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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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holte mit der flachen Hand aus und zog sie dann durch. Die Ohrfeige ließ Clancy erstarren. Sein Kiefer klappte auf. Er schloss die Lider. Als er sie wieder öffnete, sah er sie mit seinen großen babyblauen Augen an.
    »Bitte verzeih mir«, sagte er. »Verzeih mir, Pen.«
    Sie wäre fast in Tränen ausgebrochen, doch das Brummen eines näher kommenden Wagens hielt sie davon ab. Clancy sah sie immer noch an. Er nahm ihre beiden Hände und sagte: »Es tut mir so leid.«
    »Mir auch«, flüsterte sie. »Mehr als du ahnst.«
    Sie ging weg, und Clancy presste Daumen und Zeigefinger in seine Augenhöhlen, um die Tränen zurückzuhalten. Dann atmete er tief aus und ging auf den Pick-up zu, obwohl der Boden unter seinen Füßen eigensinnig zu schaukeln schien wie auf einem Schiff. Mühsam nahm er Haltung an und sah zu, wie Rod den Wagen im scheckigen Schatten eines riesigen Eukalyptusbaumes abstellte. Als Clancy die Mädchen sah, wäre er beinahe zusammengebrochen. Megs und Matildas vor Angst graue Gesichter waren tränenverschmiert. Sobald sie ausgestiegen waren, klammerten sie sich an die Hosenbeine ihres Großvaters und gruben die kleinen Gesichter in den Stoff.
    Clancy wusste nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich wie gelähmt.
    Kev trat vor und ging vor den beiden Mädchen in die Hocke.
    »Eure Mum darf mit dem Helikopter fliegen und ist schon weg, aber Granddad kann euch nach Melbourne fahren, wo ihr sie dann trefft. Okay?«
    Er streichelte Matildas Oberarm und wuschelte mit der Hand durch Megs braunrote Locken.
    »Und wenn ihr eure Mum seht, dann grüßt sie von Kev, versprecht ihr mir das?«
    Meg nickte, und Tilly wagte sich zaghaft zu Clancy vor, den Arm hilfesuchend ausgestreckt. Er nahm Tilly bei der Hand, zog Meg an seine Brust und schluckte schwer, bevor er seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte.
    Kev sah Rod mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Schaffst du es nach Melbourne, oder soll ich über Funk jemanden aus Dargo holen?«
    »Das wird schon gehen, Kev, danke.« Rod warf seinem Schwiegersohn einen zornigen Blick zu.
    »Sie bringen sie sofort in den OP .« Kev ignorierte Clancy vollkommen. »Soweit wir feststellen konnten, hat sie sich ein paar Rippen gebrochen, und ich glaube, die kollabierte Lunge drückt auf ihr Herz. Im Krankenhaus werden sie euch Genaueres sagen können. Eventuell hat sie noch weitere innere Verletzungen … möglicherweise auch Kopfverletzungen. Wir haben getan, was wir konnten.«
    »Danke, Kev«, wiederholte Rod und rieb sich mit der großen Hand durch das schlohweiße Haar, um die Kopfschmerzen wegzumassieren. Seine grauen Brauen zogen sich besorgt zusammen. »Sie wird doch wieder, oder?«
    Kev versuchte, seine Unsicherheit zu überspielen, und legte in einer beruhigenden Geste die Hand auf Rods Schulter.
    »Diese Mountaingirls bringt so schnell nichts um, oder?«
    Aber als Rod Meg und Matilda in ihre Kindersitze schnallte, hallte ihm immer noch Kevs Antwort im Ohr. Eigentlich hatte er nur hören wollen: »Klar wird sie sich erholen.«
    Während er den Sicherheitsgurt über die Brust zog und den Motor anließ, versuchte er, den schalen Biergeruch auszublenden, den Clancy auf dem Beifahrersitz ausdünstete. Die arme Emily, dachte er. Seine arme, liebe Tochter.
    »Warum ist sie bloß bei diesem Rennen mitgeritten?«, murmelte Clancy.
    Rod antwortete nicht. Stattdessen dachte er wutentbrannt: Warum hat sie dich bloß geheiratet?
    »Ich hab ihr noch gesagt …«
    »Halt die Klappe, Clancy!«, fuhr Rod ihn an. »Ich hätte bei ihr im Krankenwagen und im Hubschrauber sein sollen, aber wie könnte dir jemand die Mädchen anvertrauen? Sieh dich doch bloß an. Wenn Emily es nicht schafft, dann werde ich …«
    Plötzlich begriff er, dass die Mädchen zuhörten, und warf einen Blick in den Rückspiegel. Mühsam zügelte er seinen Zorn und zwang sich zur Ruhe, bevor er mit dem dicken Zeigefinger auf den Radioknopf drückte.
    Clancy war klug genug, sich nicht mit dem Alten anzulegen. Alle hielten Rod für eine sanfte, gütige Seele, aber darunter lag ein stählerner Kern. Ein Leben als Rinderzüchter auf den Dargo High Plains hatte ihn nicht nur gelehrt, hart zu arbeiten, es hatte ihm auch ein Maß an innerer Integrität gegeben, das Clancy nie erreichen würde. Er warf einen verstohlenen Seitenblick auf seinen Schwiegervater und betrachtete das kantige Gesicht mit der Adlernase, das grau melierte Haar und den fitten, drahtigen Körperbau, der eher zu einem Dreißigjährigen als einem

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