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Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Aussteigerin aus Versehen (German Edition)

Titel: Aussteigerin aus Versehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Langenkamp
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verfressener Hund. Sie fraß alles, was ihr vor die Schnauze kam und ich hatte ihr Leben lang meine liebe Müh damit, sie nicht fett werden zu lassen. Nun auf einmal war das vorbei. Egal was ich ihr auch anbot – sie drehte traurig den Kopf weg. Ich kaufte Putenfleisch, Leberwurst, Käse und andere Leckereien. Immer nahm sie das neue einmal an und ich dachte: „Prima – das frisst sie.“ Aber bereits beim zweiten Mal drehte sie wieder den Kopf weg. Ich kochte Hähnchenbrust, Fisch und was mir sonst noch so einfiel. Versuchte es mit Pansen roh, gekocht, getrocknet … langsam gingen mir die Ideen aus und Dahli wurde immer dünner. Irgendwann wurde sie wackelig auf den Beinen und ich zog die Reißleine. So konnte es nicht weitergehen. Ich wollte nicht, dass sie elendig lange leidet. Das hatte sie nicht verdient. Und ich spürt: Dahli wollte auch nicht mehr. Wenn man sich ein Tier anschafft, dann übernimmt man die Verantwortung für dieses Wesen. Das heißt auch, dass man irgendwann eine Entscheidung zu Gunsten des Tieres treffen muss. Und sei sie noch so hart. Nach drei Tagen Heulen war ich dann so weit. Ich fragte Ulf, ob er bereit wäre Dahli hier bei mir zu erlösen. Ich fuhr ein letztes Mal mit ihr in die Klinik und ließ sie erneut untersuchen. Ich sagte meinem Tierarzt, dass ich sie erlösen möchte und bat ihn noch einmal um seine ehrliche Meinung. Er stimmte mir zu. "Wird Zeit," sagte er. "Du tust ihr keinen Gefallen, wenn du es weiter raus schiebst." Nun hatte ich es auch von einem Facharzt noch einmal bestätigt bekommen: Es war richtig sie zu erlösen. Das half mir stark zu sein. Ansonsten hätte ich mich später vielleicht immer gefragt: „War es zu früh? Hätte ich doch noch was tun können?“
    Nein – ich konnte nichts mehr für Dahli tun. Ich konnte ihr nur noch helfen sanft und schmerzlos ins Licht zu gehen. Mehr nicht. Und weniger auch nicht.
    Am nächsten Tag kam Ulf und half ihr rüber in die andere Welt. Sie lag dabei auf meinem Schoß in ihrem Hundenest. Es war ein ruhiger und friedlicher Tod ohne jede Tragik. Sie schlief einfach sanft ein und wachte nie wieder auf. Und sie fehlt mir noch heute manchmal, wenn ich von einem Raum in den anderen gehe und niemand folgt mir …. Dahli war mehr für mich als nur ein Hund. Sie war meine Freundin. Sie zu verlieren war schrecklich. Zu schrecklich, um weiter darüber zu schreiben. Darum lasse ich es an dieser Stelle.

Zwei oder drei Hunde – nun auch schon egal
    Auch wenn Dahli damals die erste OP gut überstanden hatte, so  wusste ich doch: Es wird nicht mehr lange dauern und sie wird mich endgültig verlassen. Auch Lucky war mit seinen zwölf Jahren für so einen großen Hund schon mehr als alt. Ich liebte meine beiden Hunde – ehrlich. Aber der stille Wunsch nach einem jungen, agilen Hund wuchs trotzdem langsam aber stetig weiter. Entgegen aller Logik. Schon jetzt war mein Haus im Winter viel zu voll. Caro war zu einer erwachsenen Katze herangereift und zwei große Katzen plus zwei noch größere Hunde in einem Haus mit fünfzig Quadratmeter, das war jetzt schon mehr als grenzwertig. Im Sommer ging es noch. Zumindest Lucky und die Katzen verbrachten die meiste Zeit draußen. Lucky auch nachts. Er schlief dann am liebsten unter einem großen Busch, wo er sich bereits eine passende Mulde gegraben hatte. Es wundert mich bis heute, dass der Rhododendron das überlebt hat.
    Im Winter allerdings sah es schon anders aus. Da konnte ich im Haus kaum einen Schritt machen, ohne über irgendein Tier zu stolpern. Nachts lagen die Katzen auf und Dahli vor meinem Bett. Und Lucky am liebsten direkt davor oder im Eingang zum Schlafzimmer. In der Nacht mal eben schnell auf Toilette rennen war gefahrlos nicht möglich. Da mir klar war, dass mich Lucky und Dahli in nicht allzu ferner Zeit verlassen würden, wollte ich mir schon vorher Gedanken über einen neuen Hund machen. Damit dieser dann nicht als „Ersatzhund“ zu mir kommt, wenn die beiden anderen verstorben sind. Und ganz egoistisch: Sollte es mit Lucky und Dahli einmal vorbei sein, wollte ich nicht alleine zurück bleiben. Mein heimlicher Traum war schon immer ein Toypudel. Die sind einfach klasse: Schlau, praktisch, klein und sie haaren nicht. Außerdem hatten meine Geschwister und ich als wir klein waren einen Pudel und so was prägt. Zwei große Hunde sind eigentlich mehr, als ich jemals haben wollte. Trotzdem, der Gedanke an einen Toypudel ließ mich entgegen jeglicher Vernunft nicht mehr los.

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