Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
Vorsichtig fing ich immer mal wieder an, im Internet nach einem herrenlosen Pudel zu recherchieren. Aber alle Notfälle – und danach suchte ich aus lauter Gewohnheit derzeit nur – waren alte Tiere. Davon hatte ich schon zwei zu Hause. Nun war ich egoistisch. Ich suchte einen jungen Hund, der mich noch lange begleiten würde, wenn mich meine beiden vierbeinigen Rentner verlassen haben.
Keinesfalls wollte ich mit der Erfüllung meines Wunsches nach einem Pudel auf den Tod der beiden warten. Das klingt grausam – ist es auch. Aber drei Hunde, das ist nun wirklich bescheuert. Schon zwei Hunde sind verdammt anstrengend, will man allen gerecht werden. Und nun noch einen dazu? Ich musste ja bekloppt sein.
Eines Tages stolperte ich über eine Anzeige im Web: „ Toypudel – 4 Monate – umständehalber günstig abzugeben. “ Mmmmh – was das wohl für Umstände sein mochten? Anrufen schadet ja nix. Bei dem Anbieter handelte es sich um einen Pudelzüchter, oh Wunder. Dieser hatte von einer anderen Züchterin Toypudel gekauft, um sie mit seinen Hunden „zu mischen“. Nun hätte er aber doch zu viele und wollte deswegen einige davon verkaufen. Ich träumte von einem schwarzen Toypudel und so einen hatte er für schlappe vierhundertfünfzig Euro abzugeben.
Auf Grund meiner langen Recherche wusste ich, dass so ein Toypudel mal locker über siebenhundert Euro kosten kann. Deswegen hatte ich ja auch noch keinen. Ich wurde sofort misstrauisch und wollte die Hunde und den Züchter unbedingt besichtigen. Vor meinem geistigen Auge sah ich dunkle verfallene Ställe, in denen abgemagerte Hündinnen für die Welpenproduktion missbraucht wurden und ging in Gedanken schon mal die Anlaufstellen für eine etwaige Anzeige der Missstände durch: Presse, Polizei, Tierschutzverein, Veterinäramt, …
Also ab ins Auto zur Besichtigung. Keine drei Stunden Fahrt und schon stand ich vor der telefonisch angegebenen Adresse. Das Haus lag in einer Siedlung und sah eigentlich ganz normal aus. Ich wurde herein gebeten und der Mann führte mich in die Küche. Dort wuselten etwa zehn Toypudel unterschiedlichen Alters umeinander und ich bekam leuchtende Augen. Auch die erwachsenen Pudel machten einen gesunden und freundlichen Eindruck. Nix Stall. Nix abgemergelt. Lauter fröhliche kleine Pudel, die sich frei in Haus und Garten bewegten. Darunter auch der kleine schwarze, der so günstig zu haben war. Er zeigte mir den Pudel und dieser war auch wirklich entzückend. Sprang kreuz und quer durch die Küche und spielte mit den anderen Jagen. Ich setzte mich auf den Boden und sah dem lustigen Treiben zu. Da hätte ich es Stunden ausgehalten. Immer wieder kam der ein oder andere zu mir, schnüffelte neugierig an mir rum, und flitzte dann wieder durch die Küche. Während ich da saß und fasziniert das spielende Rudel beobachtete, da schlich sich leise und vorsichtig ein kleines scheckiges Etwas auf meinen Schoß, rollte sich zusammen und schien dort einschlafen zu wollen.
Nanu? Wer bist du denn? Ich fragte den Züchter, was denn mit diesem Hund wäre. Er meinte, der wäre eine Fehlfarbe und zur Zucht nicht geeignet. Züchter haben oft sehr seltsame Vorstellung von einem perfekten Hund. Ich sagte ihm, dass ich auch gar nicht vorhätte zu züchten. Und er: „Wenn se wollen, dann können sie den auch für das gleiche Geld haben. Aber ich sage ihnen gleich, dass sie mit dem nicht züchten können!“
Herrgott noch mal – „ICH WILL NICHT ZÜCHTEN.“ – Den Nachsatz „weil ich Züchter scheiße finde“ habe ich mir mal verkniffen. Schließlich verträgt sich so eine Meinung auch nicht wirklich mit meinem Wunsch nach einem reinrassigen Toypudel. Und rausfliegen wollte ich auch nicht. Jedenfalls nicht ohne dieses kleine Knäuel da auf meinem Schoß. Schnell wurden wir uns einig und ich um vierhundertfünfzig Euro ärmer. Und „Miss Moneypenny vom Dorumer Thal“ ging per Urkunde in meinen Besitz über. Welch bescheuerter Name. Schon auf dem Weg zum Auto wurde sie von mir zur Sabine degradiert. Aus dem berühmten „nur mal gucken“ war also mal wieder „ich habe ein neues Tier“ geworden. Mist. Ich sollte mir keine Tiere mehr anschauen … ich Weichei. Trotzdem, meine kleine Fehlfarbe war zuckersüß und wischte alle Gedanken an Vernunft fort. Biene, wie mein kleiner Toypudel heute von mir gerufen wird, ist vom Grundfell schwarz und hat an den Pfoten graue „Söckchen“. Auch im Gesicht hat sie stellenweise graue Haare, so dass sie wie ein
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