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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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nur mit Mühe damit anfreunden konnte. Er hielt sich kaum je in der Hütte auf, die sie sich auf der Hochebene teilten. Obwohl Bob die Bergweiden und dazu ein Drittel der besten Flächen im Tiefland geerbt hatte, fühlte er sich von Jahr zu Jahr benachteiligter. Er besaß so viel Land und so viel Vieh … und konnte trotzdem kein Geld verprassen!
    Statt wie ein Hund zu arbeiten, begann er wie ein Fisch zu trinken. Im gleichen Maße, wie es mit ihm bergab ging, ging es auch mit seiner Farm bergab: Die Zäune hingen durch, der Boden war übernutzt und erodierte, und die Felle der Rinder wirkten matt und spröde, weil die Tiere auf ausgelaugten Wiesen grasen mussten. Seine Hochlandweiden verunkrauteten allmählich und sahen übersäuert aus, weil sie überweidet waren. Es waren Cattlemen wie Bob, die alle Rinderzüchter in Verruf brachten. Immer wenn Flo und Rod ihm zu helfen versuchten, das Land, das ihre Eltern einst besessen hatten, in Ordnung zu halten, brachte Bob sie mit seiner Arroganz zur Weißglut.
    Flo zog ihre Hand von Useless’ Ohr zurück und begriff im selben Moment, dass sich der Hund in einem frischen Kuhfladen gewälzt hatte.
    »Ach Scheiße, Useless.« Ärgerlich wischte sie sich die Hände an den speckigen Jeans ab.
    »Scheiße trifft es«, kommentierte Bob und drehte sich eine Zigarette. Er hob ein Bein an, kniff das knallrote Gesicht zusammen und ließ beim Anzünden einen langen, geräuschvollen Wind wehen.
    »Jesus«, sagte er aus dem Mundwinkel. »Wenn ich nicht aufpasse, jag ich mich irgendwann noch selbst in die Luft.«
    »Ach, mach’s dir doch selbst, Bob.« Flo begriff, dass die Thermoskanne, aus der er den Nachmittag über getrunken hatte, nicht mit Tee gefüllt war. Sie erkannte das daran, dass er die Augen zusammenkniff und leicht ins Schwanken kam, als er an seiner Zigarette zog. Kein Wunder, dass er sich aufführte wie ein Vollidiot. Bob und Alkohol waren keine gute Paarung.
    »Was nervt dich so?«, fragte er und blies den Rauch in die Luft.
    Flo schüttelte den Kopf und begann zu ihrer Überraschung zu weinen.
    »Emily.« Die Tränen zogen schmale Spuren über ihre Wangen. Sie ging zum Geländer, lehnte sich dagegen, ließ den Kopf auf die Unterarme sinken und schloss die Augen. Sofort stand ihr Emilys Gesicht vor Augen. Auf Rods Bitte hin hatte Flo ihre Nichte praktisch großgezogen. Nach dem Tod ihrer Mutter Suzie war das kleine dunkelhaarige Mädchen mit den glänzenden kakaobraunen Augen in Flos Leben getappt und hatte sich dort eingenistet. Flo hatte sich nie für besonders mütterlich gehalten, darum war es ihr anfangs eher unheimlich gewesen, als Rod ihr stillschweigend seinen neugeborenen Sohn Sam in die Arme gelegt und Emily zu ihr geschickt hatte. Flo war wie versteinert stehen geblieben, überwältigt von Panik und Trauer, während sich ihr gebrochener Bruder abgewandt hatte, um Suzies Trauerfeier zu organisieren. Jetzt sollte sich all das wiederholen. Während Suzie damals in einem Buschkrankenhaus gestorben war, ohne dass irgendein Arzt in Rufweite gewesen wäre, kämpfte Em jetzt in einem Hubschrauber auf dem Weg in ein Stadtkrankenhaus um ihr Leben.
    »O Mann, Flo! Hör auf, hier rumzuflennen wie ein Waschweib«, knurrte Bob. »Die wird schon wieder. Sie ist ein zähes Biest, unsere kleine Emily.« Er schlug unbeholfen auf Flos Schulter. Erleichtert, dass er wenigstens etwas Mitleid zeigte, nickte sie schniefend. Dann wischte sie sich mit dem Handrücken die Nase und lachte über sich und ihn. O ja, dachte sie und sah an ihrem drahtigen Körper in Männerkleidung herab, sie war tatsächlich eher ein Kerl als eine Sheila.
    Flo Flanaghan war nicht unattraktiv, aber sie war drahtig und zäh, so als läge unter ihrer wettergegerbten Haut blanker Stahl. Sie hatte einen kantigen Körper und ein markantes Gesicht mit glühenden mandelförmigen Augen, aber sie ging breitbeinig wie ein Mann, spreizte beim Sitzen die Beine und hielt ihre Teetasse, als wäre es ein Schraubenschlüssel. Manche, die sie nur flüchtig kannten, behaupteten, sie sei ein verkleideter Kerl und hätte ihr Ding zwischen die Beine geklemmt. Sie sah komisch aus, wenn sie ein Kleid trug, und schien, wenn sie tatsächlich einmal eins angezogen hatte, nicht zu wissen, wie sie sich darin bewegen sollte. Ihre sehnigen Beine waren nach vielen Jahren im Sattel nach außen gebogen. Ab und an stieg sie mit ihren dürren Stelzen über einen Viehhändler oder einen übergewichtigen Traktorfahrer, nur um den

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