Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
einer Dokumentation aus Berichten und Bildern den Bau des Hühnerstalls und stellte Fotos meiner Hühner rein. Es gab nur wenige Seiten, aber schon nach kurzer Zeit besuchten viele Menschen meinen Blog. Das motivierte mich, und so schrieb ich dann immer mehr über meine Tiere und mein Leben hier im Wald. Später legte ich mir dann auch noch Wachteln zu, weil die einfach so niedlich sind. Dafür brauchte ich eine Wachtelvoliere und dokumentierte auch diesen Bau in meinem Blog. Ich zeigte Fotos vom Bau und den ersten Wachteln beim Einzug. Je mehr ich schrieb, umso mehr Besucher kamen und hinterließen Kommentare oder stellten Fragen.
Inzwischen schreibe ich dort regelmäßig über alles was mich bewegt oder was sich hier im Wald so ereignet. Der Blog wuchs und hat nun bereits über sechshundert Artikel. Und laut meiner Statistik besuchen ihn täglich im Schnitt über zweihundert Surfer. Ich finde das sehr beeindruckend. So interessant finde ich mein Leben dann eigentlich doch nicht. Andere scheinbar schon.
Immer wieder merke ich, dass Menschen von meiner Art zu Leben fasziniert sind. „So würde ich auch gern leben“ ist wohl der häufigste Satz, den ich in den letzten Jahren zu hören oder lesen bekommen habe. Und wenn ich dann antworte: „Dann tu es doch!“, kommen etliche Gründe dagegen. Manche sind aber auch ehrlicher und sagen: „Oh – ist das schön wie du lebst …, aber ich könnte das nicht.“ – Ja – auf den ersten Blick wohne ich wirklich in einem Paradies. Rund um mich rum Natur, überall Tiere und Harmonie. Einfach traumhaft. Wie gesagt – auf den ersten Blick. Wenn man aber mein Leben genauer betrachtet, dann ist es gar nicht mehr so traumhaft. Dann erkennt man, dass ein Leben ohne den normalen Komfort weder bequem, noch romantisch ist. Für ein besseres Verständnis davon, was ich damit meine, schildere ich hier mal einen typischen verschneiten Wintermorgen im Wald:
Gegen acht Uhr stehe ich auf. Das ist für viele andere relativ spät. Aber ich arbeite ja auch zu Hause und muss somit nicht irgendwo hinfahren. Auf dem Weg zur Küche schalte ich als erstes den PC an, der dann so lange an bleibt, bis ich wieder schlafen gehe. Auf dem Weg zum Bad schalte ich in der Küche die Kaffeepadmaschine ein. Dann gehe ich kurz in's Bad und macht dort das, was man morgens im Bad eben so macht. Auf dem Rückweg ist die Kaffeemaschine aufgeheizt und ich lasse den ersten Kaffee durchlaufen. Weiter zum PC und einloggen.
So – bis hierhin normal und vielleicht in vielen Haushalten so. Jeder andere könnte sich nun wahlweise an den PC zum Arbeiten oder an den Tisch zum Frühstücken setzen. Ich nicht. Bei mir geht es erst einmal so weiter:
Ich gehe nach draußen, schnappe mir den Schneeschieber und grabe mir damit eine Furche zum Hühnerstall. Dann wieder rein und in der Küche den Wasserkocher füllen und Wasser aufheizen. Während das Wasser aufheizt, raspele ich mit der Küchenmaschine Möhren und Zwiebeln für die Hühner, denn im Winter brauchen die Hühner Vitamine und Calcium, wenn sie gesund bleiben sollen. Ich mische das Ganze darum noch mit Quark, Bierhefe, Haferflocken und getrockneten Kräutern. Damit raus in den Hühnerstall. Dort taue ich mit Hilfe des heißen Wassers das Trinkwasser der Hühner auf. Ich sammle die Näpfe vom Vortag ein, reinige sie und fülle sie mit frischem Wasser. Dann bekommen die Hühner noch ein paar Körner in den Auslauf gestreut und die Gemüse-Flockenmischung in ihre Näpfe verteilt. Nun geht es zu den Wachteln. Auch die wollen trinken. Und so muss auch mehrmals am Tag das Trinkwasser der Wachteln aufgetaut werden. Also grabe ich mit dem Schneeschieber eine weitere Furche, da die Wachtelvoliere dummerweise nicht neben dem Hühnerstall, sondern in einer ganz anderen Richtung steht. Bei den Wachteln dann: Kontrollieren, ob sie noch Futter haben und eventuell Futterspender auffüllen. Neues heißes Wasser holen und auch hier das Eis in dem Wassernapf damit auftauen. Wenn ich damit fertig bin, dann warten im Haus schon weitere hungrige Tiere auf mich. Als nächstes werden die Katzen im Bad und der Hund in der Küche mit Futter und frischem Wasser versorgt.
Jetzt könnte ich mich endlich hinsetzen? Nein, noch lange nicht, es ist nämlich saukalt im Haus! Ich habe keine Heizung. Ich heize nur mit Kaminofen. Also: Ofen auf, Aschebehälter raus nehmen und nach draußen bringen. Die Asche sammle ich für die Hühner und Wachteln in einem großen Topf, denn die ist perfekt
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