Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
ich auch die ersten Monate tat. Dann kam ich mir aber doch blöd vor. Rund herum die schönste Natur – ein Katzenparadies. Und ich traute mich nicht, meine Katze vor die Tür zu lassen. Außerdem trübt es doch im Sommer die Freude an dem schönen Wetter, wenn ich ständig darauf achten muss die Haustür geschlossen zu halten. Das Haus ist sehr klein und die Decke niedrig. Im Sommer nehmen die Temperaturen im Haus schnell tropische Größenordnungen an. Also machte ich die Tür irgendwann einfach auf und lasse sie seitdem jeden Sommer über offen. Tag und Nacht. Anders ist es hier bei Hitze kaum auszuhalten. Und was soll hier auch schon passieren? Schlimmstenfalls stolpere ich nachts über eine Kröte, die sich in den Flur verirrt hat, was bereits mehrfach vorgekommen ist. Aber wenn man lange so abgelegen und naturnah wohnt wie ich, dann regt man sich über solche Kleinigkeiten nicht mehr auf. Man schubst ganz selbstverständlich besagte Kröte wieder nach draußen und denkt nicht weiter drüber nach. Wenn so etwas allerdings mal vorkommt während ich Besuch habe, dann wundere ich mich immer, wie ein so kleines Tier eine so große Aufregung auslösen kann.
Mona schritt also irgendwann aus der Tür und schaute sich verwundert um. Wie? Da draußen geht die Welt noch weiter? Oh Wunder. Vorsichtig erkundete sie erst das Grundstück und dann rasch den ganzen Wald. Eines Tages war sie dann ab Mittags ganz verschwunden. Ich suchte alles ab, konnte sie aber nirgends finden. Verzweifelt lief ich durch den Wald und rief nach ihr. Ja – mir ist schon klar, dass Rufen bei einer tauben Katze nicht wirklich viel Sinn macht. Aber stumm winkend durch den Wald zu krabbeln, das war mir auch zu doof. Stunde um Stunde verging – keine Mona in Sicht. Ich machte mir große Sorgen. Ich sah sie schon als Opfer eines Fuchses. Oder irgendwo eingeklemmt. Oder verwirrt herumirren und nach dem Heimweg suchen. Nachdem ich zusammen mit Dahli fast vier Stunden die ganze Gegend rund um mein Gründstück abgesucht hatte, ging ich verzweifelt und zerkratzt heim ... und traf auf der Terrasse auf Mona, die sich erschöpft vom langen Spaziergang ausgiebig in der Sonne putzte. Ich schwankte zwischen Wut und Erleichterung. Sie schaute mich grimmig an als würde sie sagen: „Wo steckst du eigentlich die ganze Zeit?“
Von da an verschwand sie täglich stundenlang und ich war jedes Mal am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Aber sie kam immer wieder. Mal früher, mal später. Natürlich fühlte ich mich gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass meine taube, weiße Katze durch den für sie fremden Wald streifte. Aber ich konnte ja nichts dagegen tun. Einsperren war für mich keine Alternative mehr. Sie hat hier noch drei glückliche Jahre die Freiheit erlebt, bis dann eines Tages, mit fünfzehn Jahren, die Nierenkrankheit ihr Leben beendet hat. Ich denke noch häufig an sie zurück, denn sie war schon etwas sehr Besonderes.
Caroline aus dem Wald
Eines Tages, da lebte Mona noch, kam meine Nachbarin Petra zu mir und erzählte, dass sie beim Joggen an vier frisch geborenen Kätzchen vorbei gekommen sei. Diese würden einfach am Wegesrand liegen und verzweifelt nach ihrer Mutter schreien. Ich fragte sie, wie lange das denn her sei.
Sie meinte: „So etwa eine Stunde …“
Na, die hat echt Nerven! Also bat ich sie, mir sofort die Stelle zu zeigen. Wir fuhren hin und dort lagen vier neugeborene Katzenbabys, die inzwischen völlig unterkühlt und schwach waren. Sofort nahm ich die kleinen Bündel hoch und versuchte sie auf dem Weg nach Hause mit meinem Körper zu wärmen. Alle vier waren winzig, kraftlos und hatten sogar noch die Nabelschnur dran. Keine Ahnung, wie die dort in den Wald kamen. Meine Vermutung war, dass eine zu junge Katzenmutter mit diesem Nachwuchs einfach überfordert und deswegen gegangen war.
Ich besorgte in Windeseile eine Wärmelampe, Katzenaufzuchtsmilch und ein Fläschchen zum Füttern. Und natürlich die Informationen im Internet, wie man so was eigentlich macht. Alle zwei Stunden mussten sie gefüttert und anschließend der kleine Bauch massiert werden. Schnell merkte ich: Das war alleine gar nicht zu schaffen. Für jedes Kätzchen brauchte ich etwa zehn bis fünfzehn Minuten. Das mal vier alle zwei Stunden … und wann sollte ich schlafen?
Also wandte ich mich ans Tierheim und bat um Hilfe. Zwei der Kleinen wollte ich versuchen alleine aufziehen und die beiden anderen übergab ich schweren Herzens dem Tierheim. Nun hatte ich nur
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