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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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geradezu unheimlich geschickt darin gewesen war, Menschen zu finden, wenn sie sich auf den weiten Kämmen des Hochlandes verirrt hatten. Bei einer Gelegenheit war er direkt in eine Senke und dort zu einem großen liegenden Baumstamm geritten, hinter dem er den Wanderer vermutete, der sich hoffnungslos verirrt hatte. Der Buschwanderer lag tatsächlich auf der windabgewandten Seite hinter dem Stamm, tief und fest schlafend, zwar ausgekühlt, aber ansonsten wohlauf. Emilys Großvater weckte ihn mit seiner tiefen Stimme auf: »Also, willst du heute noch gefunden werden, Junge?« Es erschien Emily nur folgerichtig, dass auch sie in den Bergen nach Vermissten Ausschau hielt. Ironischerweise ausgerechnet nach zwei VPP -Angestellten im ersten Jahr des Weideverbots.
    In der letzten Wegkehre hielt Emily ihr Pferd im Schutz der Bäume an. Da stand der Wagen, umgeben von drei weiteren VPP -Fahrzeugen, die von Mount Hotham und Dargo hergefahren waren. Überall waren Ranger und SES -Leute, plauderten und lachten. In der Mitte standen Luke und sein Boss. Erleichtert beobachtete Emily die beiden.
    Sie wollte gerade ihr Pferd wenden, als Luke aufsah, so als hätte er gespürt, dass sie nicht weit von ihm entfernt inmitten von Schnee und der knorrigen Äste auf dem großen jungen Braunen saß und ihm zusah. Sie sah, wie sein Gesicht kurz weich wurde, dann verschloss er seine Miene wieder. Auch sie versuchte, hinter einer arroganten Maske zu verstecken, wie verletzt sie war, aber im nächsten Moment musste sie an seine warme Berührung unten am Fluss denken und konnte sich ein winziges Lächeln nicht verkneifen. Mit gesenktem Blick kämpfte sie darum, Haltung zu bewahren, auch wenn ihr Atem allein bei der Erinnerung an seinen Kuss schneller ging und wie Drachenqualm aus ihrem Mund dampfte. Als sie ihn wieder ansah, lächelte er sie an. Es war das zärtlichste, schönste Lächeln. Langsam schüttelte er den Kopf und hauchte lautlos »Sorry«. Emily versuchte sein Lächeln nicht zu erwidern, aber sie wusste, dass ihre Miene sie verriet.
    In diesem Leben ist er nicht für mich bestimmt, ermahnte sie sich wieder. Sie würde sich an keinen Mann mehr binden. Und sie war nicht mehr die Tochter eines Cattleman, sondern inzwischen ein Cattleman aus eigenem Recht. Sie war eine starke Frau, die auf sich allein gestellt zurechtkam und ein ausgefülltes, wunderbares Leben führen konnte. Wie ein Weidenschössling würde sie sich unter allen Schwierigkeiten wegducken, die über sie hinwegbrausten. Aber vorerst ohne einen Mann an ihrer Seite.
    »Adieu«, flüsterte sie. »Wir sehen uns in einem anderen Leben.«
    Sie wendete, trieb ihr Pferd an und galoppierte lachend den Weg hinunter. Sie genoss die strahlend warme Sonne, aber sie konnte es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen, zu ihren Mädchen und Evie.

36
    Ein paar Wochen später entdeckte Emily unerwartet eine einzelne gelbe Narzisse, die sich unter einem kleinen Schneeklecks an der Stallwand hervorwagte. Der Frühling hatte die Berge erreicht, und dieser ganz besondere Winter mit ihren Töchtern ging langsam dem Ende zu.
    Nach dieser ersten Blüte zeigte sich der Frühling bald überall. Emily wies Meg und Tilly auf die Frauenhäubchen hin, die sich aus dem eisigen Boden schoben. Über ihnen flatterten grellgrüne, rote und blaue Papageien durch die Luft und flirteten in ihrem ureigenen Balzritual. Mutter Natur drängte Emily mit sanfter Gewalt zu der Einsicht, dass es an der Zeit war, ihre selbstgewählte Isolation aufzugeben. Es war Zeit zu packen und ins Tal zurückzukehren, Zeit, ein neues Leben anzufangen.
    Emily schleppte die Säcke zum Pick-up, voller Stolz über das, was sie geschafft hatte – sie hatte nicht nur den Winter hier oben überstanden, sie war auch daran gewachsen. Einen Großteil der Aufgaben auf ihrer Liste hatte sie erledigt und einige andere hinzugefügt, in dem sicheren Wissen, dass sie jederzeit hierher zurückkehren konnte. Dies war ihr Heim. Sie brauchte sich nicht mehr vor irgendeinem Mann zu rechtfertigen. Sie kam sich vor wie ein vollkommen neuer Mensch.
    Sie war inzwischen schlank und fit, und ihr Geist war wieder geschärft. Sorgen machte ihr nur, dass sie immer noch nicht wusste, wie sie in Zukunft Geld verdienen sollte. Sie hatte keine offizielle Ausbildung abgeschlossen. Trotzdem schob sie die Bedenken beiseite und konzentrierte sich auf das Positive.
    Sie sah zu, wie Tilly und Meg ihre Rucksäcke über die Veranda schleiften, und erkannte, dass die

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