Ausgewichtelt
allmählich riss das Spiel alle mit sich. Der Weihnachtsmann vergaß seine Sorgen, als die ganze Schar lachte und wetteiferte. Sie feuerten sich gegenseitig an und passten genau auf, wer als Erster exakt fünfzig Punkte beisammenhatte und damit der Sieger war. Aus dem Beerenpflücken wurde nichts, und auch am nächsten Tag warfen sie stundenlang Klötze, bis die Hausmutter der Sache einen Riegel vorschob.
»So geht es nicht weiter. Die Beeren sind reif, und hier wird den ganzen Tag lang nur das Klotzspiel gespielt«, erklärte sie resolut.
»Du hast doch selbst so eifrig mitgespielt wie kein anderer«, verteidigten sich die Wichtel.
»Stimmt, aber jetzt ist es genug. Wie wäre es, wenn wir uns darauf einigen, erst abends zu spielen, wenn die Arbeit getan ist?«
Das klang vernünftig. Da sie nur noch eine oder zwei Stunden pro Tag spielen durften, hatten die Wichtel nun auch wieder Zeit für andere Beschäftigungen. Manche malten oder lasen, andere gingen schwimmen oder besuchten Sampo, einige nähten und bastelten. Und jeden Abend stand das Klotzspiel auf dem Programm.
Ein Monat verging ohne Zwischenfälle. Im Sumpf pflückten sie goldene, in der Sonne gereifte Moltebeeren. Sie füllten ein ganzes Fass, das sie in der Nähe einer kühlen Quelle aufbewahrten. Im Wald schoben die Steinpilze des Spätsommers ihre Hüte durch das Moos und das Beerenkraut. Der Weihnachtsmann entspannte sich allmählich, denn vom Staalo war immer noch nichts zu hören. Vielleicht hatte er seine Drohung vergessen. Vielleicht war es doch möglich, dass der Staalo und der Weihnachtsmann in Frieden im weiten Lappland leben konnten, wo doch so viele Fjells zwischen ihnen lagen.
Die Wichtel sorgten dafür, dass der Weihnachtsmann nicht auf trübe Gedanken kam, denn sie ließen sich immer wieder etwas Neues einfallen. An einem Regentag beschlossen sie, sich eine lange Geschichte auszudenken, die jeder der Reihe nach fortsetzen sollte. Das wurde wirklich eine seltsame Erzählung! Manche Wichtel ließen den Helden fantastische Abenteuer erleben, andere führten ihn in wunderschöne Landschaften, wieder andere kehrten zu vergessenen Nebenfiguren zurück und erzählten von ihnen. Die aberwitzige Handlung sorgte für reichlich Gelächter.
Am Korvatunturi ging es so fröhlich zu, dass die Angst, die dem Weihnachtsmann die Luft abgeschnürt hatte, allmählich verflog. Der wunderbare lappländische Spätsommer brach an. Dann ging die Sonne gegen Mitternacht ein Weilchen unter. Bald wurde es nachts ein wenig länger dunkel. An den Tagen schien die Sonne so prächtig wie zuvor, doch die Nächte wurden kälter, Dunst stieg auf und verhüllte den Gipfel des Fjells.
Die ersten Preiselbeeren hatten sich rot gefärbt. Der Weihnachtsmann und die Wichtel streiften mit ihren Körben durch den Wald, um diese neuen Gaben des Waldes zu ernten. Es bereitete ihnen wenig Mühe, die Preiselbeeren zu pflücken, denn an jedem Zweig hingen so viele Beeren, dass man mit einem Griff fast eine ganze Handvoll bekam.
Mitten in der Preiselbeerernte entdeckte der Weihnachtsmann unter einem Felsüberhang mehrere Sträucher mit den letzten Blaubeeren des Sommers und beschloss, sie gleich aufzuessen. Er sah sich um: Niemand beobachtete ihn. Also stopfte er sich die saftigen Beeren in den Mund. Ihr Saft färbte seine Finger dunkelrot.
»So, so. Statt fleißig Preiselbeeren zu pflücken, hast du ganz allein Blaubeeren verdrückt, du Gierschlund«, tadelten ihn die Wichtel, als er zurückkam.
Der Weihnachtsmann war verblüfft. Woher wussten die Wichtel, was er getan hatte?
»Pju! Guck dir mal deinen Bart an, der hat dich verraten. Er ist voller Blaubeerflecken.«
Der Saft der süßen Beeren war ihm tatsächlich auf den Bart getropft. Der Weihnachtsmann musste sich tagelang Frotzeleien anhören, denn die Blaubeerflecken wollten einfach nicht aus seinem schneeweißen Bart verschwinden. Die Wichtel konnten immer wieder darüber lachen.
»Hör mal, Weihnachtsmann, mir fällt gerade ein Sprichwort ein. Es fängt ungefähr so an: Der Bart ist des Mannes Ehre, und dann könnte es so weitergehen: selbst wenn er gefleckt ist.«
Der Weihnachtsmann strich sich den Bart und bemühte sich, Haltung zu bewahren.
»Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen«, stellte die Hausmutter fest, und damit begann ein wahrer Sprichwortwettbewerb, da jeder Wichtel versuchte, sich den lustigsten Spruch auszudenken.
»Dem Bösen wächst kein Bart, dem Faulen kein Kinnhaar – aber
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