Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auslegware

Auslegware

Titel: Auslegware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
Vom Netzwerk:
neuen Partner einzubilden. Daher musste ich ihn mir dringend aus dem Kopf schlagen.
    Ich blieb noch eine ganze Weile im Bett liegen und ließ den gestrigen Abend Revue passieren. Auch diesmal hatte er keine Annäherungsversuche gestartet. Wie auch, er stand nicht auf Jungs und war einfach nur froh gewesen, dass ihm eine gnädige Seele aus der Patsche geholfen hatte. Mehr war da nicht gewesen. Ganz sicher nicht. Ich kannte die Anzeichen und versteckten Andeutungen und davon hatte ich kein einziges bemerken können. Marius war freundlich gewesen, im Grunde ein netter Kerl, dennoch für mich nicht geeignet, weder als fester Freund noch als Kumpel.
    Ich würde sterben, müsste ich ihn neben mir ertragen müssen, ohne ihn anfassen zu dürfen. Der blanke Horror.
    Am Nachmittag ging ich gemütlich einkaufen, um meinen Kühlschrank und die Vorratsschränke aufzufüllen. Eigentlich legte ich keinen großen Wert auf Vorräte. Wenn mich der Hunger packte, bestellte ich mir etwas oder ging ins nächste Restaurant. Ich war kein Meister am Herd, brachte es gerade mal fertig, Tiefkühlkost nicht verbrennen zu lassen und die kulinarischen Leckereien vom Feinkostladen einigermaßen verzehrbar aufzuwärmen. Ich mochte es nicht, mit einem störrischen Einkaufswagen, den einzigen mit kaputten Rollen, den ich zielsicher aus der Masse der dargebotenen Wagen herauspikte, durch die Gänge zu huschen und zu überlegen, was ich die nächste Woche alles zu essen gedachte. Ich war eh nur nach Feierabend zuhause und brauchte für mein Wohlergehen nicht viel. Doch an diesem Nachmittag war mir irgendwie danach. In meiner Wohnung fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich vermied es, in den angrenzenden Baumarkt zu gehen, um mich zu erkundigen, ob eventuell ein Herr Demeter nach mir gefragt hatte.
    Zu meinem Pech begegnete ich Holger auf dem Parkplatz, der eben seine Schicht beendet hatte. Als er mich erkannte, kam er auf mich zu.
    Ich konzentrierte mich darauf, meinen Einkauf im Kofferraum zu verstauen und ihn zu ignorieren. Er stellte sich neben mich und begann einfach zu sprechen.
    „Kennst du einen Kunden namens Demeter?“, fragte er mich.
    „Kann sein“, gab ich knapp von mir. Ich gab mich jedoch nicht der Illusion hin, dass Holger sich damit abspeisen ließ. Daher tat ich nachdenklich und nickte schließlich. „Warum?“
    „Der war heute da und fragte nach dir. Meinte, du hättest ihm gute Tipps für seine Renovierung gegeben.“ Holger beäugte mich skeptisch, als wüsste er Bescheid. Eine seiner Augenbrauen wanderte nach oben.
    „Kann sein“, wiederholte ich desinteressiert, obwohl es in meinem Inneren lichterloh zu brennen begann. Mir wurde schon wieder heiß und kalt. Meine Hände zitterten. Die Milchtüte rutschte mir aus der Hand und fiel auf die Packung mit den Eiern. Ein hässliches knirschendes Geräusch kam aus dem Inneren des Pappkartons. „Mist“, fluchte ich und entfernte den zerdrückten Eierkarton, ehe er meinen Kofferraum versauen konnte. „Warum erzählst du mir das?“, erkundigte ich mich. Das hätte er mir auch am Montag berichten können.
    „Ich soll dir ausrichten, dass du ihn bitte anrufen sollst. Du hättest seine Nummer. Er hat noch ein paar Fragen.“
    „Aha“, machte ich belanglos und warf den feuchten Eierkarton in den Einkaufswagen zurück. „Noch was?“
    Holger richtete sich gerader, hakte seine Daumen in die Gürtelschlaufen und musterte mich eingehend.
    „Du weißt, dass der Kerl andersrum ist?“, sagte er mit einem seltsamen strengen Ton.
    Ich sah hoch und starrte Holger einen Moment fassungslos an. Dann brach ich in schallendes Lachen aus.
    „Oh Mann“, kicherte ich. „Was habt ihr nur alle für verdrehte Ansichten? Er ist ein Kunde, mehr nicht. Ob er nun schwul ist oder nicht, wovon ich von Letzterem persönlich überzeugt bin, er ist ein Mensch. Scheiße, Holger. Das hätte ich jetzt nicht von dir gedacht.“ Das war eine Lüge. Genau so eine Reaktion hatte ich wohl von ihm erwartet. Doch wir lebten mittlerweile in einer Welt, die sich weitaus toleranter zeigte, als noch vor hundert Jahren. Holger schien noch im letzten Jahrhundert festzuhängen.
    „Was erwartest du eigentlich von mir, Holger?“, wollte ich wissen. „Dass ich ihn vor die Tür setze, nur weil er ein bisschen schwul rüberkommt? Dass ich ihm wegen seiner feinen Künstlerhände die Inquisition auf den Hals hetze?“ Ich schüttelte den Kopf. „Tatsächlich hat er mir gestern erzählt, dass er erst vor Kurzem mit seiner

Weitere Kostenlose Bücher