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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Weise ums Leben gekommen, wenn Nebel oder Schnee sie in die Irre geführt hatten, aber ein paar drahtige Pioniere hatten genug Gold im Schwemmgut der Flüsse oder tief in den Hügeln gefunden, um richtig reich zu werden.
    Einst waren hier Axtschläge durch den Busch gehallt. Ochsenkarren, schwer mit Goldgräberausrüstung beladen, waren Schritt für Schritt die steilen Abhänge hinuntergeschaukelt, mit klobigen Stämmen im Schlepptau, um das Tempo zu drosseln. In den Flussbetten und an den Hängen hatten Menschen gearbeitet. Einige waren von der Einsamkeit in den Wahnsinn getrieben worden, andere von Flöhen und Fliegen. Wieder andere, wie die Flanaghans, waren hiergeblieben und sesshaft geworden.
    Was wussten diese Stadtbürokraten mit ihren plattgesessenen Hintern schon von diesem Land? Kein Parkranger war je auf diesem Weg gegangen, dachte Emily zornig. Sie wusste, dass Pfade wie dieser schon in wenigen Jahren unpassierbar wären. Wenn sie nicht regelmäßig benutzt und hin und wieder mit der Kettensäge freigeschlagen wurden, waren geheimnisvolle Orte wie beispielsweise die Feenverstecke nahe den verborgenen Quellen schon bald nicht mehr zu finden. Sie würden nicht lange überleben. Die sanft gefilterten Sonnenstrahlen würden auf einen Teppich aus festen Gräsern und Unkraut scheinen. Die halbhohen Hartriegelsträucher und Akazien würden ungehindert wuchern und die offenen Wiesen erdrücken. Dann würden immer mehr Eukalyptusbäume unter der Last des Winterschnees umknicken und das Land unter totem Holz ersticken, auch weil es fortan verboten war, Feuerholz zu sammeln und zu verbrennen. Dass Äste im Winter abbrachen, war nur natürlich; nicht natürlich war hingegen, dass die Regierung alle durch Gewitter ausgelösten Brände löschte und damit verhinderte, dass die Vegetation ausgedünnt wurde.
    Jedes Jahr waren Rod, Emily und Flo mit ihren schweren Tornistern hierhergeritten, um Unkraut zu vernichten, und hatten sich dabei immer wieder über die Brandbekämpfungsmaßnahmen aufgeregt, die irgendwann zum Inferno führen mussten, wenn nicht in diesem Jahr, dann im nächsten. Für alle war unübersehbar, dass eine Katastrophe anstand. Ein Brand, der viel heißer lodern würde als von der Natur vorgesehen. Ein Brand, der alles vernichten würde, statt den Eukalyptussamen neues Leben einzuhauchen und dem Land neue Wildblumenwiesen und Schösslinge zu schenken.
    Emily schloss ein paar Sekunden die Augen und konzentrierte sich ganz auf Snowgums regelmäßigen Schritt. Sie hatte in den Zeitungen gelesen, dass den Cattlemen unterstellt wurde, sie hätten mit ihren Rindern das Unkraut eingeschleppt und verbreitet. Von der Stadt aus war es einfach, auf andere zu zeigen und ihnen die Schuld in die Schuhe zu schieben, ohne dass man wirklich etwas von der Materie verstand. Sie streckte die Hand aus und drückte sich von einem massiven Baumstamm ab, damit sie nicht mit dem Knie daran entlangschrammte. Die Borke fühlte sich kühl und kräftig an. Sie spürte tief im Herzen seine Energie und verabschiedete sich im Geist von ihm. Von alledem wollten die Männer in der Stadt sie ausschließen.
    Dann erreichten sie Evies Worte wie ein Sonnenstrahl durchs Blätterdach: »Wenn du dich auf die schlechten Dinge im Leben konzentrierst, wird dein Leben nur noch schlechter werden. Du erntest, was du mit deinen Gedanken und Taten säst.«
    Emily begriff, dass sie wieder negativ dachte. Wie ihre ganze Familie. Vielleicht hatten sie diese Situation zum Teil selbst herbeigeführt, indem sie sich so lange auf das Schlechte, auf die Bürokraten, fixiert hatten? Vielleicht war es höchste Zeit, die Dinge anders zu betrachten?
    Emily und ihre Stute rutschten einen steilen Abhang hinab, an dem der Eukalyptuswald von den Snow Gums mit ihrem hohen Schirm allmählich zu den dichter wachsenden Woolly Butts mit ihrer wollartig rauen Borke wechselte. Bald trotteten sie über eine grüne Wiese auf eine kleine Hütte zu. Sie hieß Shepherd’s Hut, war von ihrem Ururgroßvater gebaut worden und wurde inzwischen von Rangern, Schützen, Bikern und Geländewagenfahrern gleichermaßen benutzt. Zu dieser Jahreszeit war niemand außer ihnen hier, die Hütte würde bis zum Sommer leer stehen.
    Emily sah ein Lagerfeuer, von dem Rauch aufstieg, und ihre Familie, die auf abgesägten Baumstümpfen rund um die Feuerstelle saß und in die Flammen starrte. Es war höchste Zeit, etwas zu ändern, beschloss sie, während sie auf die anderen zuritt. Sie löste den

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