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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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zu sich geholt. Wenigstens sehe ich das so.«
    Ein Lächeln leuchtete auf Emilys Gesicht auf. Bob würde sie sein Land bestellen lassen. Es schmeichelte ihr ungeheuer, wie er es ausgedrückt hatte; dass das Land sie verdient hatte. Nicht umgekehrt, dass sie das Land verdient hatte. Genauso sah sie das auch. Dieses Land hatte jemanden verdient, der es nicht nur liebte, sondern auch seine Zeichen lesen konnte, der es verstand und der es vor allem in jenem Gleichgewicht halten würde, das es zu seiner Erhaltung brauchte.
    »Danke, Bob«, sagte sie und erhob prostend ihr Glas. »Du ahnst gar nicht, wie verflucht glücklich du mich damit machst.«
    Emily strahlte. Ihr Traum war wieder zum Leben erwacht. Ein Leben als Cattleman wartete auf sie, so als hätte sich urplötzlich ein neuer Weg aufgetan. Sie sah zu ihrem Vater und lächelte. Er war noch nie ein Mann großer Gesten gewesen, aber Emily sah ihm an, wie glücklich er war.
    Sie blickte Evie an, aus deren Gesicht zufriedene Ruhe sprach, so als hätte sie im Hintergrund die Fäden zu alldem gezogen. Und plötzlich ging Emily auf, dass Evie tatsächlich zu einem gewissen Teil dieses Wunder ermöglicht hatte.
    »Einen Toast!«, verlangte sie. »Auf uns! Auf die Flanaghans – und das schließt dich ein, Evie.« Alle antworteten im Chor und tranken.
    Als sie gegessen hatten und der Tisch abgeräumt war, legte Rod einen Stapel Briefe vor Emily auf den Tisch.
    »Willkommen zurück in der richtigen Welt.«
    »O Mann, vielen Dank, Dad«, meinte sie spröde und blätterte die Umschläge durch.
    Zuerst öffnete sie einen, der mit einer zierlichen Handschrift beschrieben war und aussah wie eine Einladung. Emily riss ihn auf und fiel erschrocken gegen die Lehne zurück. Im Umschlag lag ein Foto von zwei winzigen, rosa gewandeten Babys mit dicken Backen und schlitzförmigen Augen. Sie lagen in Clancys Armen, der stolz und mit einem breiten Grinsen auf dem Rand eines Krankenhausbettes thronte. Emily starrte das Foto an. Dann öffnete sie zaghaft den Brief, den Clancy mit unsicherer Hand hingekrakelt hatte.
    Liebe Tilly und Meg,
das sind eure neuen Schwestern Dimity und Renee. Wenn ihr wollt, könnt ihr herkommen und mit ihnen zusammen wohnen.
In Liebe Dad und Penny. P.S. : Richtet eurer Mum aus, dass ich auch so einen Brief bekommen habe.
    Mehr stand nicht da. Was für einen Brief, rätselte Emily. Dann stach ihr einer in dem Stapel ins Auge. Die schwarz gedruckte Absenderadresse auf dem Umschlag lautete staatliche Jugendbehörde . Ihr Herz begann zu klopfen. Ängstlich riss sie den Umschlag auf und begann zu lesen.
    Schweigend starrte sie ins Leere, während sich der Rest der Familie in der Küche zu schaffen machte, abwusch und Teller wegräumte. Erst nach einer Weile bemerkten sie Emilys Reaktion.
    »Was ist denn los?«, fragte Bridie schließlich.
    »Das hier.« Sie legte die Fotos der Neugeborenen auf den Tisch. »Und das hier«, fügte sie hinzu und hob den Amtsbrief hoch.
    »Sie wollen feststellen, ob ich meiner Aufsichtspflicht nachkomme«, erklärte sie. »Sie meinen, ich hätte meine Mädchen gefährdet, und jetzt muss ich nächste Woche zu einem Gespräch nach Sale kommen.«
    »Ist das dein Ernst?«, fragte Bridie fassungslos. Flo griff nach dem Brief. Evie las ihn über ihre Schulter hinweg mit.
    »Das gibt’s doch gar nicht!«, ereiferte sich Flo. »Man kann sich keine bessere Mutter als Emily vorstellen. Wie können sie nur? Diese Schweine!«
    »Das ist verständlich«, wandte Evie ein. »Jeder, der sich unkonventionell verhält, bedroht die bürokratischen Mechanismen. Emily passt in keine Schublade. Also plustern sich die Leute im Amt auf und versuchen, ihre dicken Gehaltsschecks zu rechtfertigen. Das Ganze ist ein Sturm im Wasserglas. Sobald die Mädchen nächstes Jahr in die Schule in Dargo gehen, ist alles vergessen.«
    »Aber darum geht es doch gar nicht! Diese Berge sind unser Leben. Wie kann man Emily dafür verurteilen wollen?«, wandte Flo ein.
    »Die werden das einschlafen lassen. Der Mann, der sie dort oben gesehen hat, will sich nur wichtigmachen. Er will Emily eins auf die Finger geben, weil Menschen wie er neidisch auf Emilys Freiheit und ihre enge Verbindung zum Land sind.«
    Emily wusste, dass sie sich glücklich schätzen konnte, in diesem Land zu leben, aber inzwischen hatten die öffentlichen Bediensteten die Macht im Land übernommen, und Emily meinte, nach den Monaten in den Bergen nun unter Bergen von Vorschriften zu ersticken. Schon wieder

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