Australien 03 - Tal der Sehnsucht
Scherstalls.
»Verschonen Sie uns mit diesen wolligen Nichtsnutzen!«, begrüßte er Jack mit kaum noch hörbarem schottischen Akzent. »Ich dachte, wir wären endlich mit allen durch!«
»Sie haben drüben auf dem Gebiet von Dunrobin gegrast, wo ich arbeite, darum dachte ich, ich bringe sie wieder heim.«
»Also, Mr Robertson wird hocherfreut über Ihre Tat sein.« Der junge Mann setzte über einen Zaun, dass seine Stiefel mit einem dumpfen Schlag auf dem staubigen Boden aufkamen. Er öffnete das Gatter zu einem Pferch. Dann jedoch stieß er, statt die Schafe hineinzutreiben, nur einen kurzen Pfiff aus.
»Hierher!«, rief er. Zwei schwarze Hunde mit spitzen Ohren kamen aus dem Schuppen gehetzt, die Augen weit aufgerissen und mit heraushängender Zunge. Sie umkreisten die Schafe in einem weiten Bogen und trieben sie durch das Tor, an dem der Mann stand.
Jack warf einen strafenden Blick auf Faulpelz, der sich hechelnd im Schatten eines Eukalyptusbaumes niedergelassen hatte.
»Könntest du dir nicht etwas davon abschauen, Faulpelz?«, fragte Jack und sprang von seinem Pferd. Er wandte sich an den Mann. »Woher haben Sie diese Hunde?«
»Ach, das sind nicht meine. Sie gehören dem Boss. Sie sind aus Schottland. Die besten, die man kaufen kann. Aber er ist sehr eigen mit ihnen. Nur die Erfahrensten unter seinen Leuten dürfen mit ihnen arbeiten«, verkündete er stolz. »Archie McTavish«, stellte er sich dann mit ausgestreckter Hand vor.
»Jack Gleeson.« Sie begrüßten sich mit einem kräftigen Händedruck, über dem Archie den großen Blonden genau in Augenschein nahm.
»Kommen Sie, Jack, Sie können den Männern die frohe Kunde überbringen, dass sie noch mehr Schafe zu waschen und zu scheren bekommen! Zum Glück wird es nicht lange dauern. Wir sind zwölf Männer an zwölf Scherplätzen. Was für ein Anblick, wenn da die Klingen fliegen! Und weil wir gleich fertig sind, herrscht auch gute Stimmung. Ich bin sicher, dass sie nicht allzu verärgert sein werden.«
Noch ehe nach dem letzten Schaf des Tages die Glocke geläutet wurde, führte Archie Jack wieder aus dem Schuppen heraus.
»Was halten Sie davon, wenn ich Sie über die Station führe, ehe die Sonne untergeht?«
Während sie mit Bailey durch die Station schlenderten, gefolgt von Faulpelz und den Collies, wies Archie stolz auf die Unterkünfte für die Scherer weiter oben am Hügel. Dann zeigte er Jack den großen Speisesaal, aus dem der Duft nach gebratenem Lamm wehte.
»Wenn die Männer fertig gegessen haben, finden Sie in der Hütte hinter dem Herd ein Plätzchen für Ihre Schlafrolle. Ich bin sicher, dass sich Mr Robertson geehrt fühlen würde, wenn Sie mit den Männern essen, nachdem Sie ihm einen so großen Gefallen erwiesen haben.«
»Das wäre überaus freundlich«, sagte Jack, und sein Gesicht hellte sich bei der Aussicht auf ein Abendessen in Gesellschaft auf.
»Dort hinten, dem Haupthaus zu, haben wir auch eine Schmiede, wo Sie Ihr Pferd unterstellen können. Mr Robertson ist gut zu ehrlichen, schwer arbeitenden Männern, bei Ihnen wird er da keine Ausnahme machen, davon bin ich überzeugt. Er selbst arbeitet unermüdlich an seiner Drehbank. Ein Mann, der das Holz liebt. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen noch die Werkstatt und die Sägerei, bevor ich Sie in sein Büro bringe.«
Jack war eher erpicht darauf, Robertsons Hunde zu sehen. Ihm war aufgefallen, dass die schwarze Hündin, die Archie auf den Fersen folgte, Milch in den Zitzen hatte, was bedeutete, dass es Welpen geben musste. Just in diesem Moment hatte ihn Archie an den schönsten Zwingern vorbeigeführt, die Jack je gesehen hatte. Sie waren aus rotem Backstein gemauert, und aus den Schlitzen im Mauerwerk sah er schnüffelnde, bellende Hundeschnauzen ragen. Weiße, schmiedeeiserne Pfosten reckten ihre Spitzen himmelwärts, um die Hunde am Herausspringen zu hindern.
»Also, die sind sicherlich komfortabler als meine Schäferhütte!«, sagte Jack.
»O ja«, bestätigte Archie. »Der Hundewärter ist mächtig stolz auf diesen Bau. Hier, werfen Sie einen Blick auf Mr Robertsons Hunde für die Kängurujagd. Die besten aus England.«
Jack legte das Auge an einen Spalt in dem fest gezimmerten Tor. Aus dem gepflasterten Zwinger bellten ihn vier Hunde mit herabhängenden Tränensäcken und Ohren an.
»Im nächsten Zwinger haben wir den Wurf Scotch Collies, den uns die lütte Hirtenhündin hier beschert hat. Der Hund und die kleine Schlampe waren während der Überfahrt
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