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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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»Ein künstliches Koma, falls das Gehirn verletzt wurde. Außerdem wird sie beatmet. Vielleicht möchten Sie das den Kleinen erklären, bevor Sie hineingehen? Dass ihre Mummy schläft, damit sie sich schneller erholt, und dass ihr die Maschine beim Atmen hilft. Vielleicht möchte der Ehemann als Erster gehen? Ja?«
    Der Mann sprach so schnell, dass die Worte ineinanderflossen und Clancy nur zur Hälfte mitbekam, was er erzählte. Er sah den Arzt grimmig an und stellte sich vor, wie er ihn am Hals an die Wand presste, dass seine dürren Beinchen eine Handbreit über dem PVC -Boden zappelten wie bei einer Marionette.
    »Ich warte mit den Mädchen hier und erkläre es ihnen«, schlug Rod müde vor. »Geh du zuerst rein.«
    Clancy sah ihn fast verzweifelt an. Er wollte nicht als Erster hineingehen. Aber Rod hatte dem Arzt schon gedankt und führte jetzt die Mädchen weg, wobei er beruhigend auf sie einflüsterte.
    Der Arzt wartete auf ihn. »Mr Moran«, sagte er zu Clancy. »Bitte entschuldigen Sie, aber ich muss meine Visite machen. Wollen wir?« Wieder deutete er mit dem Arm zur Tür, so als wollte er Clancy zum Essen einladen.
    »Ja, sicher. Kein Problem.«
    Der Arzt blieb mit einer Hand am Vorhang stehen, um ihn zurückzuziehen, und flüsterte Clancy schnell zu: »Vergessen Sie nicht, selbst wenn ein Patient bewusstlos ist oder schläft, kann er Sie im Unterbewusstsein immer noch hören, darum können Sie Ihrer Frau sehr helfen, wenn Sie über positive Dinge sprechen. Ja? Sie wird noch lange nicht zu uns zurückkommen. Aber sie kann Sie hören.«
    Clancy nickte und schluckte nervös, dann zog der Arzt den Vorhang zurück. Und da lag sie. Emily. Ihr hübsches herzförmiges Gesicht mit den geschlossenen Augen. Die wunderschönen, geschwungenen Brauen. Die langen, schwarzen Wimpern, die schneewittchenhaft auf ihren bleichen Wangen lagen. Nur ihr langes schwarzes Haar lag nicht wie sonst ausgebreitet auf dem Kissen. Es stand in wütenden Büscheln von ihrem Kopf ab, und ihre Lippen waren nicht rosenknospenrosa wie sonst, sondern bleich, und hingen auf der einen Seite schlaff nach unten, weil dort der in ihren Mund führende Schlauch festgemacht war.
    Der Arzt bemerkte, wie Clancys Blick von der unheimlichen Maschine angezogen wurde, die unaufhörlich auf und ab pumpte und dabei klang wie Darth Vader.
    »Wir unterstützen die Atmung, bis die Lungen und Rippen halbwegs verheilt sind. Sie soll möglichst ausgeruht sein, bevor wir sie zurückholen. Nicht wahr, Emily?« Er tätschelte ihre reglos daliegende Hand.
    Clancy sah auf die Geräte um sie herum. Schläuche, die aus der Wand hingen, Schalter und nichtssagende Schilder. Sie sah so fremd aus, wie sie in diesem Bett lag. Er trat zu ihr, legte die Hand auf ihren Arm und erschrak, weil sich ihre Haut so kalt anfühlte. Dann ließ er den Kopf hängen, und tiefe Trauer brach aus ihm heraus.
    »Emily, es tut mir so leid«, krächzte er hervor. Die Intensität seiner Gefühle verwirrte ihn.
    Der Arzt legte eine Hand auf seine Schulter und blieb kurz so stehen, während aus seiner kleinen Handfläche Wärme und Kraft in Clancys breite Schulter sickerten. Dann notierte er etwas auf dem Klemmbrett unten an Ems Bett und verließ leise den Raum.
    Clancy starrte auf seine Frau und auf all die Schläuche und Drähte, an denen sie hing. Schon jetzt begann der riesige Bluterguss an ihrem Schlüsselbein und am linken Oberarm zu erblühen. Dann blickte er beschämt auf die anderen blauen Flecken. Die blauen Flecken, die er ihr am Abend vor dem Rennen geschlagen hatte. Am Abend vor dem Cattlemen’s Cup.

7
    In einer dunklen alten Bruchbude in Fitzroy trat Luke Bradshaw aus der Dusche und schlang ein Handtuch um seine Hüften. Aus seinem schulterlangen, schwarzen, locker gekringelten Haar tropfte Wasser auf seine breiten braunen Schultern. Mit der flachen Hand wischte er über den beschlagenen Spiegel. Dunkle, fast schwarze Augen blickten ihm entgegen. Er entschied sich gegen eine Rasur. Heute würde er sowieso nur in die Sporthalle der Uni gehen. Ohne Vorlesungen, Seminare und Prüfungen war das Stadtleben nervtötend langweilig, dachte er betrübt. Bis er einen Job gefunden hatte, musste er die Zeit totschlagen, indem er Gewichte stemmte oder im Schwimmbecken Bahnen zog.
    Er trainierte nicht aus Eitelkeit, sondern weil er nicht wusste, was er sonst mit seiner aufgestauten Energie anfangen sollte. Er hatte den Körper eines Farmerjungen; er war es gewohnt, immer beschäftigt zu sein,

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