Ausradiert - Nicht ohne meine Tochter: Thriller
Bis dahin wollte sie sich verstecken, um dann im Schutze der Dunkelheit irgendwie zur Hauptstraße zu kommen, den nächstbesten Wagen anzuhalten und um Hilfe zu bitten.
Den Jeep hatte sie seit einigen Minuten nicht mehr gehört, auch die Stimme von Gary nicht. Er musste angenommen haben, dass sie vielleicht schon viel weiter weg war , und suchte sie dort. Hoffentlich!
In ihrem durchgeschwitzten TS hirt wurde ihr allmählich kalt. Zu doof, sie hätte wenigstens ihre schwarze Lederjacke mitnehmen können. » Wenn dir kalt ist, musst du dich bewegen « , hatte ihr Vater ihr immer ein ge schärft , wenn sie als kleines Kind gefroren hatte . Steh auf , beweg dich! Sie versuchte den Feldweg wiederzufinden. Ohne diese Orientierung würde sie die Hauptstraße niemals erreichen und sich in diesem bescheuerten Wald verlaufen.
Inzwischen war es so dunkel geworden, dass sie den Feldweg beinahe gar nicht erkannt hätte , als sie mitten drauf stand. Nur der relativ ebene Untergrund verriet ihr, dass sie ihn gefunden hatte. Aber in welcher Richtung befand sich nun der Freeway? Sie fuhren fast nur bergauf, wenn sie von der Blockhütte weggefahren waren. Ok, also bergauf. Sie beschloss, zwar nicht direkt auf dem Feldweg , aber in unmittelbarer Nähe zu bleiben , und marschierte los.
Dieser Scheiß w eg schien kein Ende zu nehmen. Mit dem Auto waren es doch immer nur ein paar Minuten gewesen, oder nicht?
Endlich sah sie ein Licht, d as sich bewegte, genau genommen zwei Lichter. Es kam aus einer ganz anderen Richtung als der Feldweg. Das musste die Hauptstraße sein. Sie rannte los , kam ins St olpern und fiel hin .
» So ein Kack! « , maulte sie, stand auf und lief weiter. Sie hatte kaum noch Kraft in den Beinen, ihre Oberschenkel brannten. Aber so kurz vor der Rettung aufgeben, das würde keiner machen. Als sie endlich den Freeway erreichte, sah sie nur noch die Rücklichter .
» Mensch! «
Sie versteckte sich am Straßenrand und hoffte, dass in dieser verlassen en Gegend ein Auto oder ein LKW vorbei käme n . Ein Truck wäre ihr sogar lieber gewesen, dann wüsste sie schon von weitem, dass es nicht Gary sein konnte.
Ihr wurde immer kälter, sie zitterte. Als sich nach einer gefühlten Ewigkeit die nächsten Lichter näherten, betete sie inständig, es möge kein roter Jeep sein. Der Wagen kam näher und näher. Es war ein Jeep. Ihr Herz schlag schien auf zu setzen .
» Bitte nicht « , sagte sie flehend.
Der Jeep wurde langsamer , und er war weiß. Am liebsten wäre sie dem Fahrer um den Hals ge fallen .
» Was machst du denn um diese Uhrzeit am Straßenrand? « , fragte der graubärtige Fahrer , als er die Fensterscheibe elektronisch heruntergelassen hatte.
» Bitte helfen Sie mir. Ich muss in die nächste Stadt. «
» Na , dann spring hinten rein. «
Ihr fielen zentnerschwere Steine vom Herzen.
» Das ist ja ein Zufall « , sagte der kauzige Fahrer , » mein Beifahrer hier braucht auch Hilfe, der hatte keinen Sprit mehr. « In der Dunkelheit hatte sie gar nicht auf den Mann geachtet. Er dreht e den Kopf und sagte:
» Hallo, ich bin Gary. «
***
Am liebsten hätte Mark sich ein e Kapuze übergezogen oder sich unsichtbar gemacht, wie in einem von diesen alten S chwarz - W eiß - Filmen . E iner hieß sogar » Der Unsichtbare « . Er traute seiner Pfleger - Tarnung irgendwie nicht, obwohl die weiße Kleidung echt und die schwarze , langhaarige Perücke sehr gut ausgewählt worden waren. Er befürchtete trotzdem , jederzeit erkannt und angesprochen zu werden:
» Na, Mr. Bornke, wo wollen wir denn hin? Ich bringe S ie besser wieder in I hre Zelle, wo S ie hingehören. «
Kati musste sich wirklich den idealen Zeitpunkt ausgesucht haben. Bis zum Pförtner begegnete ihm keine Menschenseele.
Vor lauter Aufregung würde er jetzt doch hoffentlich nicht den heikelsten Teil seiner Flucht vermasseln , oder? Kati hatte ihm in den Nachrichten haarklein eingeschärft, wie er sich gegenüber dem Pförtner verhalten sollte.
Ein langhaariger Pflegeschüler , Rick , hatte ungefähr seine Größe, schwarze lange Haare und war begeisterter Heavy - Metal - Fan. Er hatte es sich angewöhnt, mit einem Metalgruß: Ge s treckter Zeige-und kleine Finger der rechten Hand , die sogenannte Pommesgabel und einem lässigen
» Take it easy, B uddy « , am Pförtner vorbeizugehen.
Mark versuchte, so gut er konnte, dieses Verhalten zu imitieren. Obwohl er sich nicht traute, dem Pförtner in die Augen zu sehen, sah Mark aus den Augenwinkeln,
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