Ausradiert - Nicht ohne meine Tochter: Thriller
Delphine. Damals eine perfekte Welt für sie. Sie fühlte sich frei. Doch mit der Zeit betrachtete sie es eher als Gefängnis. Sie konnte nämlich nicht selbst entscheiden, wo sie hinwollte, eine von ihren Freundinnen anrufen oder auch nur eine SMS schreiben. Sie hatte seit zwei Wochen keinen Kontakt mehr zur Außenwelt.
» Gary, wann ist dieses Ersatzteil endlich da? «
Genervt verdrehte er die Augen. » Das habe ich dir doch gestern gesagt, das wird ein paar Tage dauern . «
» Dann ruf den Typen an oder fahr dahin. Ich habe langsam keinen Bock mehr auf diese Blockhütte. «
» Was ist denn jetzt an ein, zwei Tagen so schlimm? «
» Du verstehst gar nichts, weißt du das ? Warum fahren wir nicht einfach nach Victoria und nehmen die Fähre nach Seattle? «
» Da sieht man mal , wie jung und naiv du noch bist. Ich kann das Boot nicht einfach hier lassen. Wenn ich das Ersatzteil nicht selbst in Empfang nehme, schicken sie es wieder zurück. Du stellst dir das alles immer so einfach vor. «
» Das ist mir scheißegal. Ich will hier weg ! « , schrie sie ihn an.
» Wir warten hier. « Sie nahm ihren Rucksack und ging, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, an ihm vorbei aus der Hütte.
» Jana, wo willst du hin? « Sie blieb stehen, drehte den Kopf und rief ihm zu:
» Ich will in die Stadt, ich trampe dahin oder laufe, wenn es sein muss. « Jana marschierte fest entschlossen los.
Gary rannte wie von einer Tarantel gestochen hinter ihr her und fasste ihre Hand, so fest, dass es wehtat.
» Spinnst du? « , fuhr sie ihn an . » Lass mich los! « Als sie mit der anderen Hand auf ihn einschlug, packte er sie mit einer Kraft, die sie nie zuvor so gespürt hatte, legte sie über die Schulter , brachte sie zurück in die Blockhütte und schmiss sie auf das Bett. Ehe sie auch nur reagieren konnte, war er auch schon an der Tür und schloss diese ab – von außen. Wenn sie vorher gedacht hatte, ihre ganze Situation schien ähnlich wie in ein em Gefängnis, musste sie nun erfahren , wie es war, wirklich eingesperrt zu sein.
***
Diese eine Nachricht, die Mark in jener Nacht nicht schlafen ließ, sollte nur der Auftakt der Planungen für seinen Ausbruch darstellen. Zumindest nannte Kati darin den genauen Zeitpunkt, in genau 26 Stunden , um Mitternacht. Mark wusste noch nicht, wie das genau gehen sollte, aber er vertraute Kati. Er spekulierte die ganze Nacht , wie ein solcher Plan aussehen könnte. Einfach die Tür ‚aus Versehen‘ nicht abzuschließen konnte nicht die Lösung sein. Es gab mit Sicherheit weitere Türen, Schlösser oder andere Vorrichtungen , an de nen man nur als Berechtigter durchgeschleust werden konnte. Mark dachte zunächst an eine vorgespielte Geiselnahme. Aber vermutlich würde das die gefährlichste Variante sein, denn dieses würde einen Alarm auslösen , und er hätte nicht nur das Krankenhauspersonal, sondern auch noch die Polizei am Hals.
Wie aber sollte sie ihm – im wahrsten Sinne des Wortes – alle Türen öffnen, ohne dass der Verdacht sofort auf sie fiele?
Die folgenden Nachrichten des nächsten Tages erläuterten den sorgfältig ausgearbeiteten Plan . Er sollte mit einer anderen Pflegerin , Alice Pearce, die ihm ab und an auch mal das Essen brachte, zusammenstoßen, sodass auf den Überwachungsvideos der Eindruck entstünde , als könn t e er dabei ihre Magnetkarte aus ihrer Brusttasche entwendet haben. Tatsächlich würde Kati aber die Karte entwenden und ihm zuspielen. Alice Pearce hatte ab m orgen eine Woche frei. Somit würde der Verlust ihrer Karte erst in ein paar Tagen auffallen. Mit dieser Karte könnte er durch zwei Durchgangskontrollen gelangen. In der Nachtschicht besetzte man die gesamten Stationen nur minimal. Zwischen Mitternacht und ein Uhr schien die größte Chance zu bestehen, ungesehen die Klinik verlassen zu können.
Im Verlaufe des Tages folgten weitere schriftliche Anweisungen für sein Verhalten nach Verlassen der Klinik. Er sollte zu Fuß zu ihr nach Hause gehen und würde dafür circa eine halbe Stunde benötigen. D i e Wegbeschreibung soll t e er sich gut einprägen und wie alle anderen Nachrichten vernichten. Mark konnte sich gut Sachen einprägen und verfügt e auch über einen guten Orientierungssinn. Nicht nur Straßennamen , sondern auch markante Punkte wie ein Starbucks oder eine Kirche standen auf dem Zettel. Ihre Wohnung dürfte also leicht zu finden sein. Einen Zweitschlüssel hatte sie auf der Veranda deponiert.
Aber warum tat sie das alles? Sie
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