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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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an. Es gefiel mir überhaupt nicht. Seine steigende Nervosität mußte Gründe haben, die nicht nur unsere Sicherheit betrafen.
    »Wollten Sie etwas sagen, Kapitän?« drängte ich. Mein Maskengesicht blickte mir von der Fläche eines abgeschalteten Bildschirmes entgegen.
    Es war klassisch schön, wirkte aber kalt und seelenlos. So hat ten die durch marsianische Erreger hochgezüchteten Neo-Calthurs ausgesehen. Wir hatten uns exakt an die Vorlage gehalten.
    Nur Hannibals Eierkopf war nicht in die klassische Schönheitsordnung einzugliedern gewesen. Hannibal galt daher als »etwas verunglücktes Exemplar« der Toterlayschen Bioversuche. Bislang hatte sich die Maske aber bewährt.
    Menere entschloß sich endlich zu einer Antwort. Sie war im Sinne des Wortes katastrophal!
    »Haben Sie Erfahrungen mit Unterwasserfahrzeugen, Sir?« wollte er wissen. Ich musterte ihn eisig.
    »Das ist für einen Erhobenen aus der Toterlay-Schule selbstverständlich. Was wollen Sie mit der Frage ausdrücken? Menere, meine Geduld währt nicht mehr lange. Was ist los?«
    »Wir liegen in fünftausendeinhundertundachtundzwanzig Meter Tiefe auf Grund. Die Hauptlenzpumpe ist für eine Tiefe bis achttausend Meter ausgelegt. Wir können also die drei Tauchzellen lenzen, die Station leichter machen und auftauchen. Danach haben wir aber oben zu bleiben, Sir! Ihr Plan, nach der Entlüftung wieder abzusinken, ist nicht durchführbar.«
    »Sind Sie wahnsinnig geworden, Menere?«
    »Noch nicht«, entgegnete er schwer atmend. »Ich könnte es aber werden. Wenn wir einmal oben sind, reicht die Batteriekapazität nicht mehr aus, um die Flutzellen nach einem zweiten Tauchvorgang nochmals zu lenzen.«
    »Dann laden Sie die Batterien mit Ihrem Turbogenerator auf. Oder wollten Sie etwa darauf verzichten?«
    Er starrte mich blicklos an. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet.
    »Apoll, ich habe keinen Tropfen Turbotreibstoff an Bord! Das ist übersehen worden. Und wenn Sie an eine Preßluft-Lenzung denken, dann geben Sie den Gedanken gleich wieder auf. Die Hochdruckflaschen sind leer! Man hat uns aus der Kielschleuse der Jacht absinken lassen, ohne uns vorher Turbotreibstoff und volle Preßlufttanks zu geben. Das kann in der Eile einfach vergessen worden sein, man könnte aber auch …«
    Er unterbrach sich und biß sich auf die Unterlippe. Als er sich fahrig über den Mund wischte, wurden auf seinem Handrücken Blutspuren sichtbar. Ich spürte, daß ihn jähe Panik überfiel.
    »Ich – ich glaube selbstverständlich, daß es übersehen wurde. Und nur übersehen, Sir! Wir mußten ja blitzartig verschwinden, als die Jagdbomber das Raketenfeuer eröffneten, um die Jacht zum Stoppen zu zwingen. Da – da kann das schon mal passieren.«
    »Was Sie nicht sagen!« spöttelte ich. »Leere Preßlufttanks, kein Turbotreibstoff und obendrein noch eine so schwache Batteriekapazität, daß wir notfalls gerade einmal auftauchen könne. Menere, das ist etwas zuviel. Es ist wohl auch ein Versehen, daß sich keine Tiefsee-Druckanzüge an Bord befinden, wie?«
    »Das habe ich auch festgestellt«, gab er zu. »Sir, ich kann nichts dafür. Ich sitze schließlich zusammen mit Ihnen im gleichen Boot.«
    »Wir alle sitzen im gleichen Boot«, mischte sich die Medizinerin ein. Sie war erstaunlich gefaßt. Ihr Gehirn arbeitete präzise wie immer.
    »Wenn wir auftauchen, Sir, können wir ein zweites Tauchmanöver nicht mehr wagen. Wir kämen mit der Station nicht mehr hoch.«
    »Das ist mir völlig klar, Doktor. Haben Sie eine Lösung anzubieten?«
    »Ja. Wir warten in unserer jetzigen Position. Notfalls müssen wir durch Kalipatronen atmen. Sie sind technisch weit überholt, aber sie befinden sich an Bord. Fünf Geräte, Sir.«
    »Für vier Erwachsene und achtundzwanzig Kinder?«
    Sie musterte mich kühl.
    »Für vier Erwachsene, allerdings. Weitergehende Dinge fallen in meinen Kompetenzbereich. Wir können noch zwölf bis fünfzehn Stunden durchhalten. Wenn Sie vorher auftauchen, wird man das hilflos auf der Wasseroberfläche treibende Forschungsfahrzeug innerhalb weniger Minuten geortet haben. Die Aufklärer der Afrikanischen Zentralabwehr überwachen das Seegebiet mit Sicherheit. Das kann niemand von uns riskieren. Sie und Mr. Bockosch werden nach Ihrer gewagten Flucht aus dem Gefangenentransporter des Großasiatischen Geheimdiensts weltweit gesucht. Wenn Sie allerdings eine Möglichkeit sehen, das von Ihren Freunden bemannte Marsraumschiff nochmals herbeizurufen,

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