Australien 03 - Tal der Sehnsucht
vergessen lassen wird.« Er ging mit Jack los in Richtung seines Lagers.
Dort wartete, an einen Baum gebunden, ein eleganter schwarzer Hund mit kurzem, glattem Fell. Er hatte stehende Ohren und kluge braune Augen, und seine Rute peitschte Staubwolken hoch, als er die beiden Männer näher kommen sah.
»Ich halte ihn schon seit Wochen zurück, weil ich dich aufzuspüren versuche. Er heißt Moss. Ich dachte, ein solches Prachtexemplar von Hund wäre perfekt für deine Kelpie. Er hat den gleichen Stammbaum wie meine Hunde. Kommt aus Rutherford in Nordschottland. Als ich ihn treiben sah, wusste ich sofort, dass sein Stil zu deiner Kelpie passen würde.«
Jack bückte sich, um dem jungen Hund das Fell zu tätscheln.
»Er ist eine Schönheit.«
»Es wird Zeit, dass wir beide unsere Fähigkeiten unter Beweis stellen und bei einigen Hundevorführungen antreten. Mit Hunden wie diesen sind wir schwer zu schlagen, würde ich meinen.«
»Wie bist du zu so einem Tier gekommen?«
»Ach Jack… sagen wir einfach, Fortuna war mir an diesem Tag hold.«
Jack hängte Moss’ Leine ab, woraufhin dieser schwanzwedelnd Jacks Beine umtanzte. Kelpie kam angelaufen und tanzte vor ihm herum, eine Einladung zum Spiel, bei der sie mit ihren kleinen, festen Vorderpfoten auf den Boden stapfte. Moss legte daraufhin die Ohren zurück und sprang zähnebleckend hin und her.
»Er hat Charakter«, sagte Jack.
»Bei Gott ja. Wie du schon in der Nacht sagtest, als wir uns begegneten, auf dem Weg nach Ballarook… dies ist der Beginn von etwas Größerem als dir und mir und ein paar Hunden. Wir werden etwas bewegen, Jack. Das weiß ich genau.«
Als kurz vor dem Morgengrauen die Vögel vor dem Fenster zu zwitschern begannen, erwachte Rosie auf Mr Seymours Couch. Im Sessel gegenüber saß Mr Seymour mit weit geöffnetem Mund und schnarchte.
Jim, Julian und Evan waren schon vor Stunden in den muffigen Zimmern verschwunden, während Mr Seymour unablässig über Hunde schwadroniert hatte.
»Velourtagesdecken mit Troddeln! Die hatten wir auch, als ich klein war!«, war das Letzte, was Rosie von Evan gehört hatte, ehe er und Julian in einen todesähnlichen Schlaf gefallen waren.
Leicht verkatert nach dem vielen Rum schlich Rosie auf Zehenspitzen durch den Flur und spähte in die Zimmer. Dort lagen Evan und Julian friedlich schlafend Arm in Arm. Rosie musste unwillkürlich lächeln. So glücklich hatte sie ihren Bruder noch nie erlebt. Vorsichtig zog sie die Tür zu. Im nächsten Zimmer schlief Jim auf einem alten Feldbett. Rosie schlich zu ihm und setzte sich auf die Bettkante. Jim wälzte sich herum, schlug die Augen auf und sah sie an.
»Ich glaube, wir hatten gestern unseren ersten Streit«, flüsterte sie. »Aber das Schönste daran ist die Versöhnung, meinst du nicht?« Sie schlug die alte Decke zurück und kuschelte sich an ihn.
»Gut erfasst. So eine Versöhnung lasse ich mir gefallen.«
»Darf ich dich was fragen?«
»Mmm?«, meinte er schläfrig.
»Glaubst du wirklich, ich würde mich für dich schämen?«, Rosie hatte ihr Kinn auf seine Brust gebettet und sah zu ihm auf. Jim schloss die Augen wieder.
»Keine Ahnung.«
»Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Jim, du bist hier in Australien, nicht in Großbritannien. Hier gibt es keine Klassenschranken. «
»Ach ja, wirklich? Das glaube ich dir keine Sekunde.« Dann fügte er nachsichtig hinzu: »Wir kommen aus so unterschiedlichen Familien, Rosie. Vielleicht kann es gar nicht klappen?«
»So was darfst du nicht sagen!«, schimpfte ihn Rosie. »Natürlich kann es klappen!« Sie schmiegte sich wieder an seine Brust.
Jim drückte sie kurz, dann schob er sie liebevoll beiseite und setzte sich auf.
»Komm«, sagte er. »Wir haben heute viel zu tun. Ich bin wieder nüchtern genug, um zu fahren, also machen wir uns auf die Socken.«
»Wir streiten also nicht mehr?«, fragte sie.
»Alles vergeben und vergessen«, antwortete er und bückte sich, um seine Jeans anzuziehen.
Kapitel 28
I nzwischen war es Spätnachmittag, und Rosie begann, die schlaflose Nacht in Mr Seymours Haus zu spüren. Sie und Jim hatten den Vormittag draußen im Cattleyard Swamp verbracht, wo sie die Kühe und Kälber ausgesondert hatten, die am nächsten Tag markiert werden sollten. Während sie die Rinder auf die Weiden rund um die Homestead heimtrieben, sah Rosie mit zusammengekniffenen Augen zu Jim hinüber.
»Und wir streiten ganz bestimmt nicht mehr?«
»Natürlich nicht«, sagte er und fasste
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