Außer Atem - Panic Snap
Atem kontrollieren, glaube ich, mich würgen, wieder Blutergüsse an meinem Hals hinterlassen wie vor fünfzehn Jahren. Er möchte die Luft kontrollieren, die ich atme. »Warum hast du sie dir ausgesucht?«, frage ich hinhaltend.
Er antwortet nicht sofort. Die Dunkelheit verdichtet sich, schleicht sich an. Ich spüre seinen Atem an der Wange. Schließlich sagt er: »Mein Vater hat Tagebuch geführt. Er war besessen davon, ließ keinen Tag vergehen, ohne etwas aufzuschreiben. Es war, als bekäme sein Leben erst Gültigkeit, wenn er es auf dem Papier festhielt. Jeden Abend vor dem Zubettgehen, wirklich jeden Abend seines Lebens, saß er in seinem Arbeitszimmer, auch wenn er noch so müde war, und schrieb die täglichen Vorkommnisse auf. Das war ein Zwang. Er konnte sein Tagebuch genauso wenig ignorieren wie du deine Vergangenheit.«
Ich neige den Kopf in Richtung Bild und frage: »Was hat das damit zu tun, dass du sie ausgewählt hast?«
Schatten verdunkeln die Ecken des Raumes und machen die Stille unergründlich. »Man kann sich seine Besessenheiten nicht immer aussuchen«, erwidert er ruhig. »Manchmal suchen sie dich aus.«
Er nimmt meine Hand und führt mich ins Dachgeschoss hinauf. Setzt sich aufs Bett, während ich vor ihm stehen bleibe. Außer seinem hellblonden Haar ist alles an ihm dunkel und drohend. Er zieht mir die Kleider aus, ein Stück nach dem anderen. Erst meine Schuhe, dann mein rotes Kleid, dann meinen Slip. Einen BH trage ich nicht.
Er sagt: »Ich werde dich demütigen. So, wie ich es vor fünfzehn Jahren getan habe.«
Meine erste Reaktion ist Erleichterung – heute Nacht wird es kein Würgen geben –, doch schnell ist die Bestürzung wieder da. Ich weiß um den vernichtenden Einfluss, den die Verlegenheit haben kann. Ich beuge mich vor, lege ihm die Hände auf die Schultern und lehne mich an ihn. Ich zittere beim Gedanken an seine Pläne. »Das musst du nicht«, sage ich, und selbst meine Stimme klingt in meinen Ohren mickrig und verängstigt. Ich flüstere: »Ich lasse dich tun, was du willst.«
Er greift nach unten und legt die Hand um meinen Knöchel. Sein Finger fährt über die Goldkette. »Wirklich?«, fragt er und lächelt ein wenig. »Du gehörst mir. Ich kann tun, was ich will, und ich brauche dazu keine Erlaubnis von dir.«
Seine Hand gleitet in einer fließenden, sanften Bewegung mein Bein hinauf und über meinen Oberschenkel bis zur Taille. Die Schwärze seines Hemdsärmels lässt meine Haut noch blasser erscheinen als sie ohnehin ist.
»Du klingst wie vor fünfzehn Jahren«, sagt er. »Anfangs hast du den Unterschied nicht verstanden. Du dachtest, dass du mir etwas geben würdest, wenn du mich tun ließest, was ich wollte. Du musstest erst lernen, dass du mir nicht mehr geben konntest, was mir schon gehörte. Ich werde dir das wieder beibringen. Heute Nacht.«
Ich warte darauf, dass er weiterspricht. Das Kribbeln in mir ist Angst, doch es ist auch noch etwas anderes: eine gesteigerte Bewusstheit.
Er knöpft seine Manschetten auf und rollt die Ärmel hoch. Fragt: »Hast du schon mal ein Klistier gesehen?«
Ich starre ihn an und schüttele den Kopf. Ich weiß natürlich, was das ist, doch gesehen habe ich noch keines.
Er sagt: »Es gibt verschiedene Ausführungen. Manche sind ziemlich simpel gebaut – eine Düse, die an einem Duschkopf angeschlossen ist, da werden Temperatur und der Druck des Wassers am Hahn kontrolliert. Der Nachteil dabei ist, dass man damit nur Wassereinläufe machen kann. Manchmal möchte ich aber auch ein wenig Kaffee ins Wasser geben – und das kann ich bei dieser Ausführung nicht. Manchmal finde ich auch ein bisschen Wein gut.« Er zuckt die Achseln. »Es hängt von meiner Stimmung ab, welche Wirkung ich erzielen möchte. Kaffee bringt dich in Wallung, Wein macht dich betrunken.«
Er teilt mir das alles in sachlichem Ton mit. Er ist der Lehrer und ich bin die Schülerin. Er zieht mich näher an sich heran und streicht mit den Lippen über meinen Bauch. Der Katheter war noch nicht demütigend genug – nun will er mir einen Einlauf machen. Ich möchte das nicht. Lieber möchte ich geschlagen werden.
»Dann gibt es noch die Strahlspritze«, fährt er fort. »Sie ähnelt einer Wärmflasche mit einer langen Düse. Der Beutel enthält zwei Liter Flüssigkeit und wird kopfunter an der Decke oder an einem Ständer aufgehängt. Sobald die Düse in den After eingeführt wird, erledigt die Erdanziehung den Rest. Man kann sogar Hochleistungsbeutel
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