Ausgewichtelt
Als der Staalo sich zu ihm hinabbeugte, nahm er einen seltsamen süßen Geruch wahr. Der Staalo fasste den Weihnachtsmann an den Schultern und sprach auf ihn ein. Seine tiefe Stimme schien den Weihnachtsmann zu verzaubern.
»Es muss schwer sein, das ganze Jahr nur auf diesen einen Moment der Zauberkraft zu warten. Ein einziger Tag für dich, und mir gehört die Kraft der schwarzen Sterne jeden Tag. Das alles könnte dein sein«, flüsterte der Staalo. »Du brauchst nur auf die Zauberkraft des Polarlichts zu verzichten, Weihnachtsmann. Hör mir zu, und nimm das Funkeln der schwarzen Sterne entgegen. Komm zu mir und werde mein Kumpan. Gib mir den Stein, den du am Hals trägst, dann brauchst du dir nie mehr über irgendetwas Sorgen zu machen.«
Der Weihnachtsmann sah die lockenden Augen des Staalo und spürte dessen starke Hand auf seiner Schulter. Er hörte die ersten seltsamen Töne eines fremdartigen Zauberspruchs und versank im verführerischen Glanz der Augen des Staalo. Vielleicht war der Staalo gar nicht schrecklich und böse, sondern prächtig und stark. Der Weihnachtsmann schaute tiefer in die schwarzen Augen und dachte, dass der Staalo vielleicht ein guter Gefährte werden könnte und dass er immerzu in diese schwarz funkelnden Augen blicken wollte. Was bedeutete ein Stein am Hals, wenn man stattdessen die Kraft des Staalo um sich spüren konnte? Der Zauber des Polarlichts wirkte nur eine Nacht lang, die Kraft des Staalo dagegen jeden Tag. Der Weihnachtsmann wurde von den betörenden Tönen des Zauberspruchs eingesponnen. Er fühlte sich schwach und schloss die Augen. Um ihn herum erhob sich ein großer Sturm.
Der Wind heulte, der Schnee stob summend auf, und der Wirbelsturm rauschte in der Wolke und lullte ihn immer tiefer ein. Da hörte er plötzlich in all dem Heulen und Rauschen ein leises Geräusch. Ein heiseres Krächzen, das kaum zu verstehen war. Mit großer Anstrengung schlug der Weihnachtsmann die Augen auf und sah, dass die Krähe hartnäckig versuchte, durch den Sturm hindurch zu ihm zu gelangen.
»Weihnachtsmann!«, rief sie. »Gib nicht auf, Weihnachtsmann, das darfst du ein für alle Mal nicht tun. Denk an die Wichtel, denk an mich, denk an die Kinder, die auf dich warten.«
Mehr konnte die Krähe nicht sagen, denn der Wirbelwind packte sie, riss sie mit sich und trug sie weit hinter die Sümpfe.
Doch mehr brauchte der Weihnachtsmann auch nicht. Die Krähe hatte es geschafft, ihn an seine große Aufgabe zu erinnern, die wichtiger war als alles andere. Das wahre Licht strahlte aus den Augen der Kinder, denen er an Weihnachten die Botschaft der Freude und des Friedens bringen durfte. Der Weihnachtsmann erinnerte sich an die fröhlichen Gesichter der braven Kinder, er erinnerte sich an all die guten Taten, die er in sein schwarzes Buch geschrieben hatte, und er erinnerte sich daran, wie sich echte Zauberkraft anfühlte. Eine einzige Nacht mit der Zauberkraft des Polarlichts war größer und mächtiger als das Flackern der schwarzen Sterne.
Der Weihnachtsmann schüttelte sich, als sei er aus einem tiefen Schlaf erwacht, und wandte sich dem Staalo zu.
»Ich tausche das Polarlicht nicht gegen deine Lügen. Niemals!«
Da verzog sich das schöne Gesicht des Staalo. Sein trügerisches Lächeln wurde zur bösen Grimasse, und er schüttelte brüllend die Fäuste. Die Enttäuschung darüber, dass sein Zauberspruch doch nicht stark genug gewesen war, brachte ihn in Rage.
»Na gut!«, schrie er. »Dann möge der Kampf beginnen.«
Der Sturm packte nun den Pelz des Weihnachtsmannes. Doch der Weihnachtsmann stemmte sich entschlossen dagegen und blickte dem Staalo fest in die Augen. Dieser starrte zurück, und so standen sie sich gegenüber, wortlos, ohne sich zu rühren, dabei aber so hart kämpfend, dass beiden der Schweiß ausbrach.
Auf dem Gipfel des Korvatunturi führten sie ihren stummen und reglosen Kampf. Sturmwolken umkreisten sie, Blitze zuckten, und der Donner rollte über die Fjells. Stunden vergingen, und immer noch maßen sie ihre Kräfte. Da erklangen von Norden her schrille Rufe und dröhnende Schritte.
»Jetzt besiege ich dich«, fauchte der Staalo. »Meine Trolle kommen. Gegen ihre Übermacht kommst du nicht an.«
Das Geschrei der Trolle wurde von Minute zu Minute lauter. Nun konnte der Weihnachtsmann die herannahende wilde Schar bereits sehen. Es waren mehr Trolle, als er sich je hatte vorstellen können.
Die Trolle hatten einen langen, anstrengenden Marsch hinter sich, doch sie
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