Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
Normalerweise würde man wahrscheinlich erst mal das Gerüst bauen. Dafür brauchte es aber mindestens zwei Leute. Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Ich entschied mich für einen anderen Weg: ich baute erst einmal eine Wand – liegend – auf dem Boden. Diese wollte ich dann einfach aufstellen und den Rest dranbauen. Gesagt, getan – und schon nach gut einer Stunde war die Wand fertig. Sie war zwei Meter hoch und drei Meter lang. Und schwer. Verdammt schwer sogar. Ich zog, stemmte, fluchte … nix zu machen. Nach knapp zwei Stunden war ich schweißnass und kapitulierte frustriert. Das Teil war einfach zu schwer für mich. Was tun? Ich bekam dieses Ungetüm beim besten Willen nicht hoch. Nachbarin Petra um Hilfe bitten? Niemals! Also Planänderung.
Mein Hühnerhaus brauchte ja auch einen Boden. Also sagte ich: Wand, du bist nun keine Wand mehr – du bist nun der Boden. Der Wand war es egal und mir inzwischen auch. Nun schraubte ich an den Boden einfach senkrechte Balken. Daran dann Querbalken, und an diese senkrechte Latten. So arbeitete ich mich Stück für Stück weiter und war sehr erstaunt wie schnell mein Werk voran schritt. Die Bauweise war zwar unkonventionell, aber es funktionierte. Ich arbeitete mich auf diese Weise von Wand zu Wand um das Haus herum. Das machte mir richtig Spaß, denn ich konnte schnell Fortschritte sehen. So arbeitete ich bis spät in die Nacht. Dank meiner geliebten Stirnlampe war das ja kein Problem.
Ich bin heute noch erstaunt, wie schnell das Hühnerhaus fertig geworden ist. Ich habe nur gut eine Woche dazu gebraucht, dann konnte ich anfangen das Dach mit Dachpappe zu decken. In der ganzen Zeit wurde mein Werk argwöhnisch von den Hühnern beäugt. Besonders Gertrud zeigte an meinen Baumaßnahmen großes Interesse. Mehrmals täglich kam sie zur Inspektion vorbei. Sie pickte auf dem Holz rum, testete die Querbalken und gackerte wohlwollend. Den größten Respekt hatte ich vor dem Dach. Dachdecken hört sich schon so schwierig an. War es dann aber doch gar nicht, denn auch hier entwickelte ich eine eigene Technik, durch die es sich vermeiden ließ, das Dach zu betreten. Denn zum einen machen mir mit zunehmendem Alter Höhen immer mehr Angst, zum anderen traute ich meiner Konstruktion selber nicht viel Traglast zu.
Also brachte ich auch das Dach schichtweise an. Erst schraubte ich ein paar Latten quer auf das Haus und dann darauf eine Lage Dachpappe. Dann die nächste Lage Latten und wieder Dachpappe drauf. Das klappte erstaunlich gut und ging auch sehr fix. Ok – schön ist anders. Aber das Dach war erstaunlich schnell fertig. An den Seiten wollte ich die überstehende Pappe dann irgendwann noch vernünftig umschlagen. Später halt. Sie hängt heute – Jahre später – noch immer kruckelig über … was soll's ….
Als Letztes baute ich die Tür und hängte diese ein. Stolz betrachtete ich mein Werk. Ich hatte ganz allein ein richtiges Hühnerhaus gebaut. Wirklich ein Grund stolz zu sein. Ok – es ist nicht wirklich an jeder Stelle gerade … aber es steht, macht einen stabilen Eindruck und man kann rein gehen. Meinen Hühnern und mir gefällt es.
Und ich bin heute sehr froh, dass ich diesen Hühnerstall ausreichend groß gebaut habe. Als ich mit dem Bau anfing und darüber im Hühnerforum berichtete, lauteten die ersten Kommentare erfahrener Hühnerhalter: „Bau lieber gleich größer – es bleibt nicht bei sechs Hühnern.“ Sie haben Recht behalten. Inzwischen bewohnen elf Hennen und zwei Hähne diesen Stall, auch wenn ich das damals nicht vermutet hätte. Hühner machen einfach so viel Freude und es gibt auch so viele wunderschöne Rassen und Mischlinge … da werden es automatisch irgendwie immer mehr. Und wenn heute im Forum jemand schreibt, dass er für drei bis fünf Hühner einen Stall bauen will, dann bin ich die erste, die ihm antwortet: „Baue lieber gleich etwas größer.“
Vom Bloggen und Leben im Wald
Ich war mächtig stolz auf mich und meinen Hühnerstall. So stolz, dass ich mein heldenhaftes Werk unbedingt mit der Menschheit teilen wollte. Das war der Zeitpunkt, an dem ich meinen Blog unter dieimwaldlebt.de erstellte. Ich wollte schon immer einen eigenen Blog im Internet haben, fand aber nie den richtigen Anlass dafür. Nun hatte ich den Anfang und einen passenden Grund gefunden.
Damals fing ich ganz klein an. Ich wollte den Blog als eine Art Tagebuch für mich erstellen. So wüsste ich später immer noch, wann was wie war. Anfangs beschrieb in
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