Ausradiert: Thriller (German Edition)
Gesicht bekomme«, erwiderte Nick.
Wally dachte darüber nach, musterte Nick schräg von der Seite. »Sie möchte ich nicht zum Feind haben«, bemerkte er.
»Haben Sie noch einen Donut übrig?«, fragte Nick.
»Bedienen Sie sich.«
Diesmal Marmelade. Wally nahm den mit Schokoladenglasur.
»Glauben Sie, dass George getötet wurde, weil er für die Mannschaft auf dem Foto spielte?«, fragte er.
»Nein.«
»Warum dann?«
»Ich glaube, es reicht weit zurück«, sagte Nick, während er das Foto mit dem gescheckten Pony aus der Tasche zog. »Aber nicht ganz so weit.« Er reichte Wally das Foto, inzwischen verknittert und ein wenig feucht vom Wasser des Big Bear Lake, aber noch deutlich zu erkennen.
»Was ist das?«, sagte Wally. »Noch ein Bild?« Er spähte darauf. »Wo ist meine Brille?«
Er suchte in seinen Taschen, auf dem Klapptisch, unter den Stühlen, wieder in den Taschen. Er betrachtete blinzelnd das Foto. »Kann keinen Scheiß erkennen.«
»In Ihrem Wagen?«, schlug Nick vor.
Wally schnalzte mit den Fingern, produzierte dieses Geräusch wie einen Peitschenknall. »Möchte Sie nicht zum Feind haben.« Er ging hinaus und kam mit der Brille auf der Nase zurück; riesig, rechteckig, mit schwarzem Rahmen, bedeckte sie den größten Teil seines Gesichts. Er nahm das Foto vom Tisch, starrte es an, sah abrupt auf. »Wo haben Sie das gefunden?«
Einen Augenblick lang konnte Nick sich nicht erinnern. Er spürte, wie ihm der ganze Fall entglitt, entglitt … dann fiel es ihm ein, wie ein sehr spätes Geschenk. »Im Brandschutt«, sagte er. »Smokingjacke, alt. Vordere linke Seitentasche.«
Wally nickte. »Vermutlich eine Taufe«, meinte er. »Vielleicht auch eine Kommunion.«
»Können Sie die Kinder auf dem Bild identifizieren?«, fragte Nick.
»Klar«, sagte Wally. »Sogar, wo es aufgenommen wurde.« Er rutschte mit dem Stuhl auf Nicks Seite des Tisches, damit sie es gemeinsam betrachten konnten. Ihre Köpfe waren dicht nebeneinander, eine kleine Strähne von Wallys weichem, ungeschnittenen weißen Haar strich über Nicks Wange. Wally zeigte auf die kleine Brünette auf dem Ponyrücken. »Das hier ist Liza Rummel. Damals war sie nur Lisa, aber sie hat sich später Liza genannt, wie es einige Mädchen tun, wenn sie älter werden. Besonders wenn sie eine ältere Schwester mit einem modischeren Namen haben, wie Lara.« Sein Zeigefinger, unter dessen Nagel ein wenig Dreck saß, berührte die größere Brünette, die vorne saß. »Das hier ist Lara.«
»Und in der Mitte?«, fragte Nick.
»Tja, wir haben schon über sie gesprochen«, sagte Wally. »Als Sie zum ersten Mal hier waren, mit dieser Geschichte über einen Zeitungsartikel. Oder hat Ihre Amnesie wieder zugeschlagen?«
»Der Name, Wally.«
»Elaine«, sagte Wally. »Elaine Kostelnik. Ihr Dad Frank war der Cheftrainer. Coach K. Sie haben eine Menge Fragen über ihn gestellt – was für ein Trainer er war, so in der Art. Natürlich lebt er nicht mehr, wie ich schon sagte. Natürliche Ursache, falls Krebs natürlich ist.«
Tief im Inneren zuckte Nick bei dieser Bemerkung zusammen. »Sein Name steht auf dem Mannschaftsfoto?«
»Mit Sicherheit«, sagte Wally. »Untere Reihe rechts – der Stammplatz des Trainers. Mein Name ist auch drauf, ich war ja auch Trainer. Und was für ein Trainer er war, hab ich Ihnen ja schon erzählt – gerissen und zäh. Da ich Sie inzwischen besser kenne, möchte ich noch eine Kleinigkeit hinzufügen – er war auch ein gemeiner Mistkerl. Möchten Sie sonst noch etwas wissen?«
»Wieso gemein?«
»Man konnte ihm nichts recht machen – nichts war jemals gut genug für Coach K.«, erklärte Wally. »War’s das?«
Nick schaute ein letztes Mal auf das Foto, hatte keine Eingebung. Seine Augen glitten wie von selbst zu dem kleinen Cowboy, der das Pony führte, die Züge verdeckt von dem riesigen Cowboyhut. »Können Sie den Jungen identifizieren?«
»Sicher«, sagte Wally. »Das ist Donny Deems.«
Nick legte seine Hand auf Wallys Arm. »Buchstabieren Sie das.«
Wally sah überrascht drein. »Donny«, sagte er, »D-O-N-N-Y. Deems. D-E-E-M-S.«
Donny Deems. Der Name erschütterte ihn. Alles ging so schnell, drohte an ihm vorbeizurasen.
»Sie sehen ein bisschen komisch aus«, sagte Wally. »Hab ich was verwechselt? Ich konnte noch nie gut buchstabieren. Ich war am liebsten in der Werkstatt, das war damals keine Schande. Tatsächlich, mit China Lake und –«
Nick hob die Hand. »Erzählen Sie mir von
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