Außer Atem - Panic Snap
aus Stroh gewebter Fächer und vier grelle afrikanische Masken. Dieser Raum kann sich mit der Leichtigkeit und der geschmackvollen Ausstattung des Familienhauses der McGuanes nicht messen.
»Woher wussten Sie, dass ich hier wohne?«, frage ich.
Sie nippt an ihrem Drink. Die Eiswürfel klimpern gegen das Glas. »Mutter hat es erwähnt«, erwidert sie.
»Und Sie sagen, ich hätte die Tür offen gelassen? Seltsam. Das würde ich nie tun – ebenso wenig wie ich den Brenner eines Herdes anlassen würde.«
Gina zuckt die Achseln. Sie hört mir nicht wirklich zu, sondern starrt die afrikanischen Masken an. »Doch«, sagt sie und betrachtet das Bronzepferd, »sie war offen.« Sie streicht sich die schwarzen Locken aus der Stirn und wendet sich mir wieder zu.
Ich sitze ihr gegenüber in einem Sessel. »Ich habe Ihren Lieferwagen gar nicht gesehen«, sage ich.
»Ich habe ihn um die Ecke abgestellt.«
Ich lehne mich im Sessel zurück und versinke tiefer in den Polstern. Ich fühle mich unangenehm klein; es verwirrt mich, dass die McGuanes, diese Familie von Riesen, mich durch die bloße Kraft ihrer Anwesenheit schrumpfen lassen können. »Was wollen Sie?«, frage ich schließlich.
Sie antwortet nicht sofort, sondern sieht mich mit verlegenem Lächeln an, schwenkt ihr Glas, schaut hinein. »James scheint eine Menge Frauen anzuziehen«, sagt sie schließlich. »Vermutlich halten sie ihn für einen guten Fang – ein reicher Napa-Valley-Winzer muss ja wohl der Traum aller Mädchen sein.«
Wieder schwenkt sie den Drink. Ein paar Tropfen spritzen auf den Kragen ihres blauen Overalls. Langsam habe ich das Gefühl, dass sie betrunken ist.
»Fünfzigtausend Dollar sind eine Menge Geld für jemanden wie Sie. Dass Sie sie ausgeschlagen haben, hat mich gewundert.« Sie hält einen Moment inne und fährt dann mit sanfter Stimme fort: »Er wird Sie nie heiraten, falls Sie darauf aus sein sollten. Er wird Sie fallen lassen, sobald Sie ihn langweilen. So hat er es bisher mit allen gemacht.«
Meine Gewichte liegen neben ihr auf dem Boden, und sie rollt eins mit der Schuhspitze hin und her. »Ich sage das nicht aus Grausamkeit«, fügt sie hinzu. »Ich dachte nur, Sie sollten es wissen.«
»Danke für die Warnung.«
Sie trinkt und mustert mich kritisch. »Er hat versucht, sich von Ihnen fern zu halten, als Sie hierher kamen«, sagt sie. »Ich habe ihm angesehen, dass er Sie begehrte, doch sogar James wusste, dass das peinlich werden könnte; immerhin arbeiten Sie auf Byblos. Er hätte Sie in Ruhe gelassen. Sie hätten nicht... Sie hätten die Sache mit ihm nicht ins Rollen bringen sollen.«
Ich reibe mir die Augen. Es war ein langer Tag, und ich bin müde. Ich habe keine Lust, das alles mit Gina zu besprechen; sie würde doch nie verstehen, was sich zwischen James und mir abspielt. »Ich kann selbst auf mich aufpassen«, sage ich.
»Wirklich?«, fragt sie ruhig. Ihr Gesicht scheint sich ein wenig zu verhärten, einen unbehaglichen und vorsichtigen Ausdruck anzunehmen, und schließlich senkt sie den Blick. Langsam fährt sie mit dem Finger über den Rand ihres Glases. Dann sagt sie: »Ich habe Sie mit ihm beobachtet.«
»Was soll das heißen?«
»Genau so, wie Sie ihn mit dieser anderen Frau beobachtet haben.« Sie fügt hinzu: »Vor ein paar Nächten.«
Vor ein paar Nächten. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich, jetzt, da ich weiß, dass wir beobachtet worden sind. Ich erinnere mich an das, was vor ein paar Nächten geschehen ist, und eine verlegene Röte steigt mir ins Gesicht. Wir waren unten im Wohnzimmer. Ich war nackt, James vollständig angezogen. Er hat es gern, wenn meine Verletzlichkeit so zur Schau gestellt wird. Ich hasse es. Auch wenn meine Narben kaum noch zu sehen sind, habe ich sie doch zu lange getragen, um meinen Körper freiwillig für längere Zeit unbedeckt zu zeigen. Er kennt den Grund für meine Scham; er weiß, dass Nacktheit,
meine
Nacktheit mir peinlich ist, und genau das verwendet er gegen mich. Es lässt mich vor seinen Augen auf und ab gehen und meine Haut zu Markte tragen. In jener Nacht gab er mir eine mit einer roten Schleife verschnürte Schachtel und sagte, ich solle sie öffnen. Sie enthielt ein schwarzes, mit Silberknöpfen besetztes Hundehalsband, ein grässliches sperriges, dickes und breites Ding mit einer großen Silberschnalle, das klobig in meiner Hand lag.
Er stand vor mir. »Leg es um«, sagte er.
Ich zögerte, war mir über die Bedeutung im Klaren: Es ist ein Symbol für Besitzen
Weitere Kostenlose Bücher