Ausgewichtelt
klappernde Schüsseln und klirrende Löffel zum Tisch, und mittendrin ächzte der Weihnachtsmann.
»Wieso ist der Weihnachtspelz dermaßen eingelaufen? Der Gürtel will und will nicht zugehen. Komm, Onni, hilf mir mal. Zieh nur, zieh, er muss passen. Na also!«
Der Weihnachtsmann aß im Stehen, und auch die Wichtel schlangen den Brei hastig hinunter. Nur die beiden Krähen saßen in aller Ruhe vor ihren Portionen. Sie wussten, dass sie auf dem Luftweg viel schneller bei Sampo ankommen würden als der Weihnachtsmann, mochte er auf seinen Skiern auch noch so schnell laufen.
Als der Weihnachtsmann die Skier anschnallte, wurden im Speicher gerade die letzten Geschenke in Säcke gepackt. Er zog die Fausthandschuhe an und lief los. Der Schnee fühlte sich klebrig an, als er den Weg zum Korvatunturi einschlug. Er wollte den Berg bis zur halben Höhe erklimmen und dann seitlich hinunterfahren zum schneebedeckten Sumpf, von dort über den kleinen Hügel zum nächsten Sumpf, hinter dem Sampos Haus stand. Die Strecke war angenehm zu laufen, wenn nur das Wetter mitspielte.
Der Weihnachtsmann hielt an und sah zum Himmel hinauf. Irgendetwas Merkwürdiges lag in der Luft. Es wurde rasch wärmer, die Temperatur stieg über den Nullpunkt. Der Schnee klumpte unter den Skiern; es wurde immer schwieriger, zu laufen. Dann erhob sich ein seltsamer Wind, der süßlichen Gestank und merkwürdige Geräusche herantrug. Bei jedem Schritt blieb nasser Schnee an den Skiern hängen, und nicht einmal bergab konnte man Tempo machen.
Der Weihnachtsmann blieb erneut stehen, keuchte und stützte die Hände auf die Knie. Bei diesen Schneeverhältnissen würde er lange unterwegs sein, doch zum Glück war es noch nicht eilig. Er blickte wieder zum Himmel und sah, dass von Norden her eine dicke schwarze Wolke herankam. Sie näherte sich rasend schnell und schien dann genau über dem Gipfel des Korvatunturi stehen zu bleiben. Es donnerte, und dann zuckte ein Blitz.
Wie merkwürdig! Mitten im Winter zog ein Gewitter auf und entlud sich haargenau über dem Korvatunturi. Verwundert sah der Weihnachtsmann, dass sich ein Wirbelwind aus der schwarzen Wolke löste, sich bergab wandte und dann mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zukam.
Nun begriff der Weihnachtsmann endlich, dass dies kein gewöhnliches Gewitter war. Er nahm die Skier unter die Arme und versuchte, davonzulaufen, doch der Schnee war so weich, dass er bis über die Knie einsank. Der schwarze Wirbel stürmte auf ihn zu und umkreiste ihn, als wolle er ihn foppen. Wohin sich der Weihnachtsmann auch wandte, der Wirbelwind warf sich vor ihn wie bei einem grausamen Reigenspiel. Schließlich blieb der Weihnachtsmann erschöpft stehen, warf die Skier weg und ließ den Wind herankommen.
Die Welt drehte sich rauschend um ihn, als er hoch hinauf in die schwarze Wolke getragen wurde. Der Wirbelwind schleuderte ihn in die Luft, ließ ihn fallen und fing ihn wieder auf. Er schüttelte, drehte, beutelte und rüttelte den Weihnachtsmann, als wäre er nur eine willenlose kleine Meise. Kraftlos schaukelte der Weihnachtsmann in dem Wirbel, bis er schließlich auf dem Gipfel des Korvatunturi abgesetzt wurde.
Dort erwartete ihn derjenige, den er lieber vergessen hätte. Der Staalo lachte unbändig. Der Weihnachtsmann sah ihn an und fuhr zusammen. Er hatte angenommen, der Herrscher über die Trolle sei hässlich und wild, doch der Staalo war ein prächtiges, starkes Geschöpf. In seinen Augen blitzten schwarze Sterne, und seine Schultern waren so breit, dass der größte Rentierbock auf ihnen hätte ruhen können wie ein neugeborenes Ren. Die schwarzen Haare des Staalo wehten im Wind, und mit seiner großen, starken Pranke hob er den Weihnachtsmann auf wie ein kleines Kind. Der gefürchtete Staalo stand auf dem Gipfel des Korvatunturi, hielt den Weihnachtsmann in den Händen und brüllte vor Lachen.
»Haha, Weihnachtsmann! Du bist ganz schön geflogen, wie? Deine Zauberkräfte haben dir nicht geholfen. Du nimmst mir den kleinen Scherz mit dem Wirbelwind hoffentlich nicht übel. Ich wollte dich hierherholen, denn ich habe dir einen Vorschlag zu machen.«
Der Weihnachtsmann sah den Staalo entgeistert an. Der schlug ihm so kräftig auf die Schultern, dass er wankte.
»Du hast nur einmal im Jahr Zauberkraft, stimmt’s? Sieh mich an, Weihnachtsmann. In meinen Augen flackert jeden Tag die Zauberkraft der schwarzen Sterne.«
»Ich sehe es«, antwortete der Weihnachtsmann, vom blendenden Blick des Staalo gebannt.
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