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Titel: Auslegware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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irritiert dreinblickte, oder was ihn an mir sonst noch stören konnte. Denn sein Blick glitt über mich, als könne er nicht glauben, dass ich ihn tatsächlich in seiner Wohnung besuchte. Für gewöhnlich sahen mich die Kunden erleichtert oder entnervt von ihren ergebnislosen Selbstversuchen an.
    Mit einem Blinzeln riss er sich von meinem Anblick los und lächelte wieder adrett. Ein Lächeln, das mich immer wieder aufs Neue einnahm und vergessen ließ, wer ich eigentlich war.
    „Schön, dass Sie kommen konnten“, sagte er schnell und wollte mir die Hand hinhalten. Doch als er sich zu erinnern schien, dass meine Hände anderweitig beschäftigt waren, nahm er sie wieder zurück, ehe ich meine Sachen irgendwo abstellen konnte.
    „Lenz“, stellte ich mich endlich vor. Mir war es wichtig geworden, dass er wusste, mit wem er es zu tun hatte. Auf dem Namensschild meiner Baumarkt-Uniform stand nur mein Nachname. Dass ich meinen Vornamen nannte, basierte auf der aus meinem Unterbewusstsein heraufdrängenden Hoffnung, ein persönliches Verhältnis aufbauen zu können. „Lenz Bergfeldt“
    Marius' Blick wanderte tatsächlich kurz zu dem kleinen Plastikkärtchen an meiner Brusttasche. Da er kleiner war als ich, befand es sich fast auf Augenhöhe. Um mir wieder in die Augen sehen zu können, musste er den Kopf anheben. Das Lächeln kehrte zu ihm zurück.
    „Marius“, antwortete er freudig. „Ich bin so froh, dass du da bist.“
    Ich hatte ihm nicht direkt das Du angeboten und war begeistert, dass er das versteckte Angebot angenommen hatte. Mein Herz machte vor Freude einen Sprung und mein Lächeln wurde breiter.
    „Gerne doch“, erwiderte ich. „Wo ist das gute Stück?“, erkundigte ich mich.
    Marius drehte sich um und zeigte zu einer offenen Wohnungstür im Erdgeschoss. Er ging voran, ich trottete hinterher, wobei sich abermals mein Blick selbstständig machte und das absolut erotische Wiegen seiner Hüften verfolgte. Der Kerl konnte so geschmeidig und fließend gehen, wie eine Katze auf der Pirsch. Seine besockten Füße verursachten auf dem harten Fliesenboden kaum Geräusche. Seine Bewegungen waren anmutig und beinahe grazil. War Marius vielleicht ein Tänzer?
    Etwas, was ich hoffentlich bald herausfinden würde.
    Zeitgleich ermahnte ich mich.
    Wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, würde er mich abprallen lassen, wie Schall an einer Mauer, und mir wahrscheinlich eher eine verpassen, wenn ich es wagen sollte, entsprechende Andeutungen zu machen. Ich brauchte mir überhaupt keine Hoffnungen zu machen. Mal ganz abgesehen davon, dass er im Grunde nicht zu der Sorte Mann gehörte, die mir die Hitze in die Lenden schießen ließ. Eigentlich gehörte er eher der Kategorie „War ja ganz lustig mit dir“. Aber er passte absolut in mein neues Beuteschema. Endlich mal nicht unten liegen. Endlich eine andere Perspektive, nicht immer nur der kuschelige Matratzenersatz.
    Dennoch war etwas an ihm, das mich fesselte und mich gefangen hielt, meine Sinne durcheinanderwürfelte und mich heute den ganzen Nachmittag wie eine vollkommene Niete hatte dastehen lassen.
    Marius führte mich durch einen hoffnungslos vollgestellten Flur. Er schien sein komplettes Wohnzimmer in den Korridor verfrachtet zu haben. Wir mussten uns um ein aufrecht gestelltes weißes Sofa bugsieren, über einen niedrigen Fernsehtisch klettern, ehe wir in einen großen leeren Raum kamen, in dem sich nur zwei schräg im Zimmer liegende Teppichbahnen befanden. Die roten Vorhänge waren hochgeknotet, die Fensterbank mit allerlei Krimskrams, Pflanzen und Deko beladen, die vorher in den Schränken und Regalen gestanden haben mussten, die nun draußen im Flur standen.
    „Oha“, machte ich, blieb am Türstück stehen und warf einen Blick ins Innere. Schließlich zog ich meine Schuhe aus und betrat den weichen Teppich. Er fühlte sich trotz Strümpfen wirklich herrlich an unter meinen Füßen. Ich grub kurz die Zehen in die Schlingen und fühlte mich wie auf feinem Sand.
    „Das Ding ist ziemlich störrisch“, schnauft Marius. „Allein kann ich ihn nicht in die richtige Position ziehen, auch nicht, wenn ich ihn aufrolle.“ Er stemmte die Fäuste in die Hüften und überflog den Raum. „Zusammen kriegen wir das doch hin. Oder nicht?“ Als mich sein fragender Blick traf, musste ich mich zusammenreißen, um nicht zu zerfließen.
    Ich nickte knapp, stellte den Koffer und die Tüten im Flur ab und kam zurück, um einen der Teppichbahnen aufzurollen und zur Seite

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