Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
zusammen, nur um sich gleich darauf zu schämen, weil er es die anderen hatte sehen lassen. » Ich habe Sie nicht herbefohlen, General. Es geht Ihnen nicht gut. Sie sollten im Krankenhaus liegen.«
» Im Übrigen war gar keine Zeit, die Amerikaner zu benachrichtigen– und hätten wir es getan, wäre die Information zu Sympathisanten der PKK durchgesickert, und die Gelegenheit wäre vertan gewesen«, fuhr Ozek fort, als hätte der Präsident überhaupt nichts gesagt.
Hirsiz nickte, wandte dann den Blick von Ozeks entsetzlichen Verletzungen ab. » Vielen Dank, General. Sie dürfen wegtreten.«
» Wenn ich offen sprechen darf, Herr Präsident: Was ich da gerade gehört habe, tut mir in der Seele weh«, entgegnete Ozek.
» General?«
» Es tut mir in der Seele weh, weil sich der Präsident der Republik Türkei wie ein kleiner Junge entschuldigt hat, den man beim Verfüttern des Goldfischs an die Katze erwischt hat. Bei allem gebotenen Respekt, Herr Präsident, das hat etwas Abstoßendes.«
» Es reicht, General«, ging Premierministerin Akas dazwischen.
» Wir haben nichts anderes getan, als unser Land zu verteidigen«, erwiderte Ozek aufgebracht. » Es gibt nichts, wofür wir uns entschuldigen müssten.«
» Es sind unschuldige Amerikaner ums Leben gekommen, General…«
» Sie waren im Glauben, Jagd auf irakische Al-Qaida-Terroristen zu machen, nicht auf PKK -Kämpfer«, gab Ozek zurück. » Hätten die Iraker auch nur einen Funken Verstand, wäre ihnen ebenso klar wie uns, dass der Tunnelkomplex ein Versteck der PKK war, nicht von Al-Qaida.«
» Sind Sie sich dessen absolut sicher, General?«
» Jawohl, Herr Präsident«, beharrte Ozek. » Al-Qaida-Terroristen verstecken sich und operieren stets in Städten, nicht wie die PKK in ländlichen Gebieten. Hätten die Amerikaner das endlich begriffen– oder würden die Iraker sich darum scheren– wäre es überhaupt nicht zu diesem Zwischenfall gekommen.«
Präsident Hirsiz verstummte und wandte sich ab– um nachzudenken, aber auch, um General Ozeks entsetzliche Verletzungen nicht länger sehen zu müssen. » Nichtsdestotrotz, General, der Vorfall hat in Washington einigen Ärger und Empörung ausgelöst, daher ist es nur angebracht, dass wir uns versöhnlich und kooperativ zeigen und um Entschuldigung bitten«, sagte er nach einigen Augenblicken. » Sie werden Ermittler herschicken, die wir bei ihrer Untersuchung unterstützen werden.«
» Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen, Herr Präsident«, ereiferte sich Ozek. » Wir dürfen nicht zulassen, dass uns die Amerikaner– oder die internationale Gemeinschaft– bei der Verteidigung unseres Landes behindern. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass sich jede Untersuchung in erster Linie auf unsere Versäumnisse und unsere Politik, nicht aber auf die PKK und ihre Angriffe konzentrieren wird. Wir müssen handeln, und zwar jetzt . Tun Sie etwas, Herr Präsident!«
Die Augen der Premierministerin funkelten vor Zorn. » Etwa so wie Sie, General Ozek?«, schrie sie. In den Augen des altgedienten Jandarma-Offiziers flackerte etwas, was sein Gesicht noch furchterregender machte. Die Premierministerin drohte ihm mit erhobenem Finger und erstickte seine zu erwartende Erwiderung im Keim. » Kein Wort mehr, General, oder ich werde Minister Cizek befehlen, Sie Ihres Amtes zu entheben, und Ihnen mit eigenen Händen die Rangabzeichen von der Uniform zu entfernen.«
» Wären alle, die wir getroffen haben, Terroristen der PKK , hätte sich außerhalb unseres Landes kaum jemand für den Angriff interessiert«, erklärte Ozek. » Unser Volk hätte ihn als das gesehen, was er tatsächlich war: als großen Sieg im Kampf gegen die PKK – und nicht als Beispiel für militärische Unfähigkeit oder Rassismus.«
» Minister Cizek, Sie werden General Ozek seines Kommandos entheben«, sagte Akas.
» Ich rate zu Besonnenheit, Frau Premierministerin…«, stammelte Cizek. » Es hat einen schrecklichen Unfall gegeben, das ist richtig, aber wir haben lediglich unsere Pflicht getan und unser Land verteidigt…«
» Ich sagte, ich wünsche Ozeks Entlassung !«, schrie die Premierministerin. » Und zwar auf der Stelle!«
» Seien Sie still!«, rief Präsident Hirsiz beinahe flehentlich. » Seien Sie bitte still, alle!« Der Präsident sah aus, als würde ihn sein innerer Kampf jeden Moment zerreißen. Er sah seine Berater an, fand jedoch keine Antworten. Schließlich wandte er sich wieder Ozek zu und sagte mit ruhiger Stimme: »
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