Ausweichmanöver (German Edition)
Miststück.‘ Er zog sie in eine aufrechte Position und gurtete sie an.
43
Mein Handy klingelte, unmittelbar nachdem ich das Krankenhaus verlassen hatte. Kofi informierte mich, dass er Eugenia Belfano nicht angetroffen habe und dass noch immer kein Durchsuchungsbeschluss für Heckmann vorlag.
Ich berichtete ihm von meiner Unterhaltung mit Valentin und Lars, als ein weiteres Gespräch anklopfte. „Ich muss Schluss machen. Wir sehen uns später.“ Ich drückte ihn weg und nahm den zweiten Anruf an.
„Ollner!“
„Rahner, Paul Rahner, ich bin Bauunternehmer in Eschershausen.“
„Ich erinnere mich.“ Ich stand vor meinem Auto und friemelte den Schlüssel aus der Hosentasche.
„Sie haben beim Baboon-Treffen mit Knesebeck und Jäckel gesprochen, über mich gesprochen, denke ich.“
Ich grunzte. Was sollte ich dazu sagen?
„Sie brauchen nicht zu antworten, ich weiß es sowieso. Ich, hm, ich möchte Ihnen eine Zusatzinformation geben, allerdings, Sie verstehen schon?“
„Soll ich zu Ihnen kommen? Möchten Sie, dass wir uns irgendwo treffen?“ Kannte ich den Weg nach Eschershausen?
„Nicht nötig. Ich möchte nur, dass Sie meine Information vertraulich behandeln.“
„Wenn ich das kann.“ Wie die Leute sich das immer vorstellten.
„Knesebeck hat Ihnen erzählt, dass er das Gefühl hat, dass jemand in sein Büro eingedrungen ist, stimmt’s? Sie brauchen auch das nicht zu bestätigen. Hören Sie einfach zu. Sie fragen sich nun, ob er recht hat oder sich alles einbildet. Ich habe einen Beweis dafür, dass tatsächlich jemand Zugang zu den vertraulichen Unterlagen hat.“
„Wie das?“
Seine Stimme war kaum zu verstehen. Es kostete ihn scheinbar viel Überwindung. „Ich habe sie gekauft.“
„Gekauft? Von wem?“
„Das weiß ich nicht. Sobald die Stadt oder der Kreis Holzminden eine Ausschreibung veranlassen, erhalte ich eine Anfrage per SMS. Bringen Sie die Summe X am Soundsovielten um Mitternacht nach P. Wobei die Buchstaben jeweils für Ort, Zeit und Betrag stehen und immer variieren.“
„Was passiert dann?“
„Wenn ich zum angegebenen Zeitpunkt erscheine und das Geld deponiere, etwa fünf Prozent der Ausschreibungssumme, bekomme ich am nächsten Tag ein Päckchen mit den entscheidenden Informationen meiner Konkurrenten, derjenigen, die schon eingereicht haben, gelegentlich auch welche, die noch nicht eingereicht wurden.“
„Das ganze geschieht wann?“
„Einen Tag vor Ausschreibungsende.“
„So bleibt Ihnen Zeit, das günstigste Angebot abzugeben. Wie lange geht das schon so?“
„Zwei Jahre etwa.“
„Hat man Ihnen weitere Informationen angeboten?“
„Ja, als einem Konkurrenten die Insolvenz drohte.“
„Haben Sie angenommen?“
„Ja, aber ich habe sie nicht verwertet. Ich habe alle Unterlagen vernichtet.“
„Melden Sie sich jetzt bei mir, weil Ihre kleine Mauschelei beim letzten Mal nicht funktioniert hat?“
„Nein, es ist wegen der Waffe.“
Schlagartig verstand ich. Rahner hatte Angst, dass auch mit der bei ihm geklauten Waffe jemand umgebracht werden würde.
„Der Einbruch bei Ihnen, war der kurz vor Ablauf der Ausschreibung, die Sie verloren haben?“
„Am nächsten Tag um zwölf Uhr lief sie aus. Das ist mir erst viel später klar geworden. Seit die Schüler mit dem Gewehr von Oswald Eggebrecht erschossen wurden, kann ich nicht mehr schlafen.“
„Wo haben Sie Geld deponiert?“
„Die letzten beiden Male in einem fahrbaren Bordell an der B64.“
„Wo?“ Hatte er Bordell gesagt?
„Es war niemand drin. Die Tür ließ sich öffnen. Ich sollte das Geld unter das Kopfkissen legen.“
„Haben Sie Beweise für mich? Irgendetwas Schriftliches?“
„Ich habe alles sofort vernichtet, immer.“
„Wer hat Sie beim letzten Mal ausgestochen?“
„Picker Bau aus Höxter.“ Danach war das Gespräch unterbrochen. Ich startete den Wagen und fuhr zur Dienststelle.
44
Lars war erstaunt, dass Nora und nicht Gini auf seinem Bett lag und seine Kamera in der Hand hielt.
„Du hast dich verändert!“, sagte er.
Nora sah ihn fragend an. „Ich hatte Gini hier zurückgelassen.“
„Wie geht es Valentin?“
„Sieht schlimm aus. Nase gebrochen, Zähne ausgeschlagen und überall grün und blau. Er wird’s überleben.“
„Gut, guck mal hier. Was ist das?“
Sie hielt ihm die Kamera so hin, dass er auf den kleinen Monitor schauen konnte. Lars war verblüfft, dass sie gar nicht richtig auf die Nachricht über Valentin reagierte. Wusste sie
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