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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Er hat Sie sehr gut gekannt.«
    Kojastnakow gab sein Spielchen auf. Er aß weiter, diesmal aber ohne das betonte Schmatzen und ohne die gespielte Hast.
    Auch seine Eunuchenstimme verwandelte sich. Sie klang nach wie vor sehr hoch, aber alles Weinerliche war daraus verschwunden. Jetzt kam er zur Sache.
    »Weshalb halten Sie es für notwendig, mich sofort über Ihre Identität aufzuklären? Die medizinische Untersuchung genügte mir bereits.«
    Ich lächelte verbindlich.
    »Das dachten wir uns, Sir. Dennoch könnten Zweifel verblie ben sein. Toterlay riet mir, bei einer eventuellen Begegnung au genblicklich tadellose Beweise zu liefern. Sie sind ein gefährlicher Mann, Sir.«
    Er fiel wieder in seine Theaterrolle zurück. Wahrscheinlich konnte er sie nie mehr abschütteln.
    »Oh, mein guter Toterlay – sagte er das? Ich und gefährlich? Aber nein, das ist undenkbar. Sehen Sie die Unschuld meines Gesichts. Beachten Sie meine schreckliche körperliche Verfassung. Ich möchte weinen ob der mir erwiesenen Wertschätzung seitens eines Menschen, den ich zutiefst verehrte und bewunderte.«
    »Ich sehe, Sir, daß Sie immer noch nicht ganz überzeugt sind«, erklärte ich reserviert. »Den Begriff ›Hyper-Dickdarm‹ kannte außer Toterlay kein Mensch. Er wurde auch nirgends aufgezeichnet. So darf ich Sie mit nachträglicher Billigung meines Meisters an den marsianischen Hyperschall-Deformator erinnern, mit dem Sie etwa achthundert in einem großen Saal versammelte Menschen zerpulvern wollten. Toterlay sandte Ihnen die tödliche Waffe in einem ausgehöhlten Rinderviertel.«
    »Wie sah es aus?« wollte er wissen.
    »Linkes Hinterbein, tiefgefroren, Diplomatengepäck, Zoll-Veterinärstempel rechts oben. Das Gerät war stabförmig, eingesetzt an Stelle des Knochens oberhalb des Kniegelenks. An dem Gerät hing ein Zettel mit der handschriftlichen Mitteilung: ›Wenn Du Dich totgefressen hast, übernehme ich die Macht, Dein Ma cu‹. Genügt Ihnen das, General?«
    Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, sah sich lüstern um und ergriff einen gespickten Hasenrücken.
    »Den kann ich Ihnen empfehlen. Ich habe drei erstklassige Köche an Bord. In Ordnung, Apoll, Sie sind endgültig identifiziert und anerkannt. Die vergnüglichen Stunden nach dem Imbiß werden wir sicherlich zu einer kleinen, vertraulichen Unterhaltung benutzen können. Oder möchten Sie ruhen?«
    »Dazu hatten wir genügend Zeit. Wer erteilt den Befehl, die Grundstation zu einer lebensfeindlichen Einrichtung zu machen? Ich wünsche eine sofortige Aufklärung, Sir.«
    »Wahrhaftig ein Toterlay-Schüler«, stöhnte er kauend. »Aber, mein lieber Freund, das war selbstverständlich ich. Ich kann doch nicht zwei fragwürdige Personen entkommen lassen, ehe ich sie kontrolliert habe. Gmobala, dieser Schwachkopf, war dazu nicht in der Lage. Verzeihen Sie, meine Seele weint.«
    Ich musterte ihn lange und eingehend. Er ließ es mit einem duldsamen Lächeln über sich ergehen.
    Welche Antwort erwartete er? Selbstverständlich eine logische. Er wirkte mit seinem Gehabe zwar unlogisch, es wirklich zu sein, war für seine Begriffe ein todeswürdiges Verbrechen. Dann war man unzuverlässig.
    »Ich akzeptiere Ihre Erklärung. Ich hätte sicherlich nicht anders gehandelt.«
    »In der Tat ein Toterlay-Schüler«, sagte er nochmals. »In der Tat.«
    »Toterlay unterrichtete mich über den Umfang Ihres Intellektes und Ihres speziellen Wissens. Sie waren und sind Psychodiagnostiker und Verhaltensplaner. Zusätzlich verfügen Sie über beachtliche technische Kenntnisse. Daraus folgere ich, daß Sie den Sauerstoffbedarf von vier Erwachsenen und achtundzwanzig Kleinkindern berechnen konnten. Sie hätten mindestens zehn Stunden früher eintreffen müssen.«
    Großer Jupiter – dieser Mensch aß ja immer noch! Wann hörte er eigentlich auf?
    Er schlug die Hände zusammen und schaute anklagend zu Hannibal hinüber.
    »Ja, das hätte ich bedenken sollen, nachdem Bockosch bei der Verladung des Zuchtmaterials so eigentümlich reagierte. Ich hätte wissen müssen, daß er, natürlich mit Ihrer Billigung, mein Freund Apoll, die Eliminierung der Formbaren nicht dulden würde. Das erklärte mir auch Dr. Flabtone. Im positiven Fall, mit dem ich selbstverständlich rechnete, hätte der Sauerstoffvorrat völlig ausgereicht.«
    Ich hatte es geahnt! Dieser Teufel hatte Hannibals verräterische Schwäche weder übersehen noch vergessen.
    Er belauerte mich mit seinem wohlwollenden Buddha-

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