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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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äußerst faszinierend. Ich konzentrierte mich wieder auf Timos Mutter. „Frau Fleck, wo ist Timo jetzt? Wir müssen dringend mit ihm sprechen.“
    „Ja, das müssen Sie wohl.“ Sie holte ein Handy, wählte eine Nummer und hielt das Gerät dann hoch, damit wir die Ansage „the number you have dialled is currently not available“ mithören konnten. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sie bereits vor dem Anrufversuch gewusst hatte, dass sie Timo nicht erreichen würde. Hatte sie beim Kaffeekochen heimlich versucht, ihn anzurufen?
    Sie klappte das Telefon zu. „Ich gehe davon aus, dass Sie seine Handynummer bereits haben?“
    „Haben wir, danke. Geben Sie mir auch seine Skype-Adresse. Verwendet er noch andere Messenger?“ Kofi hielt wie immer Notizbuch und Kuli bereit.
    „ICQ, soweit ich weiß. Ich schreibe Ihnen die Nummern auf.“ Sie lief ins Wohnzimmer, kam kurz darauf mit einem Zettel zurück, den sie Kofi in die Hand drückte. Dann bugsierte sie uns aus dem Haus. „Ich, beziehungsweise wir melden uns bei Ihnen, sobald wir etwas von ihm hören.“
    Wir stiegen in unseren Wagen. „Sie wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihren Sohn zu finden“, sagte Kofi. „Glaubst du, er war’s?“
    „Die Einbrüche? Er hatte die Gelegenheit. Diese Klara wird ihn sicher nicht überwacht haben. Der konnte Tag und Nacht tun und lassen was er wollte, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Das Attentat? Das gleiche. Er hatte Gelegenheit, Motiv und die Mittel, wenn er der Einbrecher ist.“
    „Wie hatte Frau Stellmacher das formuliert: Er will nur wissen, ob er’s kann. Danach interessiert es ihn nicht mehr. Einbrechen ohne Spuren zu hinterlassen, ist schon eine Herausforderung.“ Kofi startete den Motor, weil das Garagentor der Flecks aufschwang.
    „Wir haben es aber nicht mit einem einzelnen Einbruch zu tun“, wandte ich ein.
    „Das Adrenalin, der Kick, vielleicht war jede Wohnung eine neue Herausforderung. Zuerst der Förster, ziemlich abgelegen, kaum Gefahr, dass ihn jemand sieht, und zuletzt mitten in der Stadt bei den Webers, in einer engen Siedlung, wo jeder auf den anderen achtet.“
    Frau Fleck raste aus der Ausfahrt. Kofi folgte ihr. Wir schwiegen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Ich fragte mich, wie schon so oft, wie aus süßen, harmlosen, hilflosen Babies kaltblütige Mörder wurden?
    Frau Fleck hielt auf dem Bürgersteig vor einem Gebäude an der Allersheimer Straße an, doch Kofi fuhr weiter.
    „Warum hältst du nicht?“
    „Das ist die Kanzlei ihres Mannes. Da werden wir Timo bestimmt nicht finden.“
    „Wenn er schlau ist, schon. Wo willst du jetzt hin?“
    „Mal gucken, ob bei den Sproys jemand ist.“
    „Okay, aber danach sollten wir nach dem Jungen mit der Kamera suchen. Obwohl ich denke, dass der viel zu weit weg war, um ein klares Bild zu bekommen.“
    „Trotzdem sollten wir nichts unversucht lassen. Vielleicht erkennen wir ein Detail, das uns nachher hilft, ihn zu überführen.“
    „Ihn? Eine Frau kommt nicht in Frage, oder?“
    Kofi spitzte die Lippen. „Warum eigentlich nicht? Weder bei den Einbrüchen noch bei dem Überfall war besonders Muskelkraft nötig. Eigentlich spricht nichts gegen eine Frau.“
    Zehn Minuten später standen wir vor einem kleinen, roten Reihenhaus. Mir war nie vorher aufgefallen, dass in dieser Straße so gar keine Bäume standen. Irgendwie trist.
    Kofi klingelte bei Rolf Sproy. Ein Namensschild aus Pappe, wahrscheinlich aus einem Verpackungskarton geschnitten. Ich versuchte, durch die Scheiben neben der Tür zu spähen, es spiegelte zu stark.
    Die Tür öffnete sich nicht. Stattdessen sagte eine weibliche Stimme. „Wir kaufen nichts an der Tür.“
    „Kriminalpolizei. Wir müssen mit Ihnen sprechen.“
    Nichts geschah.
    Ich klingelte noch einmal. Da wurde die Tür aufgerissen. „Wo brennt’s denn?“
    Der Mann trug Jeans und ein kariertes Hemd. Ein Adler an der Goldkette um den Hals und auf der Gürtelschnalle. Nur die Romika-Puschen passten nicht ins Bild.
    „Wir würden gern Ihre Tochter Julia sprechen. Ist sie zu Hause?“
    „Was hat das Gör angestellt?“
    Kofi antwortete: „Wir brauchen sie als Zeugin.“
    „Ist nicht da.“ Er tippte auf seine Armbanduhr, ein Silverdollar. „Jetzt ist noch Schule. Am Mittwoch kommt sie um zwei.“ Während er sprach, betrachtete er Kofi von oben bis unten.
    „Kennen Sie Onkel Tom’s Hütte? Kein ruhmreiches Kapitel in der Geschichte der Vereinigten Staaten.“ Er schüttelte traurig den

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