Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

Viele unschuldige Amerikaner und Iraker sind heute Abend getötet worden, General.«
    » Ich bedauere das sehr«, sagte Ozek. » Und ich werde die volle Verantwortung dafür übernehmen. Aber werden wir jemals erfahren, wie viele Terroristen der PKK wir heute Abend getötet haben? Und sollten die Amerikaner und Iraker, die diese sogenannte Untersuchung durchführen, uns irgendwann verraten, wie viele Terroristen eliminiert wurden, werden wir dann jemals Gelegenheit erhalten, der Welt zu erklären, was sie unschuldigen Türken angetan haben?« Da Hirsiz nichts darauf erwiderte, sondern nur auf einen Punkt an der Wand starrte, nahm Ozek zackig Haltung an und wandte sich zum Gehen.
    » Warten Sie, General«, rief Hirsiz.
    » Sie werden diese Idee doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, Kurzat!«, sagte Premierministerin Akas, der vor Überraschung der Unterkiefer herunterfiel.
    » Der General hat recht, Ayse«, sagte Hirsiz. » Dies ist ein weiterer Zwischenfall, für den man die Türkei demütigen wird… Und ich habe es satt! Ich werde türkischen Männern und Frauen nicht länger in die Augen sehen und ihnen leere Versprechungen machen! Ich will, dass das ein Ende hat. Ich will, dass die PKK diese Regierung fürchtet… Nein, ich will, dass die Amerikaner, die Iraker, ja, die ganze Welt uns fürchtet! Ich bin es leid, jedermanns Sündenbock zu sein! Minister Cizek!«
    » Herr Präsident!«
    » Ich will so schnell wie möglich einen Plan für unser weiteres Vorgehen auf meinem Schreibtisch, mitsamt dem Entwurf einer Operation zur Vernichtung der Ausbildungslager und sonstigen Einrichtungen der PKK im Irak«, erklärte Hirsiz. » Ich möchte, dass die Opfer unter Nichtkombattanten auf ein Minimum beschränkt bleiben. Die Operation soll schnell, effizient und gründlich erfolgen. Wir wissen, dass uns die gesamte Welt dafür verdammen wird und wir praktisch vom ersten Tag an unter dem Druck stehen werden, uns wieder zurückzuziehen. Die Operation muss also schnell, wirkungsvoll und massiv sein.«
    » Jawohl, Herr Präsident«, sagte Cizek. » Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    Hirsiz trat hinüber zu Ozek und legte dem General die Hände auf die Schultern, diesmal jedoch ohne Angst, ihm in sein verwüstetes Gesicht zu blicken. » Hiermit gelobe ich«, sagte er, » ich werde niemals einen General die Verantwortung für eine von mir genehmigte Operation übernehmen lassen. Ich bin der oberste Kriegsherr. Sobald diese Operation anläuft, General, möchte ich, dass Sie, so Sie dazu imstande sind, die Führung jener Kräfte übernehmen, die den vernichtenden Schlag gegen die PKK führen werden. Wenn Sie Manns genug sind, sich aus einem abgestürzten Flugzeug zu befreien und anschließend nach Ankara zu kommen, um mich zur Rede zu stellen, dann sind Sie auch Manns genug, die PKK zu vernichten.«
    » Vielen Dank, Herr Präsident«, sagte Ozek.
    Hirsiz wandte sich um zu seinen anderen Beratern im Raum. » Ozek hat es als Einziger gewagt, seinem Präsidenten die Meinung zu sagen– das ist genau die Art von Beratern, die ich mir vom heutigen Tag an wünsche. Stellen Sie einen Plan zur endgültigen Niederschlagung der PKK zusammen.«

KAPITEL 4
    Für einen Streit bedarf es weder eines Grundes noch einer Freundschaft.
    – Ibykos, 6. Jahrhundert v. Chr.
    ALLIIERTER LUFTWAFFENSTÜTZPUNKT NAHLA, IRAK
    Zwei Tage später
    Die Stimmen im Tank klangen merklich gedämpfter als zuvor. Niemand sagte etwas, es sei denn, um einen Bericht durchzugeben oder eine Anmerkung zu machen. Sofern sie nicht anderweitig beschäftigt waren, saßen die Leiter der Abteilungen, die Operatoren und Spezialisten aufrecht auf ihren Stühlen und blickten starr nach vorn. Niemand schwatzte mit seinen Kameraden, keiner rekelte sich, nirgendwo ein Anzeichen von Müßiggang.
    Colonel Wilhelm betrat die Einsatzzentrale, streifte sein Headset über und verkündete, ohne sich zu seinen Stabsoffizieren umzudrehen, über die Sprechanlage: » Wir haben Befehl, sämtliche Operationen mit Ausnahme der Bereiche Logistik, Aufklärung und Nachrichtendienst auszusetzen. Bis auf Weiteres keine Unterstützung von Kampfeinsätzen der IA .«
    » Aber all diese Dinge werden von den Privatfirmen geleistet, Sir«, bemerkte jemand über die Sprechanlage. » Und was bleibt dann für uns?«
    » Wir werden Übungen durchführen– für den Fall, dass es irgendwann Ärger mit den Türken gibt.«
    » Befinden wir uns im Krieg mit der Türkei, Sir?«, wollte der Regimentskommandeur Mark