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Ausritt im Park

Ausritt im Park

Titel: Ausritt im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bringston
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nicht. Und ich schon gar nicht. Ein wirklich schönes Geschenk. Und so passend.«
    Ich öffnete langsam meine Augen. Ein merkwürdig wolkenverhangener Himmel tauchte mein Zimmer in ein trübes Morgenlicht. Gerade in diesem Moment zog Frederik mit einem energischen Ruck die Vorhänge zur Seite und strahlendes Sonnenlicht erhellte den Raum. Erschrocken fuhr Adrien hoch.
    »Was ist los?« Immer noch nicht ganz wach sah er sich verwirrt um. Ratlos trafen sich unsere Blicke.
    »Frederik, was ist nur in dich gefahren.« Ich begann nun doch langsam, mir Sorgen um meinen Diener zu machen. »Dein Benehmen ist unentschuldbar. Warum machst du so einen Aufstand am frühen Morgen. Und von was für einem Geschenk redest du andauernd.«
    Frederik stand am Fußende und schlotterte am ganzen Körper. Selbst seine Haare lagen wild durcheinander. Mit unsicheren Händen gab er mir einen in ein schwarzes Tuch eingeschlagenen Gegenstand.
    »Vergib mir bitte, Brian. Verzeihung, … Lord Wilkins! Euer Vater gab mir das kurz vor seinem Tod. Er sagte nicht viel dazu. Nur, dass ich es vielleicht noch eines Tages brauchen würde. Und lange wusste ich wirklich nichts damit anzufangen. Bis gestern. Es hat mir die ganze Nacht keine Ruhe gelassen. Nun seht selbst.«
    Überrascht, von Frederiks sonderbarem Auftreten öffnete ich das Päckchen.
    Adrien sah mir erstaunt über die Schulter. Als er den Inhalt erblickte, schnappte er hörbar nach Luft.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte er.
    Dann herrschte für einen Moment eine unheimliche Stille. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Ich hielt in meinen zitternden Händen ein kleines Gemälde, das zwei Männer zeigte. Sie standen nebeneinander und sahen den Betrachter direkt an. Beide trugen feine Anzüge. Der eine eindeutig englischer Machart. Eher streng und schlicht. Der andere Mann trug einen weiten französischen Gehrock mit dezenten Mustern, aber auffallenden, schulterlangen Haaren.
    Aber dass, was uns alle drei so sprachlos machte, waren die Gesichter der beiden Männer. Ich sah in mein eigenes Spiegelbild. Und Adrien musste es genau so gegangen sein. Seine Augen blickten ungläubig auf das kleine Kunstwerk. Er sah mich fassungslos an.
    »Das kann nicht sein. Das kann nicht sein«, wiederholte er immer wieder.
    Ich sah Adrien an. Dann wieder auf das Bild in meinen Händen. Hier hatte jemand ein Bild von ihm und mir so detailgetreu gemalt, dass eine Verwechslung ausgeschlossen war. Völlig verwirrt sahen wir beide zu Frederik.
    »Wie ich schon sagte, Euer Vater hat mir nicht viel zu diesem Bild gesagt, aber …« Er machte eine kleine Pause und auf seinem Gesicht zeigte sich ein wissendes Lächeln.
    »Frederik! Was, aber …?» Ich hatte deutlich meine Stimme erhoben.
    Frederiks Grinsen wurde allerdings nur noch breiter. Mit verschwörerischer Stimme fuhr er fort: »Ich wusste natürlich, dass Euer Vater einen heimlichen Freund hatte. Und ich vermutete diesen Freund auch in Frankreich, wo Lord Wilkins regelmäßig zweimal im Jahr geschäftlich unterwegs war. Aber selbst mir fällt es schwer zu glauben, dass das Schicksal die beiden Söhne dieser Männer zusammengeführt hat. Seht Euch das Bild genau an. Es gibt nur diese eine Erklärung. Adrien, das auf dem Bild ist Euer Vater. Und der Mann daneben ist  Euer Vater, Lord Wilkins. Als das Bild damals gemalt wurde, müssten sie so alt gewesen sein, wie die jungen Herren heute.«
    Lange betrachteten Adrien und ich das Meisterwerk. Erst beim zweiten Hinsehen sah man, dass die Männer ihre Gesichter doch ein wenig einander zugewandt hatten. Die Zuneigung der beiden war aber umso deutlicher aus ihren Gesichter zu lesen. Das Bild zeigte sie nur bis etwa zur Hüfte, aber mit etwas Vorstellungskraft konnte man erahnen, dass unsere Väter einander an ihren Händen ergriffen hatten.
    Der Künstler hatte es wirklich geschafft, die Zuneigung des erstaunlichen Liebespaares auf einem kleinen Stück Leinwand festzuhalten. Und nur wer es sehen wollte, erkannte, dass diese Männer durch ein unsichtbares Band verbunden waren.
    Frederik kam plötzlich zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Zu meiner Verwunderung tat er das Gleiche bei Adrien. »Ich freue mich so sehr für euch.«
    Er räusperte sich entschuldigend. Im Umdrehen sah ich eine Träne seine Wange herablaufen, die er sich schnell mit dem Ärmel wegwischte. An der Tür hielt er noch einmal inne. »Ich wünschte, Ihre Väter hätten das noch erlebt. Ich lasse die jungen Herrschaften jetzt wieder

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