehr, abgesehen von einigen kleineren Trüppchen, die ab und zu in Richtung Korvatunturi ausziehen.«
»Vielleicht war es doch nur Fehlalarm«, meinte der Weihnachtsmann, als Oiva ihm erzählte, was er von der Schnee-Eule erfahren hatte.
»Hoffentlich. Aber an deiner Stelle würde ich noch nicht aufatmen«, brummte Oiva.
Die Nächte wurden immer dunkler und länger. Die Erinnerung an das gleißende Licht des Sommers verblasste immer mehr, je länger der feuchtkalte Herbst andauerte. Es hatte immer noch nicht geschneit, der Winter war spät dran.
Eines Nachts wurde der Weihnachtsmann wach. Am Himmel waberten dicke Wolken, zwischen denen der Mond hervorlugte. Der Weihnachtsmann zog sich leise an und ging in den Wald. Dort war es so dunkel, dass er mit den Händen nach den Zweigen tasten musste. Weiche Fichtennadeln strichen ihm über das Gesicht, und im Schutz der Äste hatte der Frost den Moosteppich mit einer dünnen, harten Eisschicht überzogen, die unter den Füßen des Weihnachtsmannes klirrend zerbrach. Dann zog sich die Wolkendecke vor dem Mond zusammen, und es begann zu regnen. Winzig kleine kalte Tropfen fielen vom Himmel und verwandelten sich auf ihrem Weg durch die Lüfte in weiß leuchtende Punkte. Schnee! Der erste Schnee fiel in großen Flocken, die im Nu den ganzen Wald bedeckten. Das Moos und die Bäume erhielten einen weißen Mantel. Der eben noch schwarze, dunkle Wald strahlte nun schneeweiß, und der Weihnachtsmann sah die Bäume, den Sumpf und den schneebedeckten Gipfel des Fjells.
So begann der Winter am Korvatunturi, die Zeit des weißen, schneeigen Lichts. Der Weihnachtsmann wanderte durch das Schneetreiben und hörte überall um sich herum von den lieben Wünschen und guten Taten der Kinder. Irgendwo hatte ein Kind seiner Mutter viele Armvoll Brennholz ins Haus getragen, ein anderes Kind hatte ohne Murren seine kleine Schwester gehütet und ein drittes sorgsam seine Hausaufgaben gemacht. Sie alle freuten sich auf Weihnachten und warteten auf den Besuch des Weihnachtsmannes. Der Himmel war voll von herrlichen Schneeflocken mit guten Nachrichten. In seinem Herzen spürte der Weihnachtsmann, dass dies seine Welt war, diese nächtliche Schneelandschaft. In dieser Nacht sehnte er sich nicht fort.
Am nächsten Morgen wachte der Weihnachtsmann gut erholt auf. Der Polarlichtstein über seinem Herzen schien warm zu glühen, und draußen waren fröhliche Rufe zu hören. Er setzte sich verwundert auf und sah, dass vor dem Haus der erste Skiwettlauf des Winters ausgetragen wurde.
»Tonnen, Wonnen, Sonnen, Otto hat gewonnen!«
»Noch mal! Diesmal nehmen wir eine Strecke, auf der es auch eine Abfahrt gibt! Da schlage ich Otto!«
In bester Laune aß der Weihnachtsmann den kalt gewordenen Brei, den die Wichtel ihm übrig gelassen hatten. Es freute ihn, dass seine kleinen Helfer ihr Vergnügen hatten. Man konnte nicht immer nur arbeiten, selbst wenn es noch so viel zu tun gab. Wenn die Wichtel tagaus, tagein genäht, geschnitzt und gebastelt hätten, wäre ihnen die Freude
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