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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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hielt sie einen Brief in kalter Bürokratensprache in den Händen, der ihre Existenz bedrohte.
    »Mir reicht es mit diesen anonymen Vorschriften. Ich werde herausfinden, wer dafür verantwortlich ist.« Sie spielte mit dem Gedanken, in Lukes Büro zu stürmen, doch sie wusste, dass nicht er, sondern die Männer in Melbourne die Fäden in der Hand hielten.
    Evie schüttelte den Kopf. »Lass es auf sich beruhen, Emily. Sollen sich diese Leute doch ihr eigenes Grab schaufeln. Du brauchst nicht hinterherzuspringen und das Loch für sie zuzuschütten. Kämpf mit positiver Kraft dagegen an.«
    Emily nickte, aber im Moment fand sie keinen Trost in Evies Belehrungen. Falls sie ihre Mädchen verlor, wäre ihr Leben nicht mehr lebenswert. Konnte ihr die Regierung das wirklich antun? Ihr die Töchter wegnehmen?
    »Lass mich das machen«, bot ihr Rod an. »Ich telefoniere mit Clancy.« Er stakste wie ein grimmiger alter Bär aus dem Raum.
    Tief in der Nacht kam Meg in Emilys Zimmer und kuschelte sich in ihr Bett.
    »Du kannst jetzt einschlafen«, sagte sie und legte eine Hand auf die Stirn ihrer Mutter.
    Woher wusste Meg, dass sie seit zwei Stunden wach in ihrem dunklen Zimmer lag?
    »Okay, Schatz«, sagte sie und drückte ihre Tochter. »Mache ich.«
    »Liebste Mummy«, murmelte Meg verschlafen. »Die Granny freut sich bestimmt, dass du Onkel Bobs Land bekommst.«
    Emily schlug die Augen auf. »Welche Granny?«
    »Die Granny, die dir immer hilft.«
    »Meinst du Evie?« Sie spürte, wie Meg den Kopf schüttelte.
    »Die Granny, die dir durch den Schnee folgt. Die immer auf dich aufpasst, wenn du Holz hackst.«
    »Was für eine Granny?«, fragte Emily noch einmal.
    »Das weißt du doch. Das weißt du doch, Mummy.«

37
    Emily stieg aus dem Pick-up ihres Vaters, drehte sich eilig zur Seite, um ihren Rock zurechtzuzupfen, und hätte sich dabei um ein Haar in ihren Highheels den Knöchel verknackst. Von dem Asphalt auf dem Parkplatz strahlte die Sonne so heiß und hell ab, dass sie die Augen zusammenkneifen musste. Rod war in den Anzug gekleidet, der sonst seinen Cattlemen-Versammlungen vorbehalten war, und marschierte an ihrer Seite zum Eingang des Jugendamtes von Bairnsdale. Die Glastüren glitten auf, und sie traten in einen überdimensionierten Kühlschrank.
    »Welche Abteilung?«, wollte eine Frau mit schwarz umrandeter Brille hinter ihrer hohen Empfangstheke hervor wissen.
    »Ähm …«, stammelte Emily und tastete nach dem Brief mit dem Termin.
    »Jugendamt«, kam ihr Rod zuvor. »Familie Flanaghan für Marjory Pitts.«
    »Und Sie sind?«
    »Der Großvater«, antwortete er. »Rod Flanaghan, aber Sie können ruhig Rod zu mir sagen – oder Großvater, wenn Ihnen das lieber ist.« Er zwinkerte Emily zu, während die Empfangsdame leicht verschnupft zum Hörer griff. »Die … äh … Flanaghans wünschen Sie zu sprechen.« Sie fasste sie scharf ins Auge und zog ihre Strickjacke über der Brust zu, während sie der Person am anderen Ende der Leitung zuhörte. »Der Großvater auch«, sagte sie dann. »Ja? Ich werde ihnen ausrichten, dass sie warten sollen.«
    Trotz der Eiseskälte begannen Emilys Beine auf den ungemütlichen Vinylstühlen im Wartebereich zu schwitzen. Zum ersten Mal seit Wochen schmerzte ihre Schulter wieder. Was hatte Evie ihr noch über Schultern und Gefühle erzählt? Dass sie die Fähigkeit widerspiegelten, neue Erfahrungen freudvoll anzunehmen oder so ähnlich. Wie in aller Welt sollte sie das hier freudvoll annehmen? Sie würde gleich von einer Frau ins Kreuzverhör genommen, die wissen wollte, wie sie ihre Kinder erzog. Plötzlich meldete sich die Angst wieder, und sie fragte sich, ob sie ihre beiden Mädchen verlieren würde. Sie wusste, wie engstirnig Sozialarbeiter sein konnten, wenn es um die Einhaltung von irgendwelchen Vorschriften ging. Konnte ihr das Jugendamt die Kinder wegnehmen? Emily seufzte nervös. Ihr Dad sah sie ernst an.
    »Das geht gut aus, Em. Ich verspreche es dir.«
    »Danke, Dad.« Wie gern hätte sie ihm geglaubt.
    Sie sank auf ihren Stuhl zurück, aber bevor sie nach einer Zeitschrift greifen und sie durchblättern konnte, glitt die Tür wieder auf, und Clancy erschien. Er schob einen Zwillingskinderwagen mit zwei winzigen, in zartes Rosa gehüllten Babys. Neben ihm stand Penny in einem hübschen blumenbedruckten Sommerkleid und sah superschlank aus, so als wäre sie nie schwanger gewesen.
    »Clancy!« Eisige Panik ergriff Emily. War er gekommen, um das Sorgerecht für Meg und Tilly

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