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Auswahl seiner Schriften

Auswahl seiner Schriften

Titel: Auswahl seiner Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wagner
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entzückt?« (Er wirft ihn auf den Heerd.) »Der soll mir and're Dienste thun, als falsche Liebe in dir nähren!«
    Bathilde . »Nein, nicht der Zauber dieses Ringes, der Zauber deiner Leiden läßt mich dich lieben! – Doch nicht als Gatten, – als Menschen muß ich dich lieben! – Wieland, Wieland! Hehrer, jammervoller Mann! Wie sühn' ich meine Schuld?« –
    Wieland . »Liebe! Und von aller Schuld bist du frei.«
    Bathilde (demüthig). »Wen soll ich lieben?«
    Wieland . »Aus ist's mit deines Vaters Macht; ein siegreicher Befreier schreitet Rothar in dieß Land: der dich zum Weibe begehrt, verschmähe ihn nicht! Er ist von meinem Stamme! Sei stolz und glücklich ihm zur Seite, und gebär' ihm frohe Helden!«
    Bathilde (schmerzlich und ergeben). »Sag' ich ihm, daß Wieland mir versöhnt?«
    Wieland . »Sag's ihm, und meld' ihm meine Thaten!«
    Bathilde stürzt vor ihm auf die Kniee; er erhebt sie und heißt sie enteilen, denn jetzt müsse er an sein Werk gehen. – Er entläßt sie durch die Thüre: sie wirft einen letzten, schmerzlich wehmüthigen Blick auf Wieland und verläßt dann mit gesenktem Haupte die Schmiede.
Dritte Scene.
    Wieland setzt sich an den Heerd, hebt die Bälge, schürt die Gluth, und läßt sich in eifriger Regsamkeit zur Arbeit an. Sein höchstes Meisterwerk will er schaffen. Die Schwertklingen, die er so fein und schneidig für Neiding geschmiedet, sie will er zu schwungvoll leichten Flügelfedern umschmieden; durch Schienen sollen sie für die Arme verbunden werden; im Nacken, wo sich die Schienen in einander zu fügen haben, soll der Wunderstein aus Schwanhilde's Ring den bindenden Schluß geben, als zauberkräftige Axe, an der das Flügelpaar sich bewege. – Plötzlich hält er ein: er hört aus der Luft durch die Esse den Ruf seines Namens herabdringen; er blickt auf – der Rauch verwehrt ihm zu sehen. – Er lauscht:
    Schwanhilde's Stimme läßt sich von oben herab vernehmen: »Wieland! Wieland! Gedenkst du mein?«
    Wieland (entzückt) »Schwanhilde! Mein seliges Weib! Bist du mir nah'? Suchst du mich auf, dem du so weit entflohn?«
    Schwanhilde's Stimme: »Stürme wehten mich fort von dir: – aus seliger Heimath zu dir sehnt' ich mich nun!«
    Wieland . »Schwangst du aus wonniger Heimath dich her? In Noth und Jammer suchst du mich auf?«
    Schwanhilde . »In Lüften schweb' ich nah über dir, dich zu trösten in Jammer und Noth!«
    Wieland . »In Noth bin ich, doch lehrte mich Noth, dem Jammer mich zu entschwingen.«
    Schwanhilde . »Schmiedest du Waffen, starker Schmiedt, zu Streit und Kampfe zu steh'n?«
    Wieland . »Waffen schuf ich für meinen Feind! Nicht wüßte ich zum Kampfe zu steh'n! Zerschnitten sind mir die Sehnen am Fuß, – das Roß nicht kann ich mehr zwingen zum Ritt, nicht rüstig durch Wogen mehr steuern, ein holdes Weib mir zu werben!«
    Schwanhilde . »O Wieland! Ärmster! Was wirkst du nun, um Freiheit dir zu erwerben?«
    Wieland. »Ein Werk wirk' ich, das soll mir helfen, werb' ich um Rache an Räubern hienieden, werb' ich um eine wonnige Frau, die hoch ob dem Haupte mir schwebt!« (Immer froher und übermüthiger.) »Sie soll dem Lahmen nie mehr entfliegen, er folgt ihr wohin sie sich schwingt.«
    Schwanhilde . »Wieland! Du Kühnster! Schmiedest du Wunder, herrlicher Mann?«
    Wieland. (hoch aufjubelnd) . »Ich schmiede mir Flügel, du selig' Weib! Auf Flügeln heb' ich mich in die Luft! Vernichtung laß ich den Neidingen hier, schwinge gerächt mich zu dir!«
    Schwanhilde. »Wieland! Wieland! Mächtigster Mann! Freiest du mich in den freien Lüften, nie entflieg' ich dir je!«
    Wieland. »In den Lüften, du Hehre, harre mein! Dort will ich dich wieder gewinnen. – Senke dich nieder auf den nahen Forst; bald siehst du mich durch das Luftmeer schwimmen, mit mächtigen Schwingen seine wonnigen Wogen zertheilen!«
    Schwanhilde. »Leb' wohl, mein Holder! Ich harre dein auf dem nahen Forst, du göttlicher Wunderschmiedt!«
    Unter dem Zweigesange hat Wieland in immer steigender Erregtheit sein Werk vollendet. Es pocht an die Thüre. Neiding begehrt Einlaß. Wieland in furchtbarer Freude springt auf, läßt Neiding und seine Begleiter ein, schließt dann unvermerkt wieder hinter ihnen zu, und wirft den Schlüssel in das Feuer auf dem Heerd. –
Vierte Scene.
    Neiding freut sich über die große Thätigkeit Wielands; weithin hat man ihn hämmern gehört. Die Hofleute lachen und spotten über Wieland, ob seiner rüstigen Behendigkeit im Gebrauche der Krücken;

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