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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Schädel. Sie versuchte zu erkennen, wo sie war, aber der Schmerz war zu stark. Dabei wollte sie auf gar keinen Fall zurückkehren. Nicht in ihr altes Leben. Nicht zu Clancy. Sie wollte nur noch ihr Tal in den Bergen wiederfinden und ihre Familie wiedersehen.

6
    Clancy hatte zwar eine Schwäche für Krankenschwestern, aber zugleich eine tiefe Abneigung gegen Krankenhäuser. Er starrte auf das PVC unter seinen Stiefeln im klinisch sauberen Wartezimmer und dachte, dass der Typ, der den Boden verlegt hatte, einen miserablen Job geleistet hatte. Der matte Schein der Straßenlaternen vor den Alufenstern fiel auf zahllose Wellen und Macken im Belag.
    Er fragte sich, ob es in der Nähe wohl einen Pub gab, in dem er ein Grillsandwich bekommen konnte. Allmählich setzte der Kater ein. Wie lange mussten sie noch hier herumhängen? Wenn nur Rod endlich aufhören würde, immer auf und ab zu gehen. Das machte ihm eine Scheißangst. Die Mädchen gingen ihm auch auf den Sack – ständig fragten sie nach Emily, zappelten herum oder wollten »Ich sehe was, was du nicht siehst« spielen, obwohl es in diesem Zimmer genau drei Sachen gab: Stühle, einen Tisch und einen Stapel alter Zeitschriften. Zu dumm, dass die kleinen Scheißer nicht lesen konnten, sonst hätten sie die Zeitschriften anschauen können, dachte er griesgrämig. Nur Emily hätte die Geduld aufgebracht, ihnen ein paar Buchstaben beizubringen und sie dabei bei Laune zu halten. Er stöhnte, als Tilly auf seine Knie kletterte.
    »Musst du ausgerechnet hier sitzen, Tils? Hier drin gibt es wirklich genug Stühle.« Rod warf ihm einen finsteren Blick zu, und Clancy setzte sich unter einem verlegenen Räuspern zurecht, um es seiner Tochter bequemer zu machen, die sich prompt an seine Brust kuschelte.
    »Du stinkst, Daddy.«
    Er küsste sie auf den Scheitel. »Halt den Mund, du kleine Hosenscheißerin.«
    Meg saß ihnen gegenüber in einem breiten blauen Sessel, der viel zu groß für sie war.
    »Wird Mummy wieder gesund?«, fragte sie mit großen Augen.
    Clancy verzog das Gesicht.
    »Keine Ahnung, Zwerg. Hör auf, mich dauernd zu löchern.«
    Rod hob sie aus dem Sessel in seinen Arm. »Aber natürlich wird sie wieder gesund, Herzchen. Sie wird bald ganz gesund sein, du wirst schon sehen.«
    »Solltest du so was sagen? Was ist, wenn sie nicht mehr wird?«, fragte Clancy.
    Aus dem Blick, den Rod ihm daraufhin zuwarf, loderten glühende Zornesflammen, unter denen Clancy in seinen Sitz zurücksank, gerade als ein indischer Arzt in den Raum trat und sich vorstellte. Den Namen bekam Clancy nur halb mit, dafür fiel ihm auf, dass der Arzt so groß war wie ein Jockey und dafür Zähne hatte wie ein ausgewachsenes Pferd. Bei dem Inder musste Clancy unwillkürlich an Cricket denken. Er fragte sich, wie Australien wohl bei dem Testspiel abschnitt. Bestimmt gab es hier drin irgendwo eine Glotze. Wenn er nur ein paar Minuten Cricket schauen konnte, würde sich alles regeln. Das würde ihn ein bisschen ablenken.
    Plötzlich überkamen ihn seine Gefühle. Dummerweise hatte er keine Ahnung, was er mit diesen Gefühlen anfangen sollte. Er wusste, dass er richtig Scheiße gebaut hatte, aber etwas in seinem Kopf riet ihm, gar nicht daran zu denken. Eigentlich war alles Emilys Schuld. Sie war auf dem Pferd gesessen. Wenn er sich für fünf Minuten wegschleichen konnte, konnte er Penny anrufen. Die war Krankenschwester. Bestimmt wusste sie, was sie jetzt tun sollten …
    »Und?«, riss Rod ihn aus seinen Gedanken. »Kommst du endlich?«
    »Wo … wohin denn?«
    »Zu Mummy, du Dummerjan.« Meg sah ihn streng an. Der Arzt stand wartend in der Tür.
    »Nein.«
    »Was soll das heißen, nein ? «, protestierte sein Schwiegervater.
    »Ich kann nicht.«
    »Du kannst nicht ?«
    Clancy schüttelte den Kopf. »Kann Krankenhäuser nicht ab«, war alles, was er herausbrachte.
    Rod ließ die Hände der Mädchen los, marschierte auf ihn zu und zerrte ihn am Hemd aus seinem Sessel.
    »Deine Frau braucht dich.« Die Männer blieben kurz Nase an Nase stehen und starrten sich an.
    »Gentlemen«, sang der Arzt. »Wenn Sie sich bitte beeilen würden, ich habe noch andere Patienten.«
    Als sie zur Tür von Raum 27C auf der Intensivstation kamen, drehte sich der Arzt unvermittelt um und streckte den Arm aus, um sie eintreten zu lassen. Diesmal wollte keiner vorangehen. Clancy sah unsicher auf Rod und dann wieder auf den Arzt. Er spürte, dass alle auf ihn warteten.
    »Sie ist noch bewusstlos«, erklärte der Arzt.

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