Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
verrückt vor Sorge, weil ich ihrer Meinung nach alleine kaum klar kam.
Arme Dahli. Inzwischen habe ich so viel über Hunde und deren Verhalten gelernt, dass ich mich heute schäme, wenn ich an Dahli und meine damalige Erziehungsversuche denke. Trotzdem war sie ein toller Hund. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele Fehler Menschen bei der Hundeerziehung machen können, ohne dass das Tier zur reißenden Bestie wird. Ich habe Hochachtung vor der Spezies Hund, die so nachsichtig mit uns Menschen ist.
Eines Tages meinte meine Schwester Paula: „Dahli ist aber ganz schön dick geworden.“ – Und sie hatte Recht. Komisch dachte ich. So viel frisst sie doch gar nicht. Man selbst sieht es nicht sofort, wenn mit dem Tier was nicht stimmt. Es passiert ja nicht von heute auf morgen, sondern schleichend. Aber Paula sah Dahli ja nicht so oft und ihr fiel es sofort auf. Und ich bin sehr froh darüber. Ich tastete Dahlis Bauch ab. Er fühlte sich irgendwie viel zu fest an. Besser einen Tierarzt aufsuchen. Ich fuhr mit Dahli in die Lüneburger Tierklinik .
Dort kam der Schock: Dahli hatte einen Milztumor! Und zwar einen riesigen! So groß, dass er den ganzen Bauchraum ausfüllte! Wie und wann war das passiert? Ich weiß es nicht. Auf einmal war der da und bedrohte meine Dahli. Es tröstete mich ein wenig, als mein Tierarzt sagte: „Die wachsen so schnell, es ist nicht deine Schuld, dass du den nicht eher bemerkt hast. Und Hunde lassen sich ja auch nichts anmerken.“
Damit hatte er Recht. Dahli hat sich völlig normal verhalten. Und nun war es ungewiss, ob sie an dem Ding oder einer Operation sterben würde oder nicht. Die Vorstellung Dahli zu verlieren … das ging gar nicht. Sie war damals zwölf Jahre alt. Zwölf lange Jahre habe ich sie fast jede Minute des Tages um mich gehabt. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie das ohne Dahli an den Hacken ist.
Mein Tierarzt sagte: „Wir müssen ganz schnell was tun. Wenn der Tumor platzt, dann ist es zu spät.“
Er untersuchte ihr Blut und ihren Kreislauf und kam zu dem Schluss: Sie ist fitt genug. Sie kann es überleben und riet mir zur Operation. Er sagte: „Wenn ich nicht glauben würde, dass sie es schaffen kann, dann würde ich dir von der OP abraten.“ Ich vertraute ihm. Schließlich kenne ich die Ärzte in der Tierklinik schon seit meiner ersten Katze Mona – also seit über fünfzehn Jahren. Und wenn er sagte, dass sie es schaffen kann – dann konnte sie das. Also stimmte ich der OP zu. Dahli blieb in der Klinik und ich fuhr alleine nach Hause. Das erste Mal seit zwölf Jahren ohne Dahli.
Zu Hause warteten auf mich Hund, Katzen und Hühner – ich war nicht allein. Und trotzdem: ohne Dahli war da ein Loch, das ich fast körperlich spüren konnte.
Am nächsten Morgen dachte ich im Stillen an meinen Hund, der jetzt wahrscheinlich gerade auf dem OP-Tisch lag … und wartete auf den Anruf der Klinik. Den ganzen Tag stand ich neben mir, war unfähig an etwas anderes zu denken als an meine Dahli. Die Sorge um sie brachte mich fast um. Endlich, am frühen Nachmittag, klingelte es. Zitternd nahm ich den Hörer ab. Mein Tierarzt war dran. Seine ersten Worte: „Sie hat es gut überstanden. Der Tumor ist komplett raus und sie liegt nun im Aufwachraum.“ – Ein riesiger Fels fiel mir vom Herzen! Er wollte sie noch zur Beobachtung einen Tag dort behalten. Also holte ich sie erst am darauf folgenden Nachmittag wieder ab.
Ich war völlig erstaunt, wie gut sie die OP wegsteckte. Schon wenige Tage nach der schweren Operation lief sie wieder munter rum als wäre nix gewesen. Und knapp drei Kilogramm leichter – so schwer war der Tumor! Schon nach ein paar Wochen war sie wieder ganz die Alte.
Einige Jahre später veränderte sie sich erneut. Sie war schlapp und lustlos. Diesmal merkte ich es sofort. Seit der Sache mit dem Tumor war ich wachsamer geworden. Wieder machte ich mich auf zum Tierarzt. Diesmal war es kein Tumor. Es waren die Nieren. Die Blutwerte waren schlecht und es gab keine große Hoffnung mehr auf Besserung. Sie war inzwischen knapp fünfzehn Jahre alt. Ich bekam Medikamente für sie, aber mein Tierarzt machte mir nicht viel Hoffnung. Er meinte, ihre Blutwerte wären sehr schlecht und in dem Alter wären die Chancen auf Genesung sehr gering. Trotzdem wollte ich sie nicht so schnell aufgeben. Ich verabreichte ihr die Medikamente und beobachtete sie genau.
Es wurde nicht besser. Es wurde schlimmer. Sie fing an Futter zu verweigern. Dahli war immer ein
Weitere Kostenlose Bücher