Auswahl seiner Schriften
enttönt seinem Munde zum Sausen der Schmiedebälge, zum Sprühen der Funken, zum Takte des Hammers. – Da drängen sich wieder wilde, grelle Ausrufe in sein Lied: ein ungeheurer Ekel faßt ihn plötzlich vor seiner Sklavenarbeit. Wüthend wirft er das Werkzeug fort, – Seufzer und Jammer überwältigt ihn! – Er wollte – er wäre todt! –
Zweite Scene.
Es klopft an die Thüre. Er will nicht öffnen: »Ein neuer Plager!« – Eine Frauenstimme begehrt Einlaß. ( Wieland erkennt Bathilde ; erstaunt und entzückt, macht er sich auf seinen Krücken hastig zur Thüre auf und entriegelt sie.)
Bathilde ist verstört:– sie hat den einsamen Gang gewagt, um sich aus größter Noth zu helfen. Sie zählt auf Wieland's Liebe zu ihr, daß er ihr nicht nur kein Leid zufügen, sondern auch den nöthigen Dienst ihr erweisen werde. Sie weiß aber auch, seine Liebe zu ihr müsse wahr und wirklich sein, wenn sie ohne höchste Gefahr ihren Zweck erreichen soll. Sie verfährt deßhalb mit größter Vorsicht, um sich zu versichern.
Wieland entschuldigt seine entstellte Gestalt; mit Bitterkeit und Schmerz wirft er ihr ihren Antheil an seinen Leiden vor. Sie müsse wohl Gram sehr geliebt haben, da sie seinen Tod an ihm gerächt!
Bathilde räth ihm mit verstelltem Wohlwollen an, sich ihre Gunst wieder zu erwerben, durch eine Arbeit, von der sie wisse, daß nur seine Kunst sie verrichten könne. Zuvor aber müsse sie wissen, ob er sie auch wirklich liebe, und in nichts ihr zuwider sein wolle. –
Wieland. Sie wisse wohl, mit welch' schmerzlichem Sehnen er an ihr hange. Nur er vermöge nicht zu begreifen, was ihr an seiner Liebe gelegen sein könne? –
Bathilde. »Gedenke, wie beim Morde Gram's du mit dem fürchterlichen Schwerte auch meine Hand gestreift: ein Ring, den ich am Finger trage, schützte mich vor der Schneide. Noch diesen Ring verletzte der Streich, daß der Stein, den er schließt, nun seine Fassung verloren.«
Wieland . »Geringer Schade! Zur Sühne schmied' ich dir gern einen Reif, der jenen hundertfach übertrifft.«
Bathilde . »Gerade an diesem Ringe ist mir's aber gelegen, und so viel, daß ich höchste Gunst und Liebe dir gewähre, fassest du von Neuem den Stein.« –
Wieland . »Was spottest du meiner? Um so leichten Dienstes willen? Wahrlich, du kamst mich zu verhöhnen.« –
Bathilde . »Nein, Wieland! Zweifle nicht! Was ich versprach, das halte ich sicherlich: denn glaube, ich erkenne auch deinen Werth!«
Auf Wieland's Erstaunen und mißtrauisches Zweifeln, sieht Bathilde sich gedrängt, ihm den hohen Werth begreiflich zu machen, den sie auf jenen Stein lege. »Der Stein ist ein Siegerstein: soll ihn der Vater in so schlechter Fassung im Kampfe gegen Rothar führen, so muß ich fürchten, den Stein werde er verlieren und mit ihm den Sieg.«
Wieland erkennt nun den hohen Werth an, glaubt somit an die Größe des Dienstes, den er zu leisten vermöge, und – hofft. – Er begehrt den Ring zu sehen.
Bathilde hält ihn noch ängstlich zurück. »Wieland, ich verspreche mich dir, – drum sage mir, ob du mich wirklich liebst?«
Wieland betheuert mit schmerzlichem Ungestüm.
Bathilde . »Du hegst arge Entwürfe: beschwöre mir deine Treue und daß du aller Rache entsagst!«
Wieland . »Nichts habe ich zu rächen, als meine Lähmung: schändet sie mich nicht in deinen Augen, so bin ich wieder schön, und alle Rache schwöre ich ab!« –
Bathilde in höchster Angst, umschlingt ihn verführerisch und frägt: »Wieland, schwurst du einen freien Schwur?«
Wieland (entreißt ihr erhitzt den Ring) »Bei diesem Ringe schwör' ich's!«
Bathilde heftet in furchtbarer Angst ihren Blick auf Wieland. Dieser betrachtet den Ring genau. Gräßliche Erregtheit bemächtigt sich seiner. Entzückt und entsetzt ruft er aus: »Schwanhilde, mein Weib!« (Bathilde schreit laut auf und bleibt erstarrt stehen.)
Wieland . »Schächer verbrannten mein Haus – mein Weib! Diebe stahlen den Ring, der mich – trog! – Um ihn vergaß ich der Rache! – Ha! Wohl führte Wachhilde, die Ahne, mich recht! Hierher trieb mich ihr Geleite. – Und ich, der um Rache kam, stürze mich in des Feindes Schlingen! – Und dieß Alles durch des unseligen Ringes Kraft! Bathilde, schändliches Weib, wie gewannst du den Ring?«
Bathilde (kaum ihrer mächtig). »Vom Bast an der Thüre stahl ich ihn!« –
Wieland (schwingt sich wüthend an die Thüre, verschließt sie fest und faßt Bathilde) »Verflucht seist du, diebisches Höllenweib!
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