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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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wurde Jim kein einziges Mal laut. Er redete immer ruhig und fest mit Gibbo.
    Auch Diesel war auf Jim aufmerksam geworden.
    »Diesel, komm«, sagte Jim und ließ einen schrillen Pfiff folgen. Diesel gehorchte, und schon bald strömten die Schafe in den Schuppen, während die Hunde Jim auf den Fersen folgten.
    »Ich kann sie auch so zum Arbeiten bringen, aber nur, wenn niemand zusieht«, sagte Rosie aufgebracht, als sie die alten Torflügel des Schuppens zuschob.
    »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel«, sagte Jim freundlich, aber mit einem Lächeln.
    Stundenlang arbeitete Rosie neben Jim her, und immer noch brannte die Schmach. Das rhythmische Zischen des Klauenschneiders und das Ab- und Anschalten des Kompressors ließen kaum Raum für ein Gespräch. Hier lenkten Diesel und Gibbo die Schafe geschickt von außerhalb des Gatters durch den kleinen, engen Laufgang und bellten jedes Mal, wenn das nächste Schaf in die Halterung musste. Obwohl Rosies Laune nach der katastrophalen Darbietung am Morgen immer noch am Boden war, konnte sie nicht anders, als Jims Muskelspiel zu beobachten, wenn er die Halterung kippte und die Klauen der Schafe beschnitt. Er arbeitete hoch konzentriert, was es Rosie erlaubte, in aller Ruhe sein Profil zu studieren. Seine blonden Haare waren kurz geschnitten. Seine Haut war honigbraun, und das kantige, glatt rasierte Kinn gab ihm ein kräftiges, maskulines Aussehen. Obwohl Jim durch und durch männlich wirkte, lag in seinen Augen eine sanfte Güte, die aus seinem Inneren zu kommen schien. Rosie gab sich Mühe, nicht allzu oft zu ihm hinüberzusehen, aber das kostete sie Kraft. Sie versuchte, sich stattdessen auf die störrischen Schafe zu konzentrieren, die sich in den Boden stemmten und nicht über die Rampe laufen wollten.
    Während der Vormittagspause schaltete Jim den Kompressor ab, der Lärm erstarb und machte einer Stille Platz, die von dem Hufgetrappel auf dem Rost und dem leisen Hecheln der Hunde noch unterstrichen wurde.
    »Danke für deine Hilfe, Rosemary«, sagte er und sah ihr dabei offen in die Augen.
    »Rosie.«
    »Entschuldige. Rosie .«
    Er ging zu dem Spülbecken in der Ecke des Schuppens. Rosie hätte sich für ihr Leben gern mit ihm unterhalten. Sie wollte wissen, woher er kam. Ganz offensichtlich war er Ire, aber was tat er hier draußen? Wo hatte er das Handwerk eines australischen Viehtreibers gelernt? Sie hätte ihn gern persönlichere Dinge gefragt, wie… ob er eine Freundin hatte. Stattdessen folgte sie ihm ans andere Ende des Schuppens und fragte: »Wie hast du es geschafft, die Hunde so auszubilden?«
    Jims Gesicht leuchtete in einem warmherzigen Lächeln auf.
    »Es geht allein darum, wie du als Mensch bist, Rosie – mit den Hunden hat das wenig zu tun. Dein ganzes Leben lang werden dir die Menschen und Tiere auf der Nase rumtanzen, wenn du es zulässt. Und wenn du zu viel von den Menschen oder Tieren verlangst, werden sie sich abwenden. Aber wenn du Format zeigst und ihren Respekt einforderst … dann tun die Menschen und die Tiere alles für dich, und zwar freiwillig und gern. Also zeig Format, Mädchen! Nicht durch Rumschreien. Ich meine Format… hier drinnen.«
    Er tippte gegen ihren Bauch und drehte sich dann von ihr weg, um seine Hände zu waschen.
    »Format?« Rosie legte stirnrunzelnd die Hand auf ihren Bauch. Das kapierte sie nicht.
    »Es ist nur eine Frage der Kommunikation«, sagte Jim. Plötzlich drehte er sich wieder um, richtete sich auf, die Augen weit aufgerissen, und schrie: »Rosie! ROSIE! ROSIEEEE!«
    Sie zuckte zusammen und wich verdutzt einen Schritt zurück.
    »Siehst du?«, fragte er. »Du reagierst verwirrt und abweisend. Genau so hast du Diesel vorhin im Hof angeschrien. Du hast seinen Namen gebrüllt, ohne ihm zu sagen, was er tun soll. Woher soll er wissen, was du von ihm erwartest? Du musst deine Wünsche klar und deutlich ausdrücken, du musst direkt, aber nicht aggressiv sein. Setze deine Körpersprache ein, um ihm zu zeigen, was du von ihm willst. Und wenn ich jetzt sagen würde: ›Rosie. Komm her zu mir‹.« Er öffnete seine Arme und neigte auffordernd den Kopf.
    Als er die Worte noch einmal aussprach, klangen sie wie geschmolzene Butter. »Rosie. Komm her zu mir.« Leise, einladend und köstlich. Rosies große blaue Augen schauten offen in seine.
    »Rosie. Komm her.« Wieder lockte er sie mit seinem offenen Blick und seinem leichten Tonfall. Instinktiv machte sie einen Schritt auf ihn zu, und sofort tanzten Wärme und Lob

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