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Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Titel: Aussteigerin aus Versehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Langenkamp
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fliegen wie Tauben aus dem Stand mal eben vier bis fünf Meter hoch. So auch meine. Eines Tages beschlossen sie, dass es weiter oben im Baum viel sicherer ist. Sicherer vor mir, denn da kam ich nicht so einfach dran. Was also tun? Die Hühner einfach draußen lassen? Nein – das kam für mich nicht in Frage. Also nahm ich eine lange Latte, und noch eine Latte, und noch eine ... schraubte diese zusammen und angelte damit nach den Hühnern. Das klappte mit ein wenig Übung dann auch ganz gut. Ich schob einfach die Latten-Angel von hinten unter das Huhn, wartete bis es sicher drauf saß und holte es dann ein wie ein Fischer sein Netz.
    Eines Tages fragte ich mich: „Willst du wirklich bis an dein Lebensende deine Hühner aus dem Baum pulen?“ – „Neee, willst du nicht!“, war meine Antwort. Normalerweise gehen Hühner abends selbstständig in den Stall, denn auch sie wissen, dass man als Huhn in der Nacht im Freien etlichen Gefahren ausgesetzt ist. Alle Hühner machen das, nur meine nicht. Wieso also gehen die Hühner nicht in den Stall, den ich ihnen mühselig zusammen gezimmert habe? Ich hatte, wie bereits erwähnt, einen sehr kleinen Stall gebaut, da die Hühner ihn ja nur zum Schlafen brauchten. Er hatte eine Grundfläche von einem Quadratmeter und oben zwei Stangen drin. Für meine kleine Truppe völlig ausreichend – meinten meine Ratgeber im Hühnerforum jedenfalls. Meine Hühner sahen das wohl anders. Sie hassten meinen Stall, so viel war klar. Lieber setzten sie sich nächtlichen Gefahren aus, als freiwillig in diese Kiste zu gehen.
    Ich hatte also die Wahl: Einen größeren Stall bauen oder auf ewig Hühnerpflücken. Ich entschied mich zum Stallbau. Inzwischen hatte ich übrigens zu den drei Zwerghühnern (das vierte war leider bereits im Innenhof an einer Milben-Invasion verstorben, bevor ich wusste, dass es diese Viecher überhaupt gibt) noch ein weiteres Huhn – meine Gertrud – von einer Userin aus dem Hühnerforum dazu bekommen. Und außerdem hatten die Zwergdamen heimlich zwei Küken – Anneliese und Gretel – ausgebrütet und groß gezogen. So hatte ich inzwischen sechs Hühner und einen Hahn.

Zeit für einen richtigen Stall
    Ein richtiger Stall sollte her. Ein Stall, in den man rein gehen kann, der genug Platz bietet für die Hühner und allerlei sonstiges, was die Tiere außerdem noch brauchen. Ich beschloss den Stall aus Holz zu bauen. Heute wünsche ich mir oft einen Stall aus Stein, so einen richtig stabilen ohne Ritzen und Löcher. Steinwände kann man viel besser sauber und frei von Milben halten. Steine haben aber auch einen Nachteil: sie sind schwer. Und Mauern ziehen kann ich auch nicht. Holz ist klasse. Holz kann man auf alle möglichen Arten zusammenschrauben. Man kann Holz einfach auf die passende Größe sägen und es ist auch viel leichter zu tragen und ranzuschaffen.
    Bisher hatte ich alles Material immer im Baumarkt gekauft. Ich fuhr damals einen Kombi und dort passte allerlei rein. Aber für so einen richtigen Hühnerstall, da benötigte ich eine Menge Holz. Mehr, als in mein Auto passte. Ich recherchierte nach Lieferanten und fand zu meinem Erstaunen einen Holzhandel im Nachbardorf. Bei meinem Anruf dort erfuhr ich dann, dass dieser allerdings bereits seit Jahren nicht mehr in Betrieb ist. Aber es war noch jede Menge Material am Lager und ich sollte einfach mal vorbei kommen. Gesagt, getan.
    Ich traf dort auf einen sehr netten älteren Herrn, den inzwischen pensionierten Holzhändler. Holz war jede Menge da – und auch billig. Nur wusste ich nicht, wie ich diese drei Meter langen Bretter befördern sollte. Der Mann war wirklich nett und lieh mir kurzerhand seinen Pritschenwagen. Also luden wir gemeinsam so viel Holz drauf, wie ich seiner Meinung nach für mein Vorhaben brauchte. Mit dem geliehenen Fahrzeug fuhr ich stolz meinen Holzberg nach Hause, lud ihn dort ab und fuhr wieder zurück, um mein Auto abzuholen. Nun konnte es also losgehen.
    Mein Werkzeug für das Bauvorhaben war eher spartanisch: ich hatte mir aus dem Baumarkt eine billige Kapp- und Gehrsäge für 39,00 € gekauft. Außerdem standen mir noch ein Akkuschrauber und ein Hammer zur Verfügung. Das war's. Natürlich hätte ich lieber eine richtige Säge gehabt, aber dafür hatte ich weder Platz noch Geld. Es musste eben so gehen.
    Mein Problem war: Ich war alleine. Wie also ein Haus bauen, wenn niemand da ist, der mal eben eine Latte halten kann? Ich überlegte lange, wie und wo ich nun anfange.

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