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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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hatte.
    »Das ist kein gutes Zeichen«, bemerkte Baz.
    »Ich weiß nicht, wer schlimmer dran ist, die Stute oder Em.«
    »Schon was von ihr gehört?«, fragte Baz aus dem Mundwinkel.
    Flo schüttelte den Kopf, und im selben Moment kochten die Gefühle in ihr auf, bis ihre Knie einknickten und sie ganz unerwartet wieder weinen musste. Sie spürte, wie sich Baz’ Arme um sie schlossen, was sie noch mehr überraschte. Er war ein kleiner Mann, den das Alter noch weiter schrumpfen lassen hatte, und Flo musste sich leicht vorbeugen, um den Kopf auf seine Schulter legen zu können. Sie dachte, dass es wohl ziemlich komisch aussehen musste, wenn sich eine so breitschultrige Frau von einem so kurzärschigen Mann trösten ließ, und plötzlich sprudelte das Lachen aus ihr heraus. Peinlich berührt, dass sie so viel Gefühl gezeigt hatte, ließ sie ihn los. Sie wischte sich mit ihren großen Händen übers Gesicht.
    »Es geht schon wieder, Baz. Ehrlich.«
    »Du schaffst das schon, Süße.« Er tätschelte wieder ihre Hand.
    Plötzlich wollte Flo um keinen Preis allein sein und rang sich ein Lächeln ab. Sie konnte sich nicht vorstellen, Alfie anzurufen, ohne dass Baz ihr Halt gab, und sie ertrug den Gedanken nicht, allein und mit ängstlich verkrampftem Magen neben dem Telefon auf Rods nächsten Anruf zu warten. Keinesfalls wollte sie sich ausmalen, wie sie einsam an Snowgums Seite Nachtwache hielt und hilflos abwartete, ob sie durchhielt oder nicht; nicht, während sie noch viel größere Ängste um ihre Nichte ausstehen musste.
    Sie sah Baz an und versuchte, sich möglichst freundlich zu zeigen.
    »Hättest du Lust auf einen kleinen Schluck? Du könntest auch über Nacht bleiben. Deinen Laster kannst du morgen früh wieder runterfahren. Wenn du magst.«
    »Ob ich mag? Komm schon, Flo.« Seine Augen strahlten. »Du kennst mich. Ich bin ein Mann der Berge und liebe die Frauen der Berge. Klar bleibe ich.« Er rückte ein bisschen näher. »Was hältst du davon, ein bisschen mit einem armen alten Zausel wie mir zu kuscheln, hm? Jetzt, wo die Missus nicht mehr ist, ist es ganz schön einsam auf meiner Seite des Berges.«
    Flo lachte. »Alter Schmutzfink.« Sie schlug ihm auf den Arm.
    Er verzog das Gesicht zu einer deprimierten Fratze. »Also schön, wenn ich dich mit meinem Körper nicht in Versuchung führen kann, dann trinken wir eben nur ein Tässchen Tee. Und ich bleibe im Gästezimmer, Ehrenwort.«
    Während sie Arm in Arm zum Farmhaus gingen, Baz mit leicht wackligen Hüften, murmelte er: »Trotzdem kann man ja mal fragen, oder, Flo? Du weißt doch, was man in meinem Alter sagt …«
    »Was denn, Baz?«
    »Vertrau keinem Furz und vergeude keine Erektion.« Er lachte pfeifend.
    »O Baz.« Sie seufzte. »Ich sehe schon, das wird auf jeden Fall eine lange Nacht. Pfeif auf den Tee, wir fangen gleich mit dem Whisky an.«

5
    Emily hatte noch zugesehen, wie man sie über eine Berglichtung trug. Nun wandte sie den Blick ab und schwebte in den Himmel auf, bis sie über dem Dach der Eukalyptuswipfel trieb. Ein schmales Band von schwarzen Wolken wehte pulsierend in ihre Richtung. Die Intensität des nahenden Sturmes elektrisierte sie wie in einem Stromstoß. Die Welt um sie herum schien zu vibrieren und in einem Schimmer zu verschwimmen, dann spürte sie die erste beängstigende Sturmwolkenfront über ihrem Gesicht. Doch als Emily erst ins Auge des Sturmes getaucht war, begriff sie, dass sie nichts zu befürchten hatte. Stattdessen wurde sie ganz ruhig, denn sie wusste, dass sie alles und überall war und nur noch Liebe und Frieden empfinden musste. Zum ersten Mal überhaupt begriff sie wirklich, was Spiritualität bedeutete. Die wahrste Bedeutung dessen, was die Menschen auf der Erde als Gott bezeichneten. Endlich schaute sie hinter das Wort, das sie zeit ihres Lebens verwirrt hatte. Sie war eins mit allem, sie war vollkommen, und es war die pure Freude, als reine Lebensenergie dahinzutreiben.
    Doch plötzlich verzogen sich die Wolken, und Emily sah hinunter auf ein weit ausgebreitetes Tal, in dem Rinder das hohe grüne Gras sprenkelten. Durch die Mitte des Tales wand sich ein silberner Fluss, flankiert von grünen Bäumen. Sie begriff, dass sie auf Mayford hinabschaute, den einstigen Familiensitz der Flanaghans, aber irgendwie wirkte alles anders als auf den Fotos, die sie davon gesehen hatte. Auf einer kleinen Anhöhe oberhalb des Tales entdeckte Emily auf einer Lichtung eine Hütte, wo eine Frau neben einem qualmenden Feuer

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