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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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nicht machen sollte“, warf Nils ein. Doch er war nicht mehr richtig bei der Sache. Die letzten Meter hatte er sich immer wieder suchend umgeblickt, auf einem kleinen Platz vor einer Kirche kam er ganz zum Stehen.
    „Was hast du?“, fragte ich ihn.
    „Hier müsste irgendwo unser Auto stehen.“
    „Hast du dir denn die Straße nicht gemerkt?“
    „Nein. Ich habe normalerweise einen guten Orientierungssinn.“
    „Vielleicht könntest du dich besser orientieren, wenn wir den Weg, den du mit dem Auto gefahren bist, nachgehen.“
    „Wenn du meinst.“ Die ganze Angelegenheit schien ihm peinlich zu sein.
    Doch auch als wir den Weg von der Fußgängerzone zum zweiten Mal abgeschritten waren und einen Blick in sämtliche Nebenstraßen geworfen hatten, blieb das Auto verschwunden.
    Mittlerweile war ich hundemüde und wurde langsam aber sicher quengelig.
    „Du hättest dich nicht ins Halteverbot stellen sollen. Bestimmt ist das Auto abgeschleppt worden“, murrte ich.
    „Nein. Denn dann wäre das Obst- und Gemüsegeschäft, vor dem ich geparkt habe, auch abgeschleppt worden.“
    „Und was willst du jetzt machen?“
    „Was wohl! Weitersuchen. Warum muss hier bloß alles gleich aussehen?“ Missmutig kickte er einen Stein weg, der gegen eine Straßenlaterne prallte.
    Bockig blieb ich stehen. „Also ich suche nicht weiter. Mir tun meine Füße weh.“
    „Dann setz dich hin und warte hier!“ Er drückte mich auf die Kirchentreppen.
    „Und was willst du machen, wenn du das Auto nicht findest? Einfach ein neues mieten. Dann wäre ich wenigstens nicht mehr die einzige ohne Gepäck.“ Ich begann hysterisch zu kichern. „Oh Gott, oder es ist wirklich abgeschleppt, oder schlimmer noch, gestohlen worden! Dann müsste ich das zweite Mal innerhalb von 24 Stunden auf eine Polizeiwache.“ Ich kicherte noch mehr, doch dann ging mein Kichern in Schluchzen über.
    Nils sah mich besorgt an. „Alles in Ordnung?“
    „Nein. Es ist nicht alles in Ordnung“, jammerte ich und merkte, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. „Seit gestern Morgen ist mein Leben ein einziges Chaos. Und dass wir nun das Auto nicht mehr wiederfinden, ist im Vergleich zu allen anderen Erlebnissen nur eine Lappalie. Meinen neuesten Tiefschlag habe ich dir noch gar nicht erzählt. Wie es aussieht, hat Giuseppe tatsächlich keine Geliebte, aber geschäftlich nach Italien gefahren ist er auch nicht. Die Goldene Hochzeit seiner Eltern ist der eigentliche Grund für seine Reise.“
    „Bist du nicht eingeladen?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wissen seine Eltern überhaupt nicht, dass er mit mir zusammen ist. Oder vielleicht hat er es Ihnen erzählt, aber er schämt sich wegen mir. Und er hat gesagt, dass ich krank bin. Ich weiß es nicht. Aber ich werde es erfahren“, fügte ich entschlossen hinzu.
    Nils setzte sich neben mich. „Du willst auf die Goldene Hochzeit seiner Eltern platzen?“
    Ich nickte.
    „Heute Abend noch?“
    „Nein. Sie findet erst morgen statt.“
    „Dann lass uns in Viareggio übernachten. Momentan kommen wir sowieso nicht von hier weg. Ich lade dich ein. In das Hotel, das du von der Uferpromenade aus gesehen hast. Bestimmt sind noch Zimmer frei.“
    „Hast du es nicht eilig, nach Vinci zu kommen?“
    „Nein. Die Warm-Up-Party findet das ganze Wochenende über statt und alle Anwesenden sehe ich in den nächsten Wochen noch oft genug.“
    „Vor der Autovermietung hast du mir aber etwas von einem ganz wichtigen, nicht verschiebbaren Termin erzählt.“
    „Hast du mir denn von Anfang an die Wahrheit gesagt?“
    „Nein“, gab ich etwas widerstrebend zu. „Aber die Hotelübernachtung kann ich nicht annehmen. Du hast in den letzten Tagen schon so vieles für mich bezahlt und das Hotel ist bestimmt furchtbar teuer.“
    Nils lächelte. „Irgendwie muss ich meinem Ruf als protzigem Schauspieler doch gerecht werden.“
    Ich überlegte kurz das Für und Wider von Nils’ Angebot, dachte an meine schmerzenden Füße und meinen knurrenden Magen und willigte schließlich ein. „Na gut. Ich nehme deine Einladung an. Du bist schließlich daran schuld, dass wir hier festsitzen. Aber ich schlafe nicht mit dir in einem Zimmer und Alkohol trinke ich auch keinen“, versuchte ich das peinliche Erlebnis von letzter Nacht herunterzuspielen.

    Das Grand Hotel erreichten wir nicht über die Strandpromende, sondern durch den weitläufigen Pinienwald, der die Stadtteile Versilia und Viareggio miteinander verbindet. An einem

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