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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Havaste
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unserem Weihnachtsmann wächst ein gefleckter Bart!«
    »Der Bart schaut nicht auf die Schlechtigkeit des Mannes – aber auf den Bart des Weihnachtsmannes schaut jeder!«
    »Besser ein Spatz in der Hand als Flecken im Bart.«
    »Man gewöhnt sich an alles, sogar an einen bunten Bart.«
    »Die Hässlichen werfen sich in feine Kleider, aber manchem genügt schon ein gefleckter Bart.«
    Der Weihnachtsmann lächelte tapfer und murmelte in seinen Bart: »Jedem Tierchen sein Pläsierchen.«
    Als der Bart nach dem dritten Bad in der Sauna endlich wieder sauber war, atmete der Weihnachtsmann erleichtert auf. Der Spott der Wichtel hatte an seinen Kräften gezehrt, zumal der eigentliche Grund seine Gier gewesen war. Er hatte in diesen Tagen immer wieder bereut, dass er die Blaubeeren ganz allein aufgegessen hatte.
    In der Krankenstube war es den ganzen Sommer über still gewesen, doch als der Herbst anbrach, füllte sie sich allmählich wieder mit Patienten. Zuerst kamen ein Mäusejunges, das an einem Giftpilz geknabbert hatte und nun unter Bauchschmerzen litt, und ein junger Hase, der sich beim Spielen die Pfote verrenkt hatte, dann eine ganze Brut Kreuzotterjunge, denen die Häutung Juckreiz beschert hatte. Der Wichtel Oiva war mit der Krankenpflege vollauf beschäftigt, und die anderen Wichtel sammelten fleißig Herbstpilze und Vogelbeeren.
    Eines Morgens war die Erde von schimmerndem Reif bedeckt; am nächsten Tag hatte der Frost das Blaubeerkraut und das Laub an den Bäumen rot, golden und gelb gefärbt. Wo gerade noch alles dunkelgrün und flechtengrau gewesen war, prangte die Natur nun in den prächtigsten, in der Herbstsonne leuchtenden Farben. Die klare Herbstluft und das eilige Lebewohl der Zugvögel stimmten den Weihnachtsmann wehmütig.
    »Auf Wiedersehen, Weihnachtsmann! Im nächsten Sommer kommen wir wieder zu unserem Teich. Pass bis dahin gut auf ihn auf!«
    Die Kraniche und ihre schon fast ausgewachsenen graubunten Jungen schraubten sich immer höher in die Luft. Der Weihnachtsmann sah ihnen sehnsüchtig nach, denn an Herbsttagen wie diesem erinnerte er sich an seine langen Reisen in den Süden und litt unter Fernweh.
    In der nächsten Nacht war der Frost so streng, dass sich an den Bachufern eine dünne Eisschicht bildete, die tagsüber schmolz, in der folgenden Nacht aber wieder gefror und sich allmählich immer weiter zur Mitte des Baches vorschob. Auch der Sumpf fror zu, und nun konnten die Wichtel dort die allerletzten Beeren pflücken. Sie wanderten über den reifbedeckten Sumpf und bewunderten jeden einzelnen Eisstern. Vor Kälte zitternd pflückten sie saure Moosbeeren. An den zarten Stielen mit den kleinen, länglichen Blättern waren im Laufe des Sommers große rote Beeren gewachsen, zu denen man sich demütig hinabbeugen musste, denn nur aus der Nähe waren sie zwischen dem grünen Moos zu erkennen. Plötzlich war ein aufgeregtes Zwitschern zu hören. Kyksi kam angeflogen und überbrachte eine Nachricht.
    »Endlich! Zurück! Toll!«
    Die kleine Sumpfmeise, vom schnellen Flug außer Atem, keuchte so heftig, dass die Wichtel nicht verstanden, was sie ihnen sagen wollte.
    »Was ist zurück?«, fragte Otto.
    »Mein großer Bruder kehrt zurück!«, jubelte Kyksi. »Und gleich doppelt.«
    »Doppelt? Wie kann die Krähe denn doppelt zurückkommen?«
    »Kommt gucken! Ach, welche Freude, welche Seligkeit!«, flötete Kyksi und flog schon wieder zurück zum Haus.
    Otto lief ihr nach, und bald stapften alle Wichtel heimwärts, so schnell sie konnten. Der Weihnachtsmann konnte bei ihrem Tempo nicht mithalten, und als er endlich atemlos in die Stube trat, saß die Krähe bereits mit vollem Schnabel bei Tisch. Neben ihr hockte gierig fressend eine kleinere, aber dickere Krähe. Kyksi hatte nicht übertrieben. Die Krähe war tatsächlich zweifach zurückgekehrt.
    »He, Papa, da kommt der dicke Wäschesuppenkoch!«
    »Pst! Hatte ich dir nicht erklärt, dass du ihn ein für alle Mal nicht dick nennen darfst?«
    Der Weihnachtsmann lachte vor Freude, als die Krähe auf seine Schulter flog und ihren Schnabel sanft an seiner Wange rieb.
    »Kraak! Endlich wieder zu Hause. Der Sommer war lang und voller Arbeit.«
    »Wie schön, dass du zurückgekommen bist. Aber wen hast du da mitgebracht?«
    »Erinnerst du dich nicht? Das ist mein Jüngster. Ein bisschen mollig ist er geworden. Meine Frau hat gesagt, er soll hierbleiben, er würde den langen Flug in den Süden sowieso nicht schaffen.«
    »Pju! Wie schön, ich bin Tante

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