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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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Stück zur Seite. Der-mit-dem-Helm, deutlich älter als die beiden anderen, rührte sich nicht, starrte noch immer beschwörend auf die Jugendlichen, die, ja, was taten sie eigentlich? Sie heckten etwas aus, das war so sicher wie das Bier nach dem Feuerwehreinsatz. Und genauso sicher war ich mir auch, dass genau das Dem-mit-dem-Helm nicht in den Kram passte.
    Wo war Kofi eigentlich? War es weit bis zu diesem Nordparkplatz, wo er abtanzen wollte? Der war hier aufgewachsen. Der kannte die Jungs bestimmt und konnte mir sagen, ob das ernst zu nehmen war oder Kinderkram.
    Ich zog das Handy aus der Brusttasche und wählte Kofis Nummer. Es klingelte fünfmal, bevor mir ein netter junger Mann anbot, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen, damit Herr Kayi sich baldmöglichst bei mir melden könne.
    Baldmöglichst. Was für ein dämliches Wort.
    Die beiden Jüngeren hatten ihr Bier ausgetrunken und gingen davon. Der-mit-dem-Helm folgte ihnen. Eindeutig.
    Und was sollte ich tun?
    Da sprach mich eine junge Frau auf Französisch an. Sie suchte eine Toilette. Woher sollte ich das wissen? Sah ich aus wie ein Einheimischer oder wie dein Freund und Helfer in Zivil?
    Nachdem ich sie abgewimmelt hatte, waren die drei im Dunkel der Parkanlage Kauffmannsgarten verschwunden.

Mittwoch, der 15. Juni 2011

9
    „Guten Morgen, meine Damen und Herren! Wie ich sehe, fehlt nur der Herr Krüger. Sehr schön. Dann wollen wir mal zur Tat schreiten.“
    Oberstudienrat Harald Heckmann betrat das Klassenzimmer immer schon mit dem gezückten Notizbuch in der Hand. Nun tippte er mit seinem Rotstift die einzelnen Namen an.
    Timo flüsterte: „Als ob der nicht schon längst weiß, wen er piesacken will.“
    Lars hielt die Luft an. Musste er ihn jetzt auch noch provozieren?
    Heckmann schaute hoch, schaute Timo direkt an, hielt inne, so als müsste er überlegen, ob da eine Kakerlake oder ein Schüler am Tisch saß. Heckmann war ein großer Mann, mit breiten Schultern, der sich militärisch gerade hielt. Er war der einzige Lehrer des Campe, der jeden Tag im Anzug kam, und er war der Einzige, von dem die Oberstufenschüler sich siezen ließen.
    Heckmann holte Luft, als wollte er etwas sagen, klappte den Mund aber wieder zu, ohne etwas gesagt zu haben.
    Allgemeines Gemurmel, besonders in der letzten Reihe.
    Lars fragte sich, wie viele wussten, was gestern Nacht mit Heckmanns neuem Auto passiert war. Lauerten alle darauf, dass er Timo beschuldigte, dass er ausrastete?
    Timo jedenfalls saß gelassen an seinem Tisch. Wie immer die Cap auf. An sich schon eine Provokation, die er sich nur in Mathe erlaubte, und der Heckmann ließ es ihm durchgehen, ignorierte Timo einfach.
    Zum ersten Mal kam Lars der Gedanke, dass der Physik- und Mathelehrer Angst vor Timo haben könnte. Oder vor ihnen allen?
    Ohne die Miene zu verziehen, sagte Heckmann: „Dann wollen wir mal die Sproy vom Weizen trennen.“ Er drehte sich zur Tafel um und schrieb eine Aufgabe an.
    f(x) = 6x² -3
    Julia hasste die eckigen Buchstaben und Zahlen, die wie gedruckt an der Tafel auftauchten. f von x, das klang mindestens so abartig wie Filzläuse. Sechs X zum Quadrat. Quadratlatschen hatte höchstens der Heckmann. Minus drei. Eine Drei minus würde ihr vollkommen reichen.
    Lars sah, dass Julia kreidebleich geworden war. Julia hieß Sproy, was dachte das miese Arschloch sich dabei? Die Sproy vom Weizen trennen. Das lassen wir uns nicht gefallen. Gleich nach der Stunde gehe ich zur Stellmacher. Die muss was unternehmen.
    Dabei reckte er den Arm. Als Heckmann keine Anstalten machte, ihn dran zu nehmen, sondern seinen Blick gleichmütig über den Kurs schweifen ließ, bis er bei Julia angekommen war, rief Lars: „Darf ich die Kurvendiskussion mit dem Definitions- und Wertebereich beginnen?“
    Heckmann nickte ihm anerkennend zu. „Gar nicht dumm dieser Ansatz. Diese Vorgehensweise ließe sich sicher extrapolieren und transferieren.“ Er sah wieder zu Julia, die stur auf ihren Tisch schaute. „Nachdem Ihr Kurskamerad Ihnen eine beachtliche Lösungshilfe angeboten hat, darf ich Sie an die Tafel bitten, Fräulein Sproy. Sie ahnen sicher, wie nötig Sie es haben, mich davon zu überzeugen, dass Sie zumindest ein Fünkchen mathematischen Sachverstand ihr Eigen nennen.“
    Er seufzte. „Obwohl ich befürchte, dass Sie mich wiederholt enttäuschen werden, womit erneut bewiesen wäre, Frauen gehören an den Herd und nicht in den Physiksaal.“
    Julia saß noch immer stocksteif auf ihrem

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