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Ausländer

Ausländer

Titel: Ausländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baumhaus
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vorher angekündigt und mit einer großen Orchesterfanfare eingeleitet. Und stets berichteten sie von weiteren Erfolgen im Osten, wo drei deutsche Armeen immer tiefer nach Sowjetrussland vordrangen. Zuerst hatten sie Weißrussland und die Ukraine erobert, mit den Großstädten Odessa und Kiew, Smolensk und Nowgorod. Dann Kursk und Charkow, und jetzt – es war kaum zu glauben – kreisten die deutschen Truppen Leningrad ein und standen fast vor den Toren Moskaus.
    Peter genoss es, das Hochgefühl und die Erregung in den Gesichtern der Kaltenbachs zu sehen. »In so einer spannenden Zeit zu leben!«, begeisterte sich Kaltenbach. »Der Führer sagte, wir müssten nur die Tür eintreten«, sinnierte er, »und schon würde das ganze morsche Gebäude in sich zusammenstürzen. Tja, bisher hat er jedenfalls mit allem recht behalten.«
    Traudl und Charlotte kicherten voll Schadenfreude, und Kaltenbach dozierte weiter. »Wenn Moskau fällt, war’s das. Die verbleibenden russischen Untermenschen können sich dann hinter den Ural davonschleichen. Wir brauchen nur einen großen Verteidigungswall zu bauen, um sie fernzuhalten!«
    Die Begeisterung der Jungen in Peters HJ -Schar war ansteckend. Alle sahen sich jetzt schon als künftige Herrscher nach mittelalterlichem Vorbild – als Soldatenbauern mit riesigen Gütern, irgendwo in den Weiten des Ostlands. Mit einer Schar von slawischen Leibeigenen, die ihren Befehlen zu folgen hatten.
    Peter fand es merkwürdig zu erleben, wie diese Stadtjungen über ihre imaginären Landgüter fantasierten. Er hätte zu gern gesehen, wie sie eine Kuh molken oder ein totes Huhn rupften. Aber auch er selbst wurde von dieser Vorstellung gepackt. Er stellte sich vor, dass er ein viel besserer Bauer wäre als sie alle zusammen. Und er würde seine Landarbeiter anständig behandeln. Er würde sie nicht anherrschen, als wären sie Hunde.
    Peter erzählte seinen Freunden, dass er in Polen einen eigenen Hof besessen hatte, der ihm auch heute noch völlig genügen würde. »Warum ein kleiner Fisch bleiben, wenn du ein Hecht sein kannst?«, sagte Fassbinder. »Im Ostland kannst du Güter haben, die vom einen Ende des Horizonts zum anderen reichen.«
    Ein dunkelhaariger Junge namens Lothar Fleischer mischte sich ein. »Bruck könnte doch nicht mal eine Bratwurstbude führen«, sagte er, »geschweige denn ein Gut. Wenn man unter Polacken aufwächst, wird man genauso faul wie die.«
    Segur widersprach sofort. »Peter ist unser Volksgenosse, Fleischer«, sagte er. »Daran zweifelt hier keiner außer dir.«
    Doch Fleischer ließ nicht locker. Er sah Peter direkt an. »Es ist mir gleich, was man über dich sagt. Du bist und bleibst ein Ausländer.«
    Wut stieg in Peter hoch. Während sich die anderen Jungen um ihn scharten, versuchte Fleischers Freund Mehler mit krächzender Stimme den Streit zu schlichten. Eine Prügelei lag in der Luft. Walter Hertz, der Scharführer, ging dazwischen.
    »Schluss jetzt mit dem Gerede über Ausländer, Fleischer. Peter Bruck ist einer von uns. Er steht voll und ganz hinter unserer Sache. Er beschwert sich nie. Ich bin stolz, ihn in meiner Schar zu haben. Wenn du dich prügeln willst, kannst du das im Boxring tun.«
    Die Jungen zerstreuten sich wieder, einige gaben Peter im Vorbeigehen einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. Peter merkte, dass Fleischers Überlegenheitsgetue auch die anderen Jungen gewaltig wurmte. Vielleicht gab er sich so, weil sein Vater ein hoher SS -Offizier im Generalgouvernement war – Hauptsturmführer, wie Fleischer prahlte, im Rasse- und Siedlungshauptamt. Peter kannte den Namen dieser Behörde sehr gut. Sie hatte ihn aus dem Waisenhaus in Warschau geholt.
    Vorerst hatte Peter jedoch andere Ambitionen, als einen Bauernhof zu führen. Zwei Wochen zuvor hatte seine HJ -Schar den Flughafen Tempelhof besichtigt, wo die Jungen einen kurzen Flug in einem zweisitzigen Segelflieger hatten absolvieren dürfen. Was für ein Nervenkitzel, zuerst mit unheimlichem Tempo über den Boden zu rasen, um dann in den Himmel abzuheben. Peter, der hinter dem Piloten saß und sich gut festhielt, hatte sich noch nie so lebendig gefühlt.
    Von da an träumte er davon, Luftwaffenpilot zu werden. Kein Bomberpilot, denn die warfen Bomben auf Städte und unschuldige Menschen. Das war kein echter Kampf. Er wollte ein schnittiges Jagdflugzeug steuern wie die Focke-Wulf Fw  190 . »Panzerblitz« wurde die Maschine genannt. Peter sah sich über die verschneite russische

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